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Kultur - 10.06.2019

85 Jahre Donald Duck: Wie der Comic zur Sprechblase kommt

Paja Patak, Paperino, Anders And: Der tollpatschige Donald Duck ist weltweit unter vielen Namen bekannt. Wer denkt sich das aus und wie entstehen die Texte in den Sprechblasen? Comic-Übersetzer Wolfgang Fuchs klärt auf.

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Blaues Shirt, rote Fliege und eine Matrosenmütze, so kennen wir den ewigen Tollpatsch, die Ente ohne Hose, immer zornig und notorisch schlecht gelaunt. Seine Karriere begann im Jahr 1934 – als Nebendarsteller in einem kurzen 7-minütigen Trickfilm. Doch recht schnell mauserte sich die nuschelnde Ente aus Entenhausen zu einem der erfolgreichsten Stars in der Disney-Familie und wurde zum Liebling des Publikums.

Er ist ein Verlierer, der sich jedoch nie unterkriegen lässt. Ein übellauniger Polterer, geplagt von Geldsorgen, der am Alltag verzweifelt, und dennoch den Mut nicht verliert. Er kämpft erbittert um die Liebe seiner Daisy, mit den chaotischen drei Neffen, und am meisten gegen sich selbst. Vielleicht ist es eben dieser Unperfektionismus, der ihn zum Liebling aller Herzen macht – und ihm schließlich einen Stern auf dem Walk of Fame eingebracht hat. 

Donald Duck – der ewige Pechvogel – wird weltweit gelesen

Nach 85 Jahren ist die jähzornige Ente schon lange nicht mehr aus den Comics und von den Bildschirmen wegzudenken: Donald Duck ist weltweit bekannt – unter vielen verschiedenen Namen. Wie entstehen eigentlich die Texte in den Sprechblasen? Wieso heißt Donald überall anders und wird er nun mit 85 Jahren endlich schlauer? Ein Interview mit Wolfgang J. Fuchs, seit 1965 Comic-Übersetzer und einer der ersten Comic-Forscher in Deutschland.

Deutsche Welle: Herr Fuchs, meine Eltern waren der Meinung, dass Comic-Lesen Zeitverschwendung sei, ich sollte „richtige Bücher“ lesen, hieß es oft in meiner Kindheit. Hatten Ihre Eltern auch etwas gegen Comics oder konnten Sie ihre Leidenschaft frei ausleben? 

Wolfgang J. Fuchs: Meine Eltern hatten nichts gegen Comics. Ich habe die Hefte meines Bruders gelesen. Allerdings war ich einige Jahre im Internat und da durften wir überhaupt keine Comics lesen. Später – auf dem Gymnasium – habe ich gemerkt, dass sich Englisch wesentlich leichter mit Comics lernen lässt. Und so hat sich mein Interesse für Comics dauerhaft entwickelt.

Sie haben Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht: Sie sind einer der ersten Comic-Forscher in Deutschland, seit 1965 übersetzen Sie Comics, aber eben auch Romane. Was ist schwieriger?

Man muss in beiden Fällen kongenial übersetzen, das heißt den Text so rüberbringen wie im Original, ohne ihn groß zu verändern. Im Idealfall sollte er sich lesen, als wäre er in der eigenen Sprache geschrieben. Aber es gibt selten die Möglichkeit, eins zu eins zu übersetzen, dann passieren Fehler. Ich habe unlängst ein Comic von 1978 gelesen. Darin versucht die Oma eine Pillenflasche aufzudrehen. Sie schafft es nicht und ruft den Enkel, der die Flasche dann aufmacht. In der deutschen Übersetzung hieß es „eine kindergeprüfte Pillenflasche“, im Original „child-proof pill bottel“. Es sollte eigentlich korrekt heißen: „Flasche mit Kindersicherung“.

Wolfgang J. Fuchs, Comic-Übersetzer und Comic-Forscher

Der Unterschied zwischen Roman und Comic ist, dass man im Roman zwar die Sprache beachten muss, aber im Rahmen einer längeren Wörterkette arbeiten kann. In der Regel ist der Roman in der deutschen Übersetzung zehn bis 15 Prozent länger. Im Comic gibt es keine Ausweichmöglichkeiten, der Text muss genau so lang sein, wie vorgegeben, weil die Sprechblasen nicht verändert werden. Früher – vor der digitalen Zeit – hat man als Übersetzer bei den Comic-Heften eine Schablone gekriegt, wo die Zeilen eingezeichnet wurden, zum Beispiel durfte die erste höchstens 15 Buchstaben, die zweite 20, die dritte 20 und die letzte neun Buchstaben beinhalten. Und so habe ich im Kopf vorher ausgerechnet, wie viel ich eigentlich schreiben darf.

Wenn es länderspezifische Gepflogenheiten gibt, die sich schwer in die andere Sprache übersetzen lassen, was macht man dann?

Zwei Möglichkeiten: Entweder versucht man den Witz zu erklären, wenn das vom Platz her, den man in der Sprechblase hat, überhaupt möglich ist. Oder man findet einen geeigneten deutschen Witz dazu, um die Pointe rüber zu bringen. Man muss kreativ sein. So auch mit den Namen der Figuren. Zum Beispiel heißen die Figuren anders je nach Land und Kultur.

