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Sport - 07.02.2019

Bis ihn die Erinnerungen verließen

Er prägte die Bundesliga durch seine unnachahmliche Art. Seit einigen Jahren litt Rudi Assauer an Alzheimer. Nun ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.

Die Zigarre war sein Markenzeichen. Rudi Assauer war mächtiger Manager beim FC Schalke 04. Jetzt ist er im Alter von 74 gestorben.

Rudi Assauer hatte sich noch sehen lassen. So lange es noch irgendwie ging, kam der 74-Jährige in sein Wohnzimmer. Die Gelsenkirchener Arena war schließlich seine Idee, sein Werk, mit der er den FC Schalke 04 in eine bessere Zukunft überführen wollte. Wer Rudi Assauer in den Räumen des modernen Stadions sah, der bemerkte schnell, dass ihn eine schwere Krankheit plagte. Assauer, der einstige Kaschmir-Hooligan, der nie den Teufel aber stets den Tod fürchtete, wurde von der unheilbaren Krankheit Alzheimer geplagt, die ihn sichtlich und von mal zu mal mehr gezeichnet hatte.

Hier in dieser Arena blühte er stets nochmal auf. Bis zum Oktober vergangenen Jahres erlaubte es ihm seine Gesundheit, seiner große Liebe die Aufwartung zu machen.

Der FC Schalke 04 war sein Leben. Die vielen Menschen, die im VIP-Raum stets zu ihm kamen, um dem „Assi“, wie er von nahezu allen Schalkern genannt wurde, ihre Dankbarkeit auszusprechen, taten ihm gut. Assauer liebte stets das Rampenlicht. Früher, als er noch bei vollen Kräften war und den riesigen Ruhrgebietsklub hemdsärmelig managte, mimte er so häufig den harten Hund. Das kam an bei den Leuten in dieser Region. Er war der „Macher“, der sich und anderen scheinbar keine Fehler erlaubte.

Das Image des harten Hunds hatte er gehegt und gepflegt

Dieses Image hatte er gehegt und gepflegt. Wer mit ihm stritt, dem musste dringend geraten werden, kräftige Gegenargumente zu finden und diese auch mit Nachdruck vorzutragen. Denn wer sich nicht wehrte, der hatte bei ihm keine Chance und war für sehr lange Zeit unten durch. Wer sich aber wehrte, der genoss seine Hochachtung. Dabei war Rudi Assauer deutlich sensibler, als man es hätte auch nur ahnen können. Assauer kümmerte sich um die, die ihm wichtig waren. Die Mitarbeiter des Klubs waren Teil seiner Familie, die er manchmal wie ein Patron aber eben auch wie ein herzensguter Papa behandelte. Umso härter traf es ihn, als er im Jahr 2006 seinen Managerposten verlassen musste. Assauer fühlte sich schlecht und respektlos behandelt, der Klub hatte dagegen bereits Anzeichen seiner Erkrankung erahnt und eine Alternative als Dank für seine Lebensleistung ausgearbeitet. Das Angebot, Präsident des Klubs zu werden, lehnte er aus Trotz ab. Er fühlte sich von seinem Herzensklub vom Hof gejagt.

Den westfälischen Sturkopf könnte er nie verleugnen. Dieses Ende auf Schalke hat ihn bis zuletzt sehr geschmerzt. Sehr wahrscheinlich hat er damit bis zuletzt, bis ihn seine Erinnerungen verließen, keinen Frieden schließen können. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Assauer die Diagnose Alzheimer gestellt bekam. Vor nichts hatte der im Fußballgeschäft fast beängstigend furchtlose Manager mehr Angst, als vor dieser Krankheit, die auch schon seinen Vater viel zu früh überkam. „Mein Hirn, meine Rübe da oben, funktioniert nicht mehr. Es wird ja nicht besser, eher schlechter. Ich muss mich damit abfinden. Verdammte Hacke“, sagte Assauer im Jahr 2012, als er seine Erkrankung in einem Buch öffentlich gemacht hatte.

Liebevoll gepflegt wurde Assauer von seiner Tochter Bettina Michel und seiner ehemaligen Sekretärin Sabine Söldner, die ihn nie aus den Augen ließen und ihm die schwierigen Umstände so gut es ging erträglich machten. „Wir alle wissen, ohne Rudi wären wir alle nicht hier. Rudi ist der Architekt des modernen Schalke“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies vor dem Anpfiff des DFB-Pokal-Achtelfinales gegen Fortuna Düsseldorf am Mittwochabend. Ein paar Stunden zuvor, am Nachmittag, hatte Rudi Assauer den langen und harten Kampf gegen seine Erkrankung verloren. Er wurde 74 Jahre alt. Es war ein Spieltag in seiner Schalker Arena. Wohl nur allzu gerne wäre er noch einmal dabei gewesen.

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