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Kultur - 16.02.2019

„Weltweit verehrt“: Kulturschaffende trauern um Bruno Ganz

Er war einer der größten Schauspieler in Europa. Wegbegleiter, Freunde und Verehrer zollen dem mit 77 Jahren verstorbenen Bruno Ganz Respekt – und erklären ihre Liebe.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Bruno Ganz an der Berliner Schaubühne (ab den 1970er Jahren)

    Schon als Schüler hatte Bruno Ganz die Bühne für sich entdeckt. Nach ersten Engagements traf er mit Peter Stein einen Regisseur, mit dem er lange zusammenarbeitete. Die von Ganz mitbegründete Berliner Schaubühne wurde in den 1970er Jahren zum Dreh- und Angelpunkt des europäischen Theaterlebens. Dort spielte Ganz u.a. die Titelrolle in Ibsens „Peer Gynt“ und in „Kleists Traum vom Prinzen Homburg“.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Bruno Ganz und der deutsche Film

    In den 1970er Jahren begann Ganz Filmkarriere: Unter der Regie von
    Wim Wenders, mit dem ihn seitdem eine enge Freundschaft verband, spielte er 1977 die Hauptrolle in „Der amerikanische Freund“. Kooperationen mit weiteren großen Regisseuren folgten.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Jonathan Harker in „Nosferatu“ (1979)

    In Werner Herzogs „Nosferatu“ war Bruno Ganz das Dracula-Opfer Jonathan Harker. Klaus Kinski gab den Grafen Dracula in dem düster inszenierten Film.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Engel Damiel in „Himmel über Berlin“ (1987)

    Wim Wenders „Himmel über Berlin“ wurde zum Filmklassiker: Kritiker und Publikum waren gleichermaßen begeistert von dem Mann mit den freundlichen Augen bei oft grüblerischer Mimik. Sein Engel Damiel, der aus Zuneigung zu den Menschen auf seine Unsterblichkeit verzichtet, ist unvergesslich.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Kriegsreporter in „Die Fälschung“ (1981)

    Eindrucksvoll auch Ganz‘ Darstellung eines von Selbstzweifeln geplagten Kriegsberichterstatters in Volker Schlöndorffs „Die Fälschung“ (1981): Ein deutscher Reporter, der für die Regenbogenpresse arbeitet, gerät in die Wirren des libanesischen Bürgerkriegs. Erst seine Kriegserlebnisse im umkämpften Beirut machen ihm bewusst, dass er sein Leben auf Lügen aufgebaut hat.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Faust in der Inszenierung von Peter Stein (2000)

    In den 1990er Jahren wechselten sich Film- und Theaterrollen ab – und die Preise mehrten sich: 1973 wurde er zum Schauspieler des Jahres gekürt, 1996 erhielt Ganz den Iffland-Ring, eine Auszeichnung, die dem „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ auf Lebenszeit ehrt. 2004 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Fernando Girasole in „Pane e tulipani“ (2000)

    Der italienische Film von Regisseur Silvio Soldini wurde 2000 zu einem Publikumsliebling. Die authentischen und liebenswürdigen Charaktere machten aus dem Film mit unspektakulärer Handlung eine herzerwärmende romantische Komödie.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Adolf Hitler in „Der Untergang“ (2004)

    Ihn habe es „umgehauen, wie sehr ich Hitler ähnlich sah“, sagte der
    Schauspieler am Rande der Dreharbeiten zu „Der Untergang“. „Wenn ich ein Deutscher wäre, könnte es gut sein, dass ich das nicht spielen würde.“ Bruno Ganz gab den
    Nazi-Diktator verstörend, unheimlich und gleichzeitig lebensecht und
    nachvollziehbar. Danach konnte er sich vor Rollenangeboten kaum noch retten.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Vater Tiziano Terzani in „Das Ende ist mein Anfang“ (2010)

    Ein Vater-Sohn-Gespräch über das Leben und den Tod ist der rote Faden des Films. Er basiert auf Gesprächen von Folco Terzani mit seinem Vater dem Schriftsteller Tiziano Terzani (1928-2004), welche die beiden kurz vor dem Tod des Vaters führten und die zunächst in Buchform erschienen. Eine intensive Reflektion über das Leben und das Sterben.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Alp-Öhi in „Heidi“ (2015)

    Der Kinderbuchklassiker ist gleichzeitig auch Nationalheiligtum der Schweiz. Naheliegend, dass Bruno Ganz in der Inszenierung von Alain Gsponer mitwirken sollte. „Den Alpöhi zu spielen“, sagte Ganz augenzwinkernd Reportern des Schweizer Fernsehens, „ist doch eine patriotische Pflicht.“

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Sigmund Freud in „Der Trafikant“ (2017)

    Auch zuletzt ging Ganz noch neue Wagnisse ein, etwa bei der Mitwirkung im Horror-Thriller „The House that Jack built“ von Lars von Trier. In „Der Trafikant“ von Nikolaus Lytner gibt er den Psychoanalytiker Sigmund Freud, der an der Schwelle zum Zweiten Weltkrieg mit dem jungen Franz Huchels (Simon Morzé) eine ungewöhnliche Freudschaft entwickelt.

