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Kultur - 18.06.2019

Mode-Ikone Gloria Vanderbilt ist tot

Sie hatte vier Ehemänner, fünf Berufe und ein Jahreseinkommen von zehn Millionen Dollar. Von da an konnte sie es sich sogar leisten, Bücher zu schreiben. Doch in die Schlagzeilen kam sie vor allem mit privaten Eskapaden.

Sie war Millionenerbin, eine vielseitige Künstlerin – und über Jahrzehnte hinweg eine der glamourösesten Erscheinungen der High Society in den USA. Nun erlag Gloria Vanderbilt im Alter von 95 Jahren einer Krebserkrankung, wie ihr Sohn, CNN-Starmoderator Anderson Cooper, mitteilte.

Vanderbilt war die Ururenkelin des legendären Eisenbahnmagnaten Cornelius Vanderbilt. Im Laufe ihres wechselhaften Lebens betätigte sie sich als Model, Schauspielerin, Malerin, Designerin und Schriftstellerin.

Cooper beschrieb seine Mutter als „außergewöhnliche Frau, die das Leben liebte und es zu ihren eigenen Bedingungen lebte“. Die ihr nahe stehenden Menschen könnten berichten, dass sie trotz ihres hohen Alters die „jüngste ihnen bekannte Person“ gewesen sei – und die „coolste“.

Mit Modedesigner Ralph Lauren (2010) …

Vanderbilt war eine Frau mit vielseitigen Begabungen. Sie stand als Schauspielerin auf der Bühne und spielte im Fernsehen. Sie war eine anerkannte bildende Künstlerin, die malte, zeichnete und Installationen herstellte. 1979 warf sie mit der Murjani Corporation erfolgreich eine eigene Kollektion von Designer-Jeans auf den Markt. Ihr Jahreseinkommen wurde 1980 mit 10 Millionen US-Dollar beziffert.

Von da an konnte sie sich sogar einen Beruf leisten, der für die meisten, die ihn ausüben, eher eine brotlose Kunst ist: Vanderbild wurde Schrifstellerin. Sie veröffentlichte Gedichte, Romane, Bücher über Wohnkultur – und natürlich ihre Memoiren.

Inspiration für Filmfigur

In die Schlagzeilen geriet sie vor allem durch ihr turbulentes Liebesleben. Sie war vier Mal verheiratet, unter anderen mit Hollywoodregisseur Sidney Lumet. Als umschwärmte Frau hatte sie prominente Liebhaber wie Frank Sinatra, Gene Kelly und Marlon Brando.

… ihrem Geliebten Frank Sinatra (späte 1950er Jahre) …

Der schwule Schriftsteller Truman Capote, der zu ihrer Entourage gehörte, soll von Vanderbilt zu der Figur der Holly Golightly in seiner Erzählung „Frühstück bei Tiffany“ inspiriert worden sein. In der berühmten Filmversion wurde das Partygirl von Audrey Hepburn verkörpert.

Vanderbilt wurde 1924 in New York geboren und wuchs in Frankreich auf. Ihr Vater Reginald Claypoole Vanderbilt starb an den Folgen exzessiven Alkoholkonsums, als sie gerade einmal anderthalb Jahre alt war.

Heirat mit 17

Das Kleinkind erbte ein Millionenvermögen in Form eines Treuhandfonds, der zunächst von ihrer Mutter Gloria Morgan verwaltet wurde. Mit ihr zog Vanderbilt nach Paris. Dort wurde sie von einer Kinderfrau großgezogen, während die Mutter sich dem Partyleben widmete. Um das Sorgerecht für das Mädchen entstand dann ein von großem Medienspektakel begleiteter Rechtsstreit, in dem sich ihre Tante Gertrude Vanderbilt Whitney – die Gründerin des New Yorker Whitney Museum of American Art – durchsetzte.

… Ehemann Nummer drei, Regisseur Sidney Lumet (links) und Schriftsteller Arthur Miller …

Mit nur 17 Jahren schloss Vanderbilt dann ihre erste Ehe. Von dem Hollywoodagenten und Produzenten Pasquale DiCicco ließ sie sich aber bereits nach vier Jahren wieder scheiden. Sie heiratete kurz danach den Dirigenten Leopold Stokowski, der 42 Jahre älter war als sie und mit dem sie zwei Söhne hatte. Auch von Stokowski und danach von dem Regisseur Sidney Lumet wurde sie geschieden.

Sohn springt in den Tod

Mit ihrem vierten und letzten Ehemann, dem Schriftsteller Wyatt Cooper, hatte Vanderbilt zwei weitere Söhne. Cooper starb 1978 während einer Herzoperation. Zehn Jahre danach erlebte sie einen ihrer schwersten Schicksalsschläge: Ihr Sohn Carter Cooper stürzte sich im Alter von 23 Jahren vom Balkon der New Yorker Wohnung – und vor ihren Augen – in den Tod.

… „und, oh, wie ich gelebt habe!“

„Ich glaube, dass man nur dann, wenn man einmal das Leben als Tragödie akzeptiert hat, wirklich zu leben anfangen kann“ schrieb Vanderbilt im vergangenen Februar zu ihrem 95. Geburtstag im Internetdienst Instagram. Vielsagend setzte sie hinzu: „… und, oh, wie ich gelebt habe!“

jj/ehl (dpa, afp, munzinger)

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