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Sport - 06.02.2019

„Die Interessenten sind uns nicht die Bude eingelaufen“

Insolvenzverwalter Torsten Martini über die Probleme, Herausforderungen und Chancen bei dem ins Schlingern geratenen Klub Viktoria 89.

Auch Torsten Martini soll Viktoria 89 aus dem Schlamassel helfen.

Herr Martini, es gibt sicherlich entspanntere Starts in ein neues Jahr, als händeringend nach einem neuen Geldgeber den insolventen Regionalliga-Fußballklub Viktoria 89 zu suchen. Das ist Ihnen nun gelungen. Können Sie jetzt durchatmen?

 Die Arbeit hört bei diesem Fall nicht mit diesem Schritt auf. Das Insolvenzverfahren ist nun eröffnet und wir wollen die geschlossene Vereinbarung nun auch mit Leben füllen und den Verein fortführen. Es liegen also noch einige Schritte vor uns. Ich freue mich über diesen Fortschritt, aber die richtige Arbeit kommt noch.

 

Welche Arbeitsschritte warten nun genau auf Sie?

 Wir, also ich, die Vereinsführung und der neue Geldgeber, müssen nun die nächsten Monate planen. Einnahmen, Ausgaben, Spieler – also all das, was ein Verein nun mal machen muss. Parallel dazu müssen wir die Ausgliederung des Profi-Bereichs, die vorinsolvenzlich schon angeschoben worden ist, rechtlich umsetzen. Und zwar sowohl gesellschaftsrechtlich als auch insolvenzrechtlich. Das heißt, dass die Gläubiger noch darüber abstimmen müssen, ob sie diesen Weg auch so gehen wollen. Das haben sie in der Hand. Und nebenbei muss dazu natürlich noch der Vereinsbetrieb weitergehen.

 

Was würde es für den Verein bedeuten, wenn die Gläubiger diesem Schritt nicht zustimmen?

 Wir müssen einen Insolvenzplan erstellen und ich muss den Gläubigern sagen, was die Alternative zu der Ausgliederung ist und was die finanziell für sie bedeuten würde. Wenn die Gläubiger sich im schlimmsten Falle gegen die Ausgliederung aussprechen, würde das bedeuten, dass man den Bereich des Profi-Sports, also der 1. Herren sowie der U17 und U19, nicht erhalten kann. Ich glaube aber nicht, dass das passiert. Wir versuchen ein Konzept vorzulegen, das für alle Gläubiger wirtschaftlich vernünftig ist. Dieser Vorgang ist sehr stark formalisiert, weshalb es bis zur Entscheidung auch noch mehrere Wochen dauern wird.

 

Wie groß war denn der Markt an möglichen Investoren für Viktoria?

 Der war überschaubar, wir reden hier über die Regionalliga. Es war nicht so, dass mir die Interessenten die Bude eingelaufen sind. Wir reden über einen Verein, der jeden Monat defizitär war.  Die Regionalliga setzt voraus, dass ein Team einen Sponsoren braucht, der aus verschiedensten Motiven einsteigt. Oder man findet jemanden, der investiert. Und wenn man so jemanden findet, verspricht sich derjenige davon mittelfristig, dass Viktoria sportlich woanders steht. Also das, was die ASU auch schon vorhatte.

 

Was sind denn die Motive hinter dem Einstieg der neuen Investorengruppe?

 Das sind erstmal sportliche. Der Verein soll mittelfristig in einen Bereich geführt werden, wo er kein Geld mehr verbrennt. Wenn man eine Liga höher käme, wäre dieses Problem automatisch gelöst. Richtig etwas verdienen könnte der Verein aber erst ab der Zweiten Bundesliga.

 

Könnte sich der Investor, wenn Viktoria zu lange in der Regionalliga verweilt, also wieder verabschieden?

 Es ist klar, dass die Vereinbarung dazu dient, den Verein in einen Bereich zu führen, wo man eben nicht jeden Monat Geld dazuschießen muss. Dass ein Investor bei einer Vereinbarung, wo es nicht um 3,50 Euro geht, eine Messlatte setzt und sich die Möglichkeit vorbehält, wieder auszusteigen, versteht sich von selbst. Wenn also von Vereinsseite vermeldet wird, dass der Spielbetrieb „vorsorglich“ gesichert ist, dann liegt das daran, dass ich als Insolvenzverwalter keine Vereinbarung unterschreiben darf, die zwei, drei Jahre in die Zukunft wirkt, ohne dass die Gläubigerversammlung bestätigt hat, dass sie das auch wirklich will.

 

Nun ist der Spielbetrieb für die laufende Saison gesichert. Wie sieht es denn mit der nächsten Spielzeit aus?

 Nach jetzigem Stand ist der Plan durchfinanziert. Und zwar auf Dauer. Ich habe keine Vereinbarung für drei Monate geschlossen, sondern für die Zukunft. Ich bin aber nicht der Herr des Vereins, sondern als Insolvenzverwalter derjenige, der das Geld anderer Leute verwaltet. Wenn diejenigen, die das betrifft, also die Spieler und Mitarbeiter, diesen Weg mitgehen wollen, ist auf Dauer sichergestellt, dass das Geld reicht. Wir sprechen da nicht von Millionenbeträgen. Aber es ist definitiv auch nicht so, dass dem Verein in drei Monaten wieder das Geld ausgeht.

Das Gespräch führte Louis Richter

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