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Sport - 21.06.2019

Das war in der WM-Vorrunde los

Die Vorrunde der WM in Frankreich ist gespielt. Hängen geblieben sind ein paar Geschichten, die nur der Fußball schreibt.

Fußkuss: Nach ihrem 17. Treffer bei einer WM und der Aufstellung eines neuen Torrekords herzt die Brasilianerin Marta (Mitte) ihr…

Die Vorrunde der Fußball-WM in Frankreich ist gespielt – und sie bot vieles: Rekordergebnisse, historische Tore und ziemlich viel Ärger. Ein Überblick.

Wer sind die Favoritinnen?
Die Topkandidatinnen nach der Vorrunde heißen USA, England und Frankreich. Deutschland, Australien und die Niederländerinnen zogen ebenfalls souverän ins Achtelfinale ein, haben die Tiki-Taka-Schule bislang aber gemieden. Wenigstens stand bei Deutschland hinten die Null, insbesondere dank der Torfrau Almuth Schult. Der Respekt ihrer Teamkolleginnen ist ihr sicher. „Sie spielt gerne mal den Klugscheißer, aber sie hat ja oft recht, weil sie sehr viel weiß“, sagt Lina Magull.

Wer hat überrascht?
Italien feierte eine grandiose Rückkehr auf die WM-Bühne. Nach 20-jähriger Abstinenz gewann das Team die Gruppe C vor den Branchengrößen Australien und Brasilien. Mehr scheint möglich, sofern die flinken Stürmerinnen Cristiana Girelli (3 Tore) und Barbara Bonansea (2) ihre Treffsicherheit beibehalten.

Wer hat wirklich überrascht?
4:0 führten die Schwedinnen, nur 4:0, da begann eines jener Wunder, die nur der Fußball kennt. Thailands Kanjana Sungngoen, per Traumpass bedient, sprintete die rechte Seite entlang und schloss wuchtig ab. 4:1! Eine historische Sensation, war es doch das erste Tor der Thailänderinnen überhaupt in der WM-Geschichte.

Wer schießt gern ein Extra-Tor?
Ein paar Schritte nahm sie Anlauf, dann schoss sie mit ihrem linken Zauberfuß flach ins rechte Eck. Zugegeben: Viel handelsüblicher lässt sich ein Elfmeter kaum schießen. Das 1:0 der Brasilianerinnen gegen Bella Italia war trotzdem ein außergewöhnliches Tor, ein historisches. Königin Marta, die ewige Marta, hatte es erzielt. Es war ihr 17. Tor bei einer Weltmeisterschaft, das erste gelang ihr 2003. Nun hat sie, im zarten Alter von 33 Jahren, den Rekord von Miroslav Klose (16 Tore) übertroffen. Torfortsetzung folgt.

Wer kann rechts wie links?
Alex Morgan, 29, verbreitet viel Freude und viele Bildchen. Über 6,3 Millionen Fans folgen dem US-Star auf dem Ich-zeige-der-Welt-tolle-Bildchen-Portal Instagram. Dem WM-Neuling Thailand bereitete Morgan, nun ja, auch viele Sorgen. Fünf waren es, um genau zu sein. So oft traf sie beim 13:0 gegen Thailand, per Kopf, mit rechts und dreimal mit links. Außerdem verriet sie der „Bild“: „Vor allem in Deutschland zu spielen wäre sehr aufregend.“ Uli Hoeneß, übernehmen Sie!

Eine gegen alle: Alex Morgan (Mitte) traf beim Auftaktspiel gegen Thailand gleich fünfmal für die US-Amerikanerinnen.

Wo gab’s Ärger?
Ob in der Politik oder im Sport: Wenn die USA beteiligt sind, herrscht Diskussionsbedarf. Diesmal lag’s nicht an der Ente im Weißen Haus, sondern an den US-Fußballerinnen. Die kannten schlicht kein Jubelmaß. Muss man die Tore wirklich so ausgelassen feiern wie beim 13:0 gegen Thailand? Ja, fand Amy Wambach, ehemalige Nationalspielerin der USA. An alle, „die ein Problem mit vielen Toren haben“, twitterte sie: „Für viele Spielerinnen ist das die erste WM.“ Na dann. Belohnt wurde der Ehrgeiz mit dem höchsten WM-Ergebnis aller Zeiten. Deutschlands 11:0 gegen Argentinien bei der WM 2007 ist damit abgelöst. „Wir wussten wie wichtig es ist, mit drei Punkten in dieses Turnier zu starten“, sagte die dreifache Torschützin Birgit Prinz damals.

Wer sagt besser nichts?
Nigerias Torhüterin Chiamaka Nnadozie war fassungslos. Der Elfmeter, den die Französin Wendie Renard an den Pfosten geschossen hatte, sollte wiederholt werden. Der Grund: Als Renard schoss, befand sich Nnadozie mit beiden Füßen vor der Torlinie, ganze sechs Zentimeter! Laut Fifa-Regeln muss aber mindestens ein Fuß die Torlinie berühren. Neuerdings greift sonst der Videoassistent ein. Wiederholung also, Gelb für Nnadozie, 1:0 Frankreich. „Wenn ich meine ehrliche Meinung sage, schicken sie mich nach Hause. Deshalb sage ich besser nichts“, sagte Nigerias Trainer Thomas Dennerby. Und damit war dann auch alles gesagt.

Wer twittert lieber?
3:0 führten die Schottinnen im letzten Spiel der Gruppe D gegen Argentinien, ehe die Aufholjagd begann – begünstigt durch einen doppelten Videobeweis. 3:2 stand es nach 87 Minuten, als es nach fünfminütiger Video-Analyse Elfmeter gab. Argentiniens Florencia Bonsegundo trat an, Schottlands Torfrau Lee Alexander hielt. Wieder schaltete sich der Videoassistent ein, wieder bemängelte er, dass die Torhüterin beim Schuss keinen Fuß auf der Linie hatte, wieder war der zweite Versuch drin – und Schottland deshalb raus. „Ich versteh immer noch nicht komplett, wie er funktioniert, aber ich verstehe genug, um zu wissen, dass ich den VAR hasse!“, twitterte Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon.

Wo ist die Lücke groß?
Den „Zeh der Nation“, wie die „taz“ berechtigterweise schrieb, trägt Dzenifer Marozsan. Sie trägt ihn seit dem ersten Gruppenspiel gegen China, als selbiger brach. Der Ausfall der Zehnerin schmerzt das deutsche Team so sehr wie deren Zeh. Mindestens. Jetzt hofft Marozsan auf einen Einsatz in einem möglichen Viertelfinale. Die Nation hofft mit.

Was empfiehlt Hans Sarpei?
„Bevor Sie also in der kommenden Saison beim HSV mit Ihrer Familie rund 150 Euro für 90 Minuten Zweitklassigkeit ausgeben, gehen Sie doch mal lieber mit Ihren Kids zum Frauenfußball und haben für weniger als 50 Euro einen tollen Nachmittag.“

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