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Sport - 13.06.2019

Deutsches Team braucht gegen Spanien Magie

Die deutschen Frauen tuen sich lange schwer – feiern gegen starke Spanierinnen aber den nächsten Sieg. Sara Däbritz erzielt den erlösenden Treffer.

Sara Däbritz feiert ihren Treffer zum 1:0.

Nahikari Garcia hatte Kopfschmerzen. Nach einem Luftzweikampf mit Marina Hegering blieb die spanische Angreiferin für einige Augenblicke auf dem Rasen liegen. Das deutsche Team nutzte die kurze Unterbrechung nach einer knappen halben Stunde für eine Lagebesprechung am Mittelkreis. Sogar Torhüterin Almuth Schult rannte zu ihren Kolleginnen. „Wir haben uns in die Augen geguckt und gesagt, dass wir uns nicht verstecken müssen“, beschrieb Innenverteidigerin Sara Doorsoun die Situation. „Mir persönlich hat es sehr geholfen, dass wir noch mal zusammen gekommen sind.“ 

Damit war sie nicht allein. Denn nach der kurzen Besprechung steigerte sich die deutsche Mannschaft deutlich und gewann im zweiten Gruppenspiel der WM gegen Spanien mit 1:0. Vor 20 761 Zuschauern in Valenciennes erzielte Sara Däbritz kurz vor der Halbzeitpause das Siegtor. Allerdings hatte die deutsche Nationalmannschaft zu Beginn große Probleme mit den spielerisch deutlich stärkeren Spanierinnen. Letztlich gewann das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg aber durch eine kämpferische Leistung und steht nun so gut wie sicher im WM-Achtelfinale. „Es war absolutes Teamwork heute auf dem Platz“, sagte Däbritz. „Laufbereitschaft, Wille und Kampfbereitschaft waren riesengroß und das war der Schlüssel zum Erfolg.“ 

So ist Deutschland auf einem guten Weg, die Vorrunde als Gruppenerster abzuschließen und kann vermeiden, schon im Achtelfinale auf die USA zu treffen, die am Dienstag einen Rekord aufstellten. Mit 13:0 schafften die US-Amerikanerinnen gegen Thailand den höchsten Sieg der WM-Geschichte. 

Voss-Tecklenburg hatte wegen des Ausfalls von Dzsenifer Marozsan ihre Startelf umbauen müssen. Die Spielmacherin und wohl stärkste Spielerin im Kader fällt wegen eines Zehenbruchs zumindest für die ganze Vorrunde der WM aus. Im neu formierten 4-4-2 nahm die älteste im Kader, die 33-jährige Lena Goeßling, eine der zentralen Mittelfeldpositionen ein. Die jüngste, die 17-jährige Lena Oberdorf, begann im linken Mittelfeld. Verena Schweers ersetzte als Linksverteidigerin Carolin Simon. Melanie Leupolz saß ebenfalls zunächst auf der Bank.

Nach dem Führungstor trat das deutsche Team selbstbewusster auf

Das deutsche Team begann vor allem defensiv sehr unsicher. Schon nach wenigen Sekunden musste Torhüterin Almuth Schult nach einem langen Ball der Spanierinnen in höchster Not klären. Ein Aufbauspiel des deutschen Teams suchte man vergeblich. Die Verteidigerinnen spielte entweder einen Fehlpass oder schlugen den Ball planlos in leere Zonen des französischen Rasens. Und dann kam der Ball immer wieder gefährlich zurück. 

Nach sechs Minuten legte Hegering der spanischen Stürmerin Garcia den Ball perfekt in den Lauf vor. Als die alleine vor Schult nur noch abschließen musste, konnte die pfeilschnelle Doorsoun in letzter Sekunde retten. Wenig später war aber auch Doorsoun nicht schnell genug. Garcia stand so alleine vor Schult, als würde sie nachts um halb drei an einer Bushaltestelle warten. Die spanische Stürmerin vergab aber kläglich. 

Bis die deutschen Spielerinnen selbst offensiv aktiv wurden, dauerte es lange. Dann sorgte die auffällige Giulia Gwinn immerhin für etwas Gefahr. Die 19-Jährige hatte im Spiel gegen China herausgeragt und spielte selbstbewusst im rechten Mittelfeld. Voss-Tecklenburgs Plan mit Lena Oberdorf auf der linken Außenbahn ging dagegen nicht auf. Die 17-Jährige wechselte daher nach der magischen Besprechung am Mittelkreis ins Zentrum, Däbritz zog nach außen.

Und diese Umstellung hatte Erfolg. Kurz vor der Pause zauberte Goeßling einen wunderbaren Chip-Ball auf Svenja Huth. Die flankte in die Mitte auf Alexandra Popp. Deren Kopfball wurde noch abgewehrt, aber Däbritz war gieriger als die Spanierin und grätschte den Ball ins Tor. Es schien so, als würde die Spanierin selbst in der Sekunde, als der Ball vor der Linie lag, noch nach einer spielerischen Lösung suchen. Das rächte sich. „Ich habe einfach versucht, irgendwie noch an den Ball zu kommen und habe die Grätsche gesetzt“, sagte die Torschützin über die Szene des Spiels.

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Nach dem Führungstor trat das deutsche Team selbstbewusster auf. Das lag auch an dem dritten Teenager im Kader, den Voss-Tecklenburg zur Pause einwechselte. Die 18-jährige Klara Bühl spielte als Stürmerin mutig, wurde von ihren Mitspielerinnen gut eingebunden und hatte sogar zwei gute Torchancen. „Ich habe die Minuten auf dem Feld genossen“, sagte Bühl, die gerade noch ihr Abitur macht. 

Die Spanierinnen versuchten es nach sechzig Minuten zunehmend mit langen Bällen. Deshalb orientierte sich Popp nach hinten auf die Sechserposition und hielt bei nahezu jeder Flanke der Spanierinnen ihren Kopf rein. Kopfschmerzen hatte sie aber nach dem Schlusspfiff nicht. „Ich bin das ja gewohnt“, sagte Popp.

Bis zum Schlusspfiff blieb Spanien gefährlich. Doch Popp warf sich in den letzten Torschuss der Spanierinnen und konnte abwehren. Die Kapitänin war es auch, die bei der Teambesprechung am Mittelkreis das Wort ergriffen hatte. „Poppi geht voran“, sagte Doorsoun nach dem Spiel. „Mädels, weiter geht’s, wir müssen jetzt auf die Zähne beißen“ habe Popp zu ihr und den Mitspielerinnen gesagt. Und die hörten auf ihre Kapitänin.

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