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Sport - 12.05.2019

FC Bayern noch nicht Deutscher Meister

Wer wird Deutscher Meister? Das klärt sich tatsächlich erst am letzten Spieltag. Dabei waren die Bayern in Leipzig schon ganz nah dran am Titel.

Thiago und Yussuf Poulsen verfolgen den Flug des Balles

Der Wahnsinn geht weiter, ein kleines bisschen jedenfalls. Immer noch spricht im Kampf um die die deutsche Fußballmeisterschaft so ziemlich alles für den FC Bayern München. Da die Münchner aber bei Rasenballsport Leipzig nur zu einem 0:0 kamen, und Borussia Dortmund zur selben Stunde 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf siegte, wird eine Entscheidung erst am letzten Spieltag fallen. Der Jubel blieb aus vor 41.939 Zuschauern in der ausverkauften Arena im Oval des alten Zentralstadions. Dank der dramatisch besseren Tordifferenz reicht den Bayern im Heimspiel am kommenden Samstag schon ein Unentschieden. Wer aber mag sich darauf schon verlassen? Immerhin geht es gegen die vogelwilde Belegschaft von Eintracht Frankfurt, und die hat in dieser Saison schon einiges möglich gemacht.

Niko Kovac nahm den minimalen Rückschlag so aufgeräumt zur Kenntnis, wie das der großartigen Rückrunde seiner Mannschaft angemessen ist. „Das Leben schreibt die schönsten Geschichten“, sprach der Münchner Trainer, der in der vergangenen Saison die Eintracht zum DFB-Pokalsieg geführt hatte – gegen die Bayern. „Ich darf gegen meinen ehemaligen Klub Meister werden“, obwohl ihm sehr wohl bewusst sei, dass die Eintracht noch um die Qualifikation für die Champions League spielt – „aber wir werden das in der nächsten Woche klarmachen.“ Auch Bayerns Abwehrchef Niklas Süle hätte sich das Nachsitzen „gern erspart, aber wir haben ja noch immer alles in der Hand. Heute haben wir uns nichts vorzuwerfen. Wenn, dann haben wir vor zwei Wochen in Nürnberg etwas versäumt“, als die Münchner beim seit Samstagnachmittag feststehenden Absteiger nur ein 1:1 erreichten.

Für die Bayern wie für RB war es eine aufregende Einstimmung auf das deutsche Pokalfinale, das beide Mannschaften in zwei Wochen in Berlin bestreiten werden. Leipzigs Trainer Ralf Rangnick mochte den Bundesligagipfel keinesfalls als ultimativen Gradmesser für den Saisonhöhepunkt seines Klubs nehmen. Die Qualifikation für die Champions League war längst geschafft, „da fehlen die letzten fünf Prozent Adrenalin“. Und doch schonte er seine Mannschaft nicht und bot die beste Besetzung auf. Das Pokalcasting hat wie der Pokal selbst seine eigenen Gesetze, und gegen die Bayern will man glänzen, noch dazu im letzten Bundesliga-Heimspiel dieser erfolgreichen Saison, wenn das Publikum mit maximaler Qualität verwöhnt werden will.

Bei leichtem Nieselregen zeigten die Bayern den besseren, den konstruktiveren Fußball. Nach nicht einmal zehn Minuten offenbarte sich ihnen schon die große Chance zur Führung. Robert Lewandowski vergab sie, als er nach zauberhaftem Pass von Thiago allein vor Peter Gulacsi auftauchte, den Ball aber ganz knapp am linken Pfosten vorbei neben das Tor schob.

Goretzkas Tor zählt wegen einer minimalen Abseitsstellung nicht

Leipzig arbeitete hart, tat sich aber schwer, spielerische Lösungen zu finden. Stattdessen fanden die Bayern immer wieder gefährlich den Weg nach vorn. Nach einer halben Stunde wurde es abermals prekär. Nach Lewandowskis Vorarbeit kam Serge Gnabry am Fünfmeterraum gedankenschnell zum Abschluss, und Gulacsi schloss gerade noch rechtzeitig die Beine, so dass der Ball entscheidend an Tempo und Richtung verlor. Beim nächsten Mal versuchte es Gnabry mit Gewalt, aber Leipzigs Torhüter klärte mit den Fäusten. Als dann kurz vor der Pause 400 Kilometer weiter westlich Borussia Dortmund gegen Fortuna Düsseldorf in Führung ging, gewann