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Sport - 12.12.2018

Es wird wieder unberechenbarer im Radsport

Ende 2019 hört Sky als Sponsor des Radteams auf. Das ist ein harter Schlag für den Rennstall, aber eine Chance für den Profi-Radsport. Ein Kommentar.

Chris Froome (rechts) und Geraint Thomas werden das Sky-Logo nur noch ein Jahr auf dem Trikot tragen.

Der Radsport wird um eine Attraktion ärmer. Ende 2019 stellt das Medienunternehmen Sky sein Sponsoring für das in den vergangenen Jahren erfolgreichste Profiteam ein. Das muss nicht automatisch auch das Aus für die Mannschaft um Tour-Sieger Geraint Thomas und seinen Vorgänger Chris Froome bedeuten. Allerdings muss sich die Sportliche Leitung nun um einen neuen Geldgeber bemühen. Das könnte angesichts der riesigen Summen, die Sky in das Radsportteam steckte, schwierig werden – das Budget lag zuletzt bei geschätzt rund 35 Millionen Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Dem deutschen Team Sunweb mit dem Giro- und Tour-Zweiten Tom Dumoulin stehen jährlich etwa 21 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Ära von Team Sky begann 2010, seitdem fuhren die Briten 322 Siege ein, gewannen acht große Rundfahrten und zuletzt sechsmal in sieben Jahren die Tour de France. Angetreten war das Team mit dem Ziel, einen britischen Toursieger hervorzubringen. Das schien vor zehn Jahren in etwa so wahrscheinlich wie eine mongolische Mondmission. Doch bereits 2012 triumphierte Bradley Wiggins in Paris und löste damit eine gewaltige Radsport-Euphorie im Vereinigten Königreich aus.

Sky hat im Radsport alles gewonnen

Mit der überraschenden Erfolgswelle wurden auch die Dopingverdächtigungen lauter. Zwar hatte sich Sky in dieser Sache einer Null-Toleranz-Politik verschrieben, sah sich in jüngerer Vergangenheit aber immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, es nicht ganz so genau zu nehmen. Ermittlungen wurden geführt, insbesondere Wiggings und Froome standen wegen ihrer Ausnahmegenehmigungen für bestimmte Medikamente im Fokus. Beide bestritten jeglichen Betrug, er konnte ihnen auch nicht nachgewiesen werden. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Und von der Unschuld, die das Team Sky immer wieder postuliert, sind längst nicht alle in der Radsportszene überzeugt.

Nun hat das Kapitel Sky bald ein Ende. Das kann mit den Doping-Untersuchungen zusammenhängen, die auch den Sponsor in ein schlechtes Licht gerückt haben. Es kann aber auch einfach damit zu tun haben, dass es keine wirklichen sportlichen Ziele mehr zu erreichen gibt. Zudem sind zehn Jahre Sponsoring im Profi-Radsport durchaus eine lange Zeit. Womöglich hängt der Ausstieg von Sky aber einfach auch nur damit zusammen, dass Medienmogul und Radsportfan Rupert Murdoch das Wettbieten um das Unternehmen verloren hat und der neue Sky-Eigentümer Comcast keinen großen Mehrwert darin erkennen kann, ein Sportteam zu sponsern.

In jedem Ende steckt aber oft ein neuer Anfang. Der aktuelle Profi-Radsport verliert zwar bald seine bekannteste Marke, darin liegt allerdings auch die Chance, dass die großen Rundfahrten ab 2020 wieder unberechenbarer und spannender werden könnten. Und das sind im Sport für gewöhnlich nicht die schlechtesten Aussichten.

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