Inzwischen übersetzt man aber aus Gründen des Merchandisings manche Namen von Figuren gar nicht ins Deutsche. Lange Zeit wurde hierzulande Spiderman als die Spinne übersetzt. Nachdem die ersten Trickfilme kamen, stand dann plötzlich auf den Titel der Hefte Spiderman genannt die Spinne. Inzwischen steht nur noch Spiderman – so lässt es sich leichter vermarkten. Aber Onkel Dagobert wird im Deutschen immer Onkel Dagobert heißen. Der Name war so gut gewählt, dass auch in anderen Ländern, wie in den Niederlanden, der Name Dagobert genutzt wurde.

Eine Frage an den Comic-Forscher: Wieso haben sich eigentlich Donald Duck und Mickey Mouse nie getroffen?

Das ist eigentlich eine falsche Einschätzung der Geschichte, weil in den Trickfilmen haben sich Donald Duck und Micky Maus sehr wohl getroffen und miteinander zu tun gehabt. Dass sie in den Heften aber lange Jahre eigentlich nichts miteinander zu tun hatten, das hat mit einer postalischen Regelung in den USA zu tun. Comichefte konnte man nur dann zum ermäßigten Zeitschriftenverkehr verschicken, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllten. So musste mehr als eine Geschichte im Heft enthalten sein und in der zweiten Geschichte müssen auch andere Figuren vorkommen. Wenn in der zweiten Geschichte dieselben Figuren vorkamen, dann gilt das Privileg der „second class postage“ nicht. Folglich mussten Micky Maus und Donald Duck in getrennten Geschichten auftreten. Und als es dann ein Onkel Dagobert Heft gab, musste es noch eine andere Geschichte geben mit anderen Figuren – und da hat Autor und Zeichner Carl Barks als „Zweitserie“ den Erfinder Daniel Düsentrieb eingeführt. In der ersten Folge waren zunächst die Neffen von Donald Duck im Hintergrund zu sehen, aber das durfte es ja nicht geben, also hat man daraus die Neffen von Micky Maus gemacht.

Aber im Deutschen leben Micky Maus und Donald Duck zusammen. Wie kommt das?

Das hat Erika Fuchs (Anm. Red.: die erste Übersetzerin von Donald Duck) festgelegt. Aber es gibt natürlich die Puristen, die der Meinung sind, dass die beiden Figuren eigentlich nicht am gleichen Ort leben. Micky Maus wohnt in Mäuseburg. Die andere Vermutung ist, dass es ein Entenhausen A und B oder ein Entenhausen nördlich der Bahnlinie und eins südlich der Bahnlinie gibt und sie sich deswegen nie treffen. Aber inzwischen wirft man alle Figuren in einen Topf, weil es diese postalische Regelung nicht mehr gibt. Seit einigen Jahren wird für die Mausens aber auch offiziell Mouseton als Wohnort genannt. Wobei das natürlich auch ein Stadtteil von Entenhausen sein könnte.

Wie entstehen neue Geschichten? Wo werden sie geschrieben?

Die US-Amerikaner produzieren im Prinzip kaum noch neues Material, wenn man von den Duck-Tales absieht. In Deutschland hat man es in der Regel geschafft mit dem Material aus den USA genügend Hefte zu machen. Inzwischen ist es aber so, dass im Wesentlichen die Comics von Egmont in Dänemark produziert werden. Da entstehen 100.000 Seiten pro Jahr, die von dänischen, englischen, amerikanischen und italienischen Autoren verfasst werden, die dann in Italien, Argentinien, Brasilien, England, Dänemark, Finnland und den Niederlanden gezeichnet werden. Diese Hefte liegen als Pool vor und daraus wird in den einzelnen Ländern ausgewählt.

„Der Stammbaum der Ducks“ erschienen in der Egmont Comic Collection

Donald Duck ist 85 Jahre alt geworden, wird er jemals aus seinen Fehlern lernen?

Ich glaube nicht, denn wenn er das täte, wäre er nicht Donald Duck. Dann müsste man das Konzept total überarbeiten und dazu ist niemand bereit. Die Geschichten wären nicht so lustig, wenn er nicht ein Tollpatsch wäre. Es gibt aber verschiedene Annahmen für seinen Geburtstag. Einige sagen, dass Donald Duck am Freitag, den 13. geboren wäre. Andere sagen, es wäre der 9. Juni 1934, der Tag der Erscheinung des ersten Zeichentrickfilms. Vor diesem Datum gibt es einen Freitag der 13., der eine drei Jahre vorher, der andere 20 Jahre vorher. Das würde auch in die Geschichte passen, dass Donald Duck ein Stand-Up-Comedian war bevor er dann von Disney unter Vertrag genommen wurde. Das würde heißen, dass er als reale Figur heute eigentlich 105 Jahre alt wäre.

Die Abenteuer von Donald Duck und Co. erscheinen alle vier Wochen im „Lustigen Taschenbuch“ und im Donald Duck Sonderheft bei Egmont Ehapa Media.

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