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Sport - 12.05.2019

Die BR Volleys setzen auf den Typ Krieger

Die BR Volleys können doch noch Deutscher Meister werden. Das liegt auch an den besonderen Charaktereigenschaften ihrer Spieler.

Gemeinsam für den Titel. Die BR Volleys wollen am Sonntag in Friedrichshafen das fünfte Finalspiel gewinnen.

Samuel Tuia konnte sich kaum losreißen. Als sich die Max-Schmeling-Halle fast komplett geleert hatte und das Volleyballnetz schon längst abgebaut war, stand der Außenangreifer der BR Volleys noch immer auf dem Spielfeld und strahlte über das ganze Gesicht. Er kostete diesen Mittwochabend voll aus. Zu sehr beglückte ihn der 3:1-Sieg seiner Mannschaft gegen den VfB Friedrichshafen. „Irgendwie ist die Saison zu kurz – erst jetzt zeigen wir, was wir wirklich können“, sagte Tuia.

Noch ist diese Spielzeit ja auch nicht vorbei. Aber sie steuert nun auf den ultimativen Höhepunkt zu. Am Sonntag (14.30 Uhr) kommt es in der Play-off-Finalserie zum letztmöglichen und alles entscheidenden fünften Spiel in Friedrichshafen. Die Volleys können nach dieser holprigen Saison doch noch den vierten Meistertitel in Folge holen. Es wäre eine Parallele zur vergangenen Spielzeit. Auch damals waren die Friedrichshafener in der Hauptrunde die dominierende Mannschaft. Am Ende aber, ebenfalls am Bodensee, rissen die Berliner die Arme nach oben. Besonders pikant war dabei, dass der ehemalige Friedrichshafener Trainer Stelian Moculescu die Volleys zur Meisterschaft führte. In diesem Jahr werden die Süddeutschen versuchen, keine Gedanken an das Vorjahr zu verschwenden.

Dass die Berliner es überhaupt so weit geschafft haben und die Best-of-five-Serie nun zum 2:2 ausgleichen konnten, lag vor allem auch an Tuia. Gemeinsam mit seinem Außenangreifer-Kollegen Moritz Reichert und Zuspieler Sergej Grankin bildete er am Mittwochabend die Achse, die ihrem Team den Sieg bescherte. Tuia mit 18 Punkten und Reichert mit 19 waren nicht nur die erfolgreichsten Spieler der Volleys, und Grankin orchestrierte mit seinen genialen Pässen nicht nur wunderbar den Angriff. Alle drei agierten auch in Annahme, Feldabwehr und Block famos. „Wir konnten einfach nicht akzeptieren, dass Friedrichshafen in unserer Halle triumphiert“, sagte Tuia.

Der 32-Jährige kommt aus dem französischen Überseegebiet Wallis und Futuna im Pazifik. Seine Herkunft zeigt er auf seinem Körper – mit vielen traditionellen polynesischen Tätowierungen, etwa großen Spiralenmotiven. Wenn Tuia während des Spiels wild entschlossen gegen den Ball drischt, sieht er manchmal sehr martialisch aus. Aber besonders diese emotionale Wucht und Courage schätzt Trainer Cedric Enard an ihm. „Wenn ich in den Krieg ziehen müsste, würde ich immer zuerst Samu mitnehmen. Denn er gibt niemals auf“, sagte der Franzose. Tuia mag dieses Kompliment: „Ich würde wirklich bis zum Äußersten gehen auf dem Volleyballfeld. Und ich werde immer all meine Mitspieler voller Elan antreiben.“

Moritz Reichert: „Für uns gibt es jetzt nur ein Ziel: Wir wollen den Meistertitel“

So gesehen hatte Enard am Mittwochabend drei Krieger. „Sergej ist aber ein anderer Typ Krieger“, betonte Tuia. „Er ist ruhiger, dafür aber ein echter Killer.“ Dies führte der Russe fast pausenlos mit seinen exakten und rasanten Zuspielen vor, die den Friedrichshafenern extrem wehtaten. Allerdings ließ auch Grankin seinen Emotionen freien Lauf.

Als den Berlinern etwa im vierten Satz ein vorentscheidender Block gelang, schoss der 34-Jährige den Ball euphorisiert mit dem Fuß in hohem Bogen Richtung Hallendecke – und bekam dafür vom Schiedsrichter die Gelbe Karte. „Ich mag solche Gefühlsausbrüche“, sagte Enard. „Sergej ist der Boss, er muss die Mannschaft anführen.“ Und Manager Kaweh Niroomand war einfach nur begeistert von den Künsten des Zuspielers: „Es ist eine Augenweide. Wir müssen wirklich ganz Berlin mobilisieren, um ihn auch in der nächsten Saison bei uns zu behalten.“

Neben Grankin und dem „Energiebündel“ Tuia hob Niroomand auch Reichert explizit hervor. „Er war überragend in allen Belangen“, sagte der Manager. Von den drei Kriegern ist Reichert zweifellos der ruhigste, weshalb Enard der Mannschaft auch aufgetragen hat, dass nach strittigen Ballwechseln in der ständig aufgeladenen Atmosphäre im Duell mit Friedrichshafen eigentlich nur Reichert mit dem Schiedsrichter reden darf.

„Für uns gibt es jetzt nur ein Ziel: Wir wollen den Meistertitel“, sagte der 24-Jährige. „Deshalb müssen wir die Euphorie von Berlin unbedingt für Friedrichshafen im Kopf behalten. Dann ist am Sonntag alles möglich.“ Und dann könnten Tuia, Reichert und Grankin die Zeit nach dem fünften Spiel noch mehr auskosten.

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