    Autorin/Autor: Julia Hitz


  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Bruno Ganz an der Berliner Schaubühne (ab den 1970er Jahren)

    Schon als Schüler hatte Bruno Ganz die Bühne für sich entdeckt. Nach ersten Engagements traf er mit Peter Stein einen Regisseur, mit dem er lange zusammenarbeitete. Die von Ganz mitbegründete Berliner Schaubühne wurde in den 1970er Jahren zum Dreh- und Angelpunkt des europäischen Theaterlebens. Dort spielte Ganz u.a. die Titelrolle in Ibsens „Peer Gynt“ und in „Kleists Traum vom Prinzen Homburg“.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Bruno Ganz und der deutsche Film

    In den 1970er Jahren begann Ganz Filmkarriere: Unter der Regie von
    Wim Wenders, mit dem ihn seitdem eine enge Freundschaft verband, spielte er 1977 die Hauptrolle in „Der amerikanische Freund“. Kooperationen mit weiteren großen Regisseuren folgten.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Jonathan Harker in „Nosferatu“ (1979)

    In Werner Herzogs „Nosferatu“ war Bruno Ganz das Dracula-Opfer Jonathan Harker. Klaus Kinski gab den Grafen Dracula in dem düster inszenierten Film.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Engel Damiel in „Himmel über Berlin“ (1987)

    Wim Wenders „Himmel über Berlin“ wurde zum Filmklassiker: Kritiker und Publikum waren gleichermaßen begeistert von dem Mann mit den freundlichen Augen bei oft grüblerischer Mimik. Sein Engel Damiel, der aus Zuneigung zu den Menschen auf seine Unsterblichkeit verzichtet, ist unvergesslich.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Kriegsreporter in „Die Fälschung“ (1981)

    Eindrucksvoll auch Ganz‘ Darstellung eines von Selbstzweifeln geplagten Kriegsberichterstatters in Volker Schlöndorffs „Die Fälschung“ (1981): Ein deutscher Reporter, der für die Regenbogenpresse arbeitet, gerät in die Wirren des libanesischen Bürgerkriegs. Erst seine Kriegserlebnisse im umkämpften Beirut machen ihm bewusst, dass er sein Leben auf Lügen aufgebaut hat.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Faust in der Inszenierung von Peter Stein (2000)

    In den 1990er Jahren wechselten sich Film- und Theaterrollen ab – und die Preise mehrten sich: 1973 wurde er zum Schauspieler des Jahres gekürt, 1996 erhielt Ganz den Iffland-Ring, eine Auszeichnung, die dem „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ auf Lebenszeit ehrt. 2004 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Fernando Girasole in „Pane e tulipani“ (2000)

    Der italienische Film von Regisseur Silvio Soldini wurde 2000 zu einem Publikumsliebling. Die authentischen und liebenswürdigen Charaktere machten aus dem Film mit unspektakulärer Handlung eine herzerwärmende romantische Komödie.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Adolf Hitler in „Der Untergang“ (2004)

    Ihn habe es „umgehauen, wie sehr ich Hitler ähnlich sah“, sagte der
    Schauspieler am Rande der Dreharbeiten zu „Der Untergang“. „Wenn ich ein Deutscher wäre, könnte es gut sein, dass ich das nicht spielen würde.“ Bruno Ganz gab den
    Nazi-Diktator verstörend, unheimlich und gleichzeitig lebensecht und
    nachvollziehbar. Danach konnte er sich vor Rollenangeboten kaum noch retten.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Vater Tiziano Terzani in „Das Ende ist mein Anfang“ (2010)

    Ein Vater-Sohn-Gespräch über das Leben und den Tod ist der rote Faden des Films. Er basiert auf Gesprächen von Folco Terzani mit seinem Vater dem Schriftsteller Tiziano Terzani (1928-2004), welche die beiden kurz vor dem Tod des Vaters führten und die zunächst in Buchform erschienen. Eine intensive Reflektion über das Leben und das Sterben.

