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Sport - 20.03.2019

Der verschlungene Weg zum deutschen Darts-Profi

Der deutsche Dartsport arbeitet daran, wettbewerbsfähige Strukturen zu schaffen. Leicht ist das nicht. Denn die Verbände denken vor allem an sich.

Begehrt. Spieler wie Max Hopp will der DDV halten, Karriere machen ist aber nur in der PDC möglich.

Wenn die Premier League of Darts am Donnerstag in Berlin Halt macht, ist auch das deutsche Aushängeschild Max Hopp dabei. Der 22-Jährige ist der erste deutsche Dartspieler überhaupt, der bei einem Spieltag der Liga der zehn besten Dartspieler der Welt dabei ist. Hopp spielte als Jugendlicher für den Deutschen Dart-Verband (DDV), holte für diesen 2012 den Jugend-Europameistertitel nach Deutschland. Anschließend wagte er den Schritt zur Professional Darts Corporation (PDC), dem Zusammenschluss der besten Dartspieler der Welt – mit Erfolg. Er ist einer der wenigen Deutschen, die den Schritt vom DDV zur den Profis geschafft haben.

Doch die Wege im Dart-Sport sind verschlungen. Es gibt viele Verbände und ihr Zusammenspiel gestaltet sich, vorsichtig formuliert, schwierig. Dabei ist eigentlich klar, dass der DDV nur für den Amateursport zuständig ist und die PDC für den Profisport. Jürgen Rollmann sagt auch ganz unkompliziert: „Wenn sich ein Spieler entschließt, zur PDC zu wechseln, ist das seine individuelle Entscheidung.“

PDC-Verträge sind Problem für den DDV

Doch so einfach ist das alles nicht. Rollmann ist seit Oktober 2018 der erste Sportdirektor der neue gegründeten Abteilung Leistungssport im DDV. Michael Unterbuchner ist sein derzeitiges Aushängeschild. Unterbuchner wiederum spielt sehr erfolgreich auf der Tour der World Darts Federation (WDF), dem Zusammenschluss der nationalen Dartsverbände. Auch Unterbuchner hat sich schon auf PDC-Turnieren versucht. Das ist für DDV-Präsident Michael Sandner überhaupt kein Problem, „solange die Spieler keine Verträge unterschreiben“. Denn dann dürften sie nicht mehr auf der WDF-Tour spielen – was dann doch ein Problem für den DDV wäre.

Das Ziel des Verbandes ist es nämlich, dass Spieler wie Hopp Ausnahmen bleiben. Er will Talenten den Weg zum Profisport nicht verbauen, sieht darin aber ein zweischneidiges Schwert. „Es ist super, wenn Aushängeschilder bei der PDC auf der großen Bühne erfolgreich sind“, sagt Sandner. Nur: „Wir müssen aber auch international konkurrenzfähig bleiben bei unseren Turnieren.“ Nun war Hopp für Sander und den DDV auch ein Gewinn, da „die PDC ein deutsches Gesicht“ brauchte und dadurch auch der DDV Mitglieder gewann. Doch befürchtet der Verband, ohne es laut zu sagen, dass viele talentierte Spieler dem Verband den Rücken kehren – und mit Werner von Moltke ins Gespräch kommen.

Dieser ist Geschäftsführer der PDC Europe, des europäischen Ablegers der PDC. Von Moltke hält die Fäden der wichtigsten Dartsturniere im deutschsprachigen Raum in der Hand. Er steht also keinem klassischen Verband vor, sondern er führt ein Darts-Unternehmen. Ein Großteil der Einnahmen, den die PDC Europe generiert, gibt sie als Preisgelder wieder aus, „damit die Dartspieler vom Sport leben können“, sagt von Moltke.

Mehr geht nicht. Bei der Premier League werden die Zuschauer am Donnerstag in Berlin besonders laut jubeln, wenn alle drei Pfeile…

Davon kann der DDV nur träumen. Das weiß Sportdirektor Jürgen Rollmann, der in den 1990er-Jahren Fußballtorwart in der Bundesliga war, natürlich auch. „Wenn der DDV so viel Preisgeld ausschütten könnte wie die PDC, dann würden die Turniere auch hochkarätiger besetzt sein“, sagt er und ergänzt: „Das ist aber gar nicht der Anspruch und nicht mal theoretisch umzusetzen.“ Für den DDV stehen andere Dinge im Vordergrund. Vor allem die Leistungssportförderung. Für den Zeitraum von 2018 bis 2021 hat er nun erstmals vom Bundesministerium des Innern Fördergelder im hohen fünfstelligen Bereich erhalten, um einen ausgearbeiteten Strukturplan umzusetzen, der vor allem vorsieht, Spitzenspieler noch besser fördern zu können. „Von der Spitzen profitiert die Breite“, ist sich Rollmann sicher.

Das sehen aber nicht alle so. Von Moltke macht keinen Hehl daraus, Kritiker des deutschen Verbandssports zu sein. Dadurch, dass die PDC Europe kein Verband ist, sondern ein Unternehmen, habe sie strukturelle Vorteile, sagt von Moltke. „Verbandssport reicht zu wenig weit, das Geld versickert in den Verbänden, weil es für Sportler nur sinnvoll ist, wenn sie sich selbst vermarkten.“ Und die Plattform für diese Vermarktung bietet die PDC den Spielern. Zudem, so von Moltke, gebe es keine systematische Nachwuchsarbeit beim DDV, die Relevanz des Verbands für den Profi-Dartsport sieht er nicht. Die nackten Zahlen belegen das: Es gibt nur weniger als 300 DDV-Mitglieder unter 14 Jahren. Die meisten Mitglieder, rund 5600, sind zwischen 41 und 60 Jahre alt.

Rollmann und von Moltke nähern sich langsam an

Dort will der DDV nun aber ansetzen. „Wir wollen die Trainerausbildung vorantreiben, um den Dartsport in die Schulen zu bringen“, sagt Sandner. In Bayern ist Dart schon eine vom Kultusministerium anerkannte Schulsportart. Geht es nach dem DDV-Präsidenten sollen die Jugendlichen von den Schulen den Weg in die Vereine und von dort zu den Jugendranglistenturnieren finden. Doch auch die PDC hat für junge Spieler mittlerweile Formate wie die Development-Tour oder auch die Super League entwickelt.

Es ist sogar nicht ausgeschlossen, dass DDV und PDC in Zukunft in der Nachwuchsarbeit zusammenarbeiten. Dass es überhaupt Gespräche gibt, ist bemerkenswert und liegt vor allem am neuen Sportdirektor Rollmann. Denn am Anfang, vor 13 Jahren, habe von Moltke von sich aus, den Kontakt gesucht. Damals hatte der DDV aber kein Interesse an einer Zusammenarbeit. Heute stehen die Gespräche immerhin schon mal „relativ am Anfang“, sagt Moltke, „wir reden darüber“. Und das ist nicht hoch genug einzuschätzen.

In naher Zukunft brauche Dart in Deutschland aber „nicht zwingend einen deutschen Top-Spieler“, um sich weiterzuentwickeln, meint von Moltke. „Wobei er natürlich sehr hilfreich wäre für die PDC, weil der deutsche Markt sehr groß ist.“ Allerdings plant die PDC unabhängig von Max Hopp und Co. „Ich bin nicht mehr direkt auf der Suche nach deutschen Spielern, sondern will ihnen eine möglichst gute Plattform bieten, um sich entwickeln zu können“, sagt Werner von Moltke. Die Entscheidung, ob sie Profi werden wollen, liege dann bei ihnen. Das dürfte auch der DDV gerne hören.

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