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Sport - 07.02.2019

Der Traum von Hertha BSC bleibt unerfüllt

Hertha BSC wehrt sich gegen Bayern München nach Kräften und zwingt den Favoriten sogar in die Verlängerung. Doch zum Einzug ins Viertelfinale reicht es nicht.

Maximilian Mittelstädt brachte die Bayern und Niklas Süle mit seinem frühen Führungstor ins Stolpern, aber am Ende setzte sich…

Mats Hummels verdrehte die Augen. Was er in diesem Moment sah, weiß nur er. Es kann nichts Gutes gewesen sein. Vielleicht sah der Verteidiger des FC Bayern München vor seinem inneren Auge noch einmal den unglaublichen Fehler, der ihm gerade unterlaufen war. Nach einem langen Pass der Berliner wollte Hummels den Ball unbedrängt zu seinem Torwart zurückköpfen, stattdessen verlängerte er ihn genau auf den Fuß von Davie Selke. Der Stürmer von Hertha BSC war gerade erst eingewechselt worden, er hatte noch keinen Ballkontakt gehabt – und traf nun mit seiner ersten Aktion zum 2:2 für den Berliner Fußball-Bundesligisten. Die Hoffnung auf die Sensation, auf einen Erfolg im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den Rekordsieger dieses Wettbewerbs, war zurück.

Doch sie lebte nur bis in die Verlängerung: In der 98. Minute nutzte Kingsley Coman die große Unentschlossenheit in Herthas Abwehr und köpfte zum 3:2 (2:2, 1:1)-Endstand ein. Drei Verteidiger standen um ihn herum und konnten ihn doch nicht am erfolgreichen Abschluss hindern. Herthas großer Traum von der Qualifikation fürs Pokalfinale in der eigenen Stadt bleibt damit auch in dieser Saison unerfüllt. Die Berliner, die in der Bundesliga zuletzt vier Mal ungeschlagen aus den Duellen mit den Bayern hervorgegangen waren und Ende September sogar einen 2:0-Erfolg feiern konnten, waren den Münchnern vor 74.667 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion diesmal nur punktuell gewachsen.

Ihr Trainer Pal Dardai hatte nicht nur drei personelle Änderungen (Skjelbred, Kalou und Mittelstädt für Maier, Selke und Lustenberger) vorgenommen, sondern auch die taktische Grundordnung verändert: vom 3-5-2 zum erprobten 4-2-3-1 mit Maximilian Mittelstädt links in der Offensive und Salomon Kalou rechts. Bei den Münchnern fehlte Manuel Neuer. Der Nationaltorhüter stand nicht einmal im Kader, saß aber mit geschientem Daumen zur moralischen Unterstützung auf der Ersatzbank.

Nationalspieler Gnabry war lange der auffälligste Spieler auf dem Platz

Die Partie begann furios. Schon nach etwas mehr als einer Minute gerieten die Gefühle in Wallung. Leon Goretzka kam im Berliner Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Markus Schmidt entschied auf Schwalbe und zeigte dem Münchner die Gelbe Karte. In realer Geschwindigkeit sprach einiges für diese Deutung des Geschehens, in der Zeitlupe aber war eindeutig zu sehen, dass Goretzka aus dem Tritt gekommen war, weil Herthas Verteidiger Karim Rekik ihm auf den Fuß getreten hatte. Auch im DFB-Pokal gibt es einen Videoassistenten, allerdings erst ab dem Viertelfinale.

So ging das Spiel mit einem Freistoß für Hertha weiter, den Torhüter Rune Jarstein weit in die Münchner Hälfte trat, Mittelstädt spielte einen Doppelpass mit Kalou und traf von der Strafraumgrenze und durch die Beine von Mats Hummels zum 1:0. Emotional, intensiv und dynamisch war das Spiel in der Anfangsphase. Vermutlich hätte es Trainer Dardai lieber gesehen, wäre es seiner Mannschaft gelungen, das Tempo etwas zu drosseln. Aber die Bayern mussten dem Rückstand nicht lange hinterherlaufen. Nach einer Flanke von Joshua Kimmich von der rechten Seite konnte Robert Lewandowski den Ball auf Serge Gnabry ablegen, der seinem Gegenspieler Marvin Plattenhardt entwischt war. Mit einem platzierten Flachschuss ins kurze Eck traf Gnabry zum 1:1.

Der Nationalspieler war der auffälligste Münchner in der ersten Hälfte, in der die Bayern nach dem Ausgleich weitgehend das Geschehen bestimmten. Mehr als zwei Drittel Ballbesitz hatten die Gäste, 8:1 hieß das Torschussverhältnis zur Pause. Zwei weitere Mal versuchte es Gnabry, der aber am gut reagierenden Jarstein im Berliner Tor scheiterte. Dazu hatte Goretzka nach einer Ecke eine Kopfballchance für die Gäste, und ein abgefälschter Schuss von Mats Hummels ging knapp am Tor vorbei. Hertha war insgesamt ein bisschen zu passiv, versäumte es, für mehr Entlastung zu sorgen. Die Angriffsversuche der Berliner nach Ballgewinnen endeten in der Regel schon im Ansatz.

Auch nach der Pause hielten sich die Bayern nicht lange mit Formalitäten auf. Nicht einmal fünf Minuten nach Wiederbeginn führten sie 2:1. Und wieder hieß der Torschütze Serge Gnabry. Nachdem sich Rekik aus dem Abwehrverbund hatte locken lassen, stieß der Münchner in den freien Raum und traf nach dem Pass von James mit einem Schuss ins lange Eck zur Führung für die Gäste.

Die Sache schien erledigt, weil die Bayern auch in der Folge kaum einen Zweifel an ihrer Entschlossenheit aufkommen ließen: Sie kontrollierten den Ball, Hertha lief meistens hinterher – bis Hummels helfend eingriff und die Berliner ins Spiel zurückholte. Zumindest bis in die Verlängerung.

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