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Sport - 24.06.2019

Bayern München ist Deutscher Basketball-Meister

Nach einer dramatischen Schlussphase inklusive Verlängerung hat Bayern München das bessere Ende für sich – obwohl zunächst vieles für Alba sprach.

Leidenschaft pur. Albas Luke Sikma (am Ball) gegen Münchens Vladimir Lucic.

Auf ein paar Dinge kann man sich in dieser Saison bei Alba Berlin verlassen. Wenn das Team aufs Spielfeld geht, gibt es vorher viel Gebrüll. Außerdem nimmt Trainer Aito Garcia Reneses auch in der kritischsten Phase des Spiels nur ungern eine Auszeit und nippt lieber tiefenentspannt an seiner Wasserflasche. Und wenn es gegen die roten Erzrivalen von Bayern München geht, dann schlägt die Stimmung schnell in Richtung genüsslicher Abneigung um.

Das alles war auch am Sonntagabend wieder zu spüren, als es für den Berliner Basketball-Bundesligisten darum ging, in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft noch ein wenig länger am Leben zu bleiben. Die ersten beiden Spiele hatte Alba knapp verloren, mit dem dritten Sieg im dritten Spiel konnten die Münchner auf heimischem Parkett den fünften Meistertitel perfekt machen.

Lange hatte es so ausgesehen, als würden ihnen die Berliner dabei einen Strich durch die Rechnung machen, doch dank eines starken Schlussviertels und den besseren Nerven in der Verlängerung setzten sich die Münchner am Ende mit 93:88 (15:22, 17:24, 19:16, 25:14, 17:12) durch und verteidigten ihren Titel – auch im dritten Finale der Saison hatten die Berliner das Nachsehen.

Bislang hatten die Berliner in der Serie immer munter losgelegt, mit 11:0 und 7:0 waren sie in den ersten beiden Spielen gestartet. Das sah am Sonntagabend anders aus: Bayerns Spielmacher Stefan Jovic, der in Spiel zwei keinen einzigen seiner neun Würfe im Korb untergebracht hatte, eröffnete das Spiel direkt mit einem langen Zweier. Kurze Zeit später baumelten Nationalspieler Danilo Barthel und sein Kollege Devin Booker am Berliner Korb, nachdem sie den Ball durchs Netz gedrückt hatten.

Abschütteln ließen sich die Berliner aber nicht. Trainer Reneses hatte Joshiko Saibou direkt wieder in die Starting Five beordert, nachdem er am Mittwoch nicht mal im Kader gestanden hatte. Saibou zahlte zurück und ließ einen Dreier in den Korb segeln, seine Berliner blieben dran. Einen richtig frischen Eindruck machten seine Kollegen aus der Startformation jedoch nicht, und so wechselte Albas Trainer früh durch.

Die Nachrücker setzen sich bei Alba, ganz im Sinne der Klubphilosophie, auch in dieser Saison aus einigen Spielern aus dem eigenen Jugendprogramm zusammen. Bayern leistet sich hingegen den Luxus, einen Spieler wie den ehemaligen NBA-Star Derrick Williams regelmäßig von der Bank zu bringen. Das hatte sich in der Serie bislang als Vorteil für die Münchner erwiesen. Alba hatte Probleme, die bislang weniger erbaulichen Auftritte von Leistungsträgern wie Luke Sikma oder Martin Hermannsson zu kompensieren.

Doch diesmal gaben die Spieler aus der zweiten Reihe um Kapitän Niels Giffey, Tim Schneider und Franz Wagner den Berlinern erst den nötigen Schwung, um ins Spiel zu finden. Sie bewegten den Ball sehr viel besser und machten den Bayern damit ordentlich Probleme. Schneiders Dreier brachte Alba erstmals in Führung (17:15) und fortan spielten sich die Berliner in einen Rausch, der nach einem 16:0-Lauf erst Mitte des zweiten Viertels durch einen Dreier aus der Ecke von Bayerns Vladimir Lucic beendet wurde.

Wilde Schlussphase

Die Münchner versuchten den Rhythmus der Berliner zu unterbrechen, indem sie härter zupackten, verzettelten sich damit aber bei den Schiedsrichtern. Barthel stellte sich, positiv formuliert, etwas ungeschickt an, als er erst Giffey unsanft unterm Korb stoppte und sich kurze Zeit später auf der anderen Seite des Feldes ein weiteres Foul einhandelte – es war bereits das vierte des letztjährigen MVPs der Finalserie. Er musste auf die Bank, die Bayern-Fans in der ausverkauften Halle waren entsetzt.

Als das Pfeifkonzert des Münchner Publikums, begünstigt durch eine Dunking-Show in der Halbzeit, verhallt war, machte nur noch der gelbe Pulk, bestehend aus etwa 200 Alba-Fans, unter dem Hallendach Radau. Ihr Team führte mit 46:32. Es sah nach einer Verlängerung der Serie und einem vierten Spiel am Dienstag in Berlin aus. Doch darauf hatten die Münchner wenig Lust. Bayern-Trainer Dejan Radonjic ging sogar das Risiko, den mit vier Fouls belasteten Danilo Barthel früh ins Spiel zurückzubringen. Das schien zu helfen: Als der Ex-Berliner Leon Radosevic den Ball zum 43:50 durch den Korb schlug, waren die Bayern wieder dran. Doch Albas Spielmacher Peyton Siva hielt sein Team mit zwei Dreiern weiter vorn, und mit zwei Freiwürfen stellte er auf 62:51 vor dem Schlussabschnitt.

Da sah sich der Münchner Hallensprecher genötigt, zu einer Motivationsrede an das Publikum anzusetzen. Konnte ja nicht sein, dass ihnen nun die schöne Meisterfeier verdorben wurde. Das sahen die Bayern-Spieler ganz offensichtlich ähnlich und drückten nun mächtig. Die Halle stand, selbst Edelfan Edmund Stoiber hielt es am Spielfeldrand nicht mehr auf dem Sitz. Die Präsenz von Barthel machte sich bemerkbar, mit einem Dunk brachte er die Münchner bis auf 62:64 heran. Zwei Minuten vor Schluss besorgte Vladimir Lucic im Fastbreak den Ausgleich. Nach einer wilden Sequenz hatte Bayerns Williams gar mit der Schlusssirene die Chance zum Sieg, sein Korbleger fiel jedoch nicht durch den Ring.

Die Verlängerung musste her. Und in der hatten die abgezockter wirkenden Münchner das bessere Ende für sich. Klasse und Erfahrung setzten sich durch. Williams haute den Ball 60 Sekunden vor Schluss per Tip-Dunk zum 86:80 durch die Reuse, die Entscheidung. Konfetti und Weißbier mussten nicht wieder eingepackt werden, die bajuwarische Meisterfeier konnte doch noch starten.

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