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Sport - 19.06.2019

Das Leben ist sein Kick

Polizist, Schauspieler, Autor: Michael Smolik spielt viele Rollen – seine größte aber ist im Boxring, in dem er am Sonnabend um den WM-Titel kämpft.

Mit vollem Körpereinsatz. Michael Smolik (r.) ist Weltmeister im Kickboxen, hat aber auch noch andere Talente.

Ein Brauhaus in München, Michael Smolik studiert die Speisekarte. Ihr deftiges Programm irritiert den Sportler nicht. „Ich kann essen, was ich will, da setzt nichts an“, sagt er. Smolik ist ein Klotz von einem Mann, 1,91 Meter groß, über 100 Kilo schwer – viele davon sind bei dem 26 Jahre alten Schwaben in Muskeln angelegt. Kein Wunder bei dem Sport. Kickboxen fordert den ganzen Körper. Das Training ist knüppelhart, mehrmals täglich. Nur samstags ist Pause. Was macht er dann? „Nichts. Oder schlafen.“

Am Sonnabend will Smolik seinen Weltmeistertitel in der Klasse über 95 Kilogramm verteidigen oder auch einen Titel dazugewinnen, denn sein Gegner Enver Sljivar aus der Schweiz ist aktueller Champion eines anderen Verbandes. Titelvereinigung. Aber wer versteht so etwas schon. Da ist Kickboxen nicht weit entfernt vom Boxen, was das Wirrwarr seiner Verbände und Kämpfe angeht. Sonnabend ist jedenfalls WM-Wettkampf im Münchner Postpalast, Sat1 überträgt live ab 22.50 Uhr.

Michael Smolik bleibt in seinem Programm, denn der gelernte Polizist spielt auch in der Reality-Serie „Die Ruhrpottwache“ mit, seit 2016 im Programm des Münchner Privatsenders. Cross-Promotion. So nach dem Motto: Seht her, unser kräftiger Polizist kann auch prügeln. Michael Smolik lacht. Im Polizeidienst sei er schon seit einiger Zeit nicht mehr, die Fernsehserie, die Drehtage, das fordere ihn natürlich. „Ich bin ja auch Schauspieler.“ Und Sportler, der auch ein wenig schauspielern muss, denn das gehört mindestens rund um den Kampf beim Kickboxen dazu. Da beharken sich die Gegner vor den Kämpfen beim Wiegen, werden auch schon mal Ohrfeigen verteilt – deren Schilderungen dann von Smoliks Trainer und Manager Mladen Steko zuverlässig schnell per Pressemitteilung und in Bildern an die Öffentlichkeit gejubelt wird.

Beim Kickboxen lebt Smolik seine Emotionen aus

Klar, bei der „Ruhrpottwache“, da spiele er seine Rolle, sagt Smolik. Aber er kenne sich aus. „Früher habe ich als Polizist auch mal zwölf Stunden lang bei Demos in voller Montur herumgestanden.“ Und draufgekloppt, wenn die Demonstranten kamen? Michael Smolik lächelt. Nein, so sei das nicht gewesen. „Bei solchen Einsätzen hast du als Polizist Angst, wenn da die Steine fliegen. Es ist wahnsinnig schwer, da seine Nerven zu kontrollieren.“ Das sei im Kickboxen einfacher, da könnten alle Emotionen rausgeschlagen und rausgetreten werden.

Wobei die Auftritte im Ring seien natürlich nur ein Bruchteil des Sports, sagt der Weltmeister. Das Training sei sehr hart. „Ich trainiere jetzt ab und an auch in der Sauna, simuliere Schläge.“ Bei 80 bis 100 Grad und dann eine Viertelstunde lang. Eins, zwei, drei – Smolik bewegt die Arme. „Das kann aber nur machen, wer ein gutes Herz hat. Weiterempfehlen will ich so eine Übung nicht.“ Dann wird Michael Smolik nachdenklich. Oft werde er darauf angesprochen, wie es denn nun sei, anderen Menschen ins Gesicht zu treten. „Aber so einfach und so häufig ist das ja nicht. So eine Kampfsituation hast du ja kaum im Alltag, da simulierst du viel. 99 Prozent sind Training. Fitness. Körperkontrolle.“ Und so weiter. Lässt sich alles schön reden. Oder nicht. Sein Schweizer Gegner sagt vor dem Kampf jedenfalls: „Ich habe schon als Türsteher alle K.o. geschlagen. Mein Leben hat mich hart gemacht. Deshalb werde ich auch Michael Smolik weghauen.“ Angeblich war Slijvar schon Bodyguard von Pamela Anderson und David Hasselhoff. So etwas muss ja abhärten.

Gerade ist Smoliks zweites Buch erschienen

Michael Smolik hat alle seine 28 Profikämpfe gewonnen.

28 Kämpfe, 28 Siege, 22 durch K.o. – Michael Smolik will natürlich auch am Sonnabend gewinnen. Nicht, weil der Gegner so tönt. Interessiert ihn nicht so, obwohl Worte seine Stärke sind. Zum Abschied im Brauhaus verteilt er ein paar Exemplare seines neuesten Werkes. „Rückschlag ohne Knockout“, heißt das Taschenbuch. In Seminaren hat er schon oft davon erzählt, was in seinem zweiten Buch steht. Wie Menschen durch Herausforderungen wachsen können und ihr Potenzial entfalten können zum Beispiel. „Das interessiert mich sehr.“

Von wegen am trainingsfreien Tag schlafen. Fernsehen, Sport, Schreiben. „Ich mache, glaube ich, etwas zu viel von allem“, sagt Michael Smolik. Dann quetscht er sich in seinen großen Sportwagen und verschwindet in die Münchner Nacht.

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