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Kultur - 10.07.2019

Wo in Amerika noch deutsch gesprochen wird

Vor 300 Jahren kamen deutsche Siedler über den Atlantik nach Pennsylvania. Ihre Sprache und ihre Kultur pflegen die Nachfahren bis heute, wie DW-Korrespondent Oliver Sallet miterlebte.

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Wenn Norman Sunday vor seiner Scheune sitzt, wird er manchmal wehmütig. Der 82-jährige Bauer aus Pennsylvania weiß, dass eine jahrzehntealte Familiengeschichte zu Ende geht. Früher hat er hier Rinder gezüchtet, jetzt ist er im Ruhestand und wahrscheinlich werden seine Kinder den Hof nicht übernehmen.

Sunday ist wie viele in Berk County Nachfahre deutscher Einwanderer, die im 18. Jahrhundert aus der Pfalz kamen, um hier eine neue Heimat zu finden. Sie waren Bauern, die hart arbeiteten, an Gott glaubten – und ihre deutsche Kultur pflegten. Norman Sunday war selbst nie in Deutschland, aber seine Eltern sprachen mit ihm Pennsilfaanisch Deitsch, einem Dialekt, der seit 300 Jahren von der Landbevölkerung gesprochen wird und bis heute lebendig ist. „Ich kann’s ned gud schwätze, aber ich verstehe“, sagt Sunday.

Schnell wachsende Sprache

Patrick Donmoyer von der University of Pennsylvania will das deutsche Erbe für zukünftige Generationen erhalten. Am „German Cultural Heritage Center“ in

Kutztown unterrichtet er Pennsilfaanisch Deitsch in einer ehemaligen deutschen Schule aus dem Jahr 1870, die jetzt als Museum dient. Auf der alten Schiefertafel stehen „deitsche Sprichwadde“, wie „Schpaar die Geld“ und „gut gwetzt ist halwer gmeht“.

Museum in Kutztown erinnert an deutsche Auswanderer aus der Pfalz

Dabei sei die Sprache gar nicht vom Aussterben bedroht, sagt Donmoyer. Insgesamt 40.000 Menschen sprechen den Dialekt in Pennsylvania, 400.000 in ganz Amerika – Tendenz steigend. Der Grund dafür seien die vielen Glaubensgemeinschaften der Amish und Mennoniten, die das Pennsylvania-Deutsch als Muttersprache sprechen und traditionell viele Kinder zu Welt bringen.

30 Prozent der Pennsylvanier haben deutsche Vorfahren und viele der Nachfahren sprechen den Dialekt heute noch zu Hause. Donmoyer sagt, er habe sich in den 300 Jahren zu einer eigenen Sprache entwickelt. „Mir henn viele neie Wodde in unsere Sproch: Guckbox für Television und so weider“, sagt er und dass sie trotz deutscher Sprache richtige „amerikanische Leit“ seien.

Scheunensterne als eigene Kunstform

Typisch für die Gegend sind die für Pennsylvania berühmten Scheunensterne, die hier auch „Hex Signs“ oder „Barn Stars“ heißen. Die bunten Gemälde mit acht bis zwölf Strahlen sind auf den Scheunen schon von weitem zu sehen. Auch sie wurden von den Pfälzer Einwanderern über den Atlantik mitgebracht und haben sich zu einer eigenen Kunstform entwickelt.

Scheunensterne überlebten als kulturelles Erbe die 300-jährige Siedlungsgeschichte

Auf dem „Kutztown Folk Festival“ zeigt Patrick Donmoyer, wie man sie malt. Durch kontrastierende Farben wie Gelb und Schwarz entstehe der Eindruck, die Sterne würden sich drehen, sagt Donmoyer. Mit Hexenzeichen hätten die Sterne aber nichts zu tun: Für Bauernvölker würden Sonne, Mond und Sterne seit jeher eine wichtige Rolle spielen. Sie hätten daher einfach das gezeichnet, was ihnen wichtig war, erklärt Donmoyer.

Alte Bräuche werden lebendig

130.000 Besucher kommen jedes Jahr zum Kutztown Folk Festival und vieles erinnert hier an die deutschen Einwanderer, die das Berks County bis heute prägen. Im „Wursthaus“ gibt es echte pennsylvanische Bratwürste mit Sauerkraut und eine Blaskapelle spielt Musik, die eigentlich auch gut nach Bayern passen würde.

Bratwurst auf dem Kutztown Folk Festival

Trompeter Leon Moll hat noch als Kind regelmäßig mit den Eltern Pennsilfaanisch Deitsch gesprochen. Seit deren Tod kommt er jedoch nur noch selten dazu und seine Kinder „tun es nid mehr schwätze“, sagt Moll. Für viele hier sind es die einzigen neun Tage im Jahr, in denen die alten Bräuche wieder lebendig werden.

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