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Alp-Öhi in „Heidi“ (2015)

    Der Kinderbuchklassiker ist gleichzeitig auch Nationalheiligtum der Schweiz. Naheliegend, dass Bruno Ganz in der Inszenierung von Alain Gsponer mitwirken sollte. „Den Alpöhi zu spielen“, sagte Ganz augenzwinkernd Reportern des Schweizer Fernsehens, „ist doch eine patriotische Pflicht.“

  • Bruno Ganz: Hitler, Freud und „Alp-Öhi“

    Sigmund Freud in „Der Trafikant“ (2017)

    Auch zuletzt ging Ganz noch neue Wagnisse ein, etwa bei der Mitwirkung im Horror-Thriller „The House that Jack built“ von Lars von Trier. In „Der Trafikant“ von Nikolaus Lytner gibt er den Psychoanalytiker Sigmund Freud, der an der Schwelle zum Zweiten Weltkrieg mit dem jungen Franz Huchels (Simon Morzé) eine ungewöhnliche Freudschaft entwickelt.

    Autorin/Autor: Julia Hitz


Schauspielkollege Ulrich Matthes, seit kurzem neu gewählter Präsident der Deutschen Filmakademie, zeigte sich „bestürzt und sehr traurig über den Tod meines großen, wenn nicht größten Kollegen“. „Bruno Ganz‘ leuchtende Empfindsamkeit, sein darunter immer spürbarer Furor, seine klügste Durchdringung von Texten, sein Humor, sein Wissen um den Glanz und die Abgründe der menschlichen Existenz haben mich seit Jahrzehnten bewegt, verzaubert und innehalten lassen“, erklärte Matthes. Bruno Ganz war am Samstagmorgen mit 77 Jahren in Zürich gestorben.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Ganz einen großartigen Menschen und Schauspieler von Weltrang. „So manche Figur der Weltliteratur hat erst durch ihn Profil und Farbe erhalten“, erklärte Steinmeier in Berlin. „Man sah ihm zu und spürte, dass da auf der Bühne etwas geschah, was mit profanen Bergriffen nicht zu beschreiben war.“

Waren Freunde: Wim Wenders und Bruno Ganz

„Ikone des deutschsprachigen Theaters“

„Weltweit wird er verehrt: ob als Engel Damiel in „Der Himmel über Berlin“ oder als trauriger Kellner Fernando in „Brot und Tulpen““,
sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Sie würdigte Ganz als „eine Ikone des deutschsprachigen Theaters und einen herausragenden Könner auch der internationalen Schauspielkunst“.

Er habe es verstanden, die eigene Persönlichkeit hinter der zu spielenden Rolle unbemerkt zu machen und ganz in ihr aufzugehen. „Eine solche Annäherung, die bis an die eigene Existenz ging, war die Darstellung als Adolf Hitler in „Der Untergang“ – eine schauspielerische Herausforderung und eine der vielen Meisterleistungen, die ihn zu einem der ganz großen deutschsprachigen Charakterdarsteller auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gemacht haben.“

Berlin würdigt seinen Engel

 Der scheidende Leiter der Berliner Filmfestspiele, Dieter Kosslick, erinnert an die „wunderbare Zusammenarbeit» mit Schauspieler Bruno Ganz. Mit Blick auf blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein über Berlin sagte Kosslick am Samstag während der Berlinale: „Ich habe das Gefühl, dass nichts im Weg sein soll, wenn er auf seinem Weg ist in den Himmel über Berlin. „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders war einer der bekanntesten Filme mit Bruno Ganz.

Dieter Kosslick, Bruno Ganz und Christiane Paul bei der Berlinale 2009

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller äußerte sich betroffen zum Tod des Schauspielers, der in der Hauptstadt in zahlreichen Rollen zu sehen war. „Ganz gehörte zu den Großen seines Metiers. Er hat zum Ensemble der Schaubühne gehört, und Ganz hat in Berlin unter den großen Regisseuren der Zeit gespielt“, hieß es in einer Erklärung. Besonders hervorzuheben sei auch sein politisches Engagement. „Wir werden Bruno Ganz vermissen.“

Trauer in der Schweiz

Auch in der Schweizer Kulturszene gab es unzählige Trauerbekundungen. Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset erklärte am Samstag: „Selbst in den boshaften Rollen schimmert bei Bruno Ganz und seinen Charakteren immer Menschlichkeit durch. Das macht sein Wirken und Werk so bedeutsam, weil es differenziert und dadurch verstörend wirkt. Er spielte die Rolle nicht, er lebte sie.“

Bruno Ganz selbst hatte 2017 zufrieden auf seine Karriere zurückgeblickt: „Wenn man so eine Arbeit gefunden hat, dann ist das schon ein Geschenk“, sagte er der „NZZ“. „Ich habe die Zeit gut verbracht.“

jhi/hf (dpa, epd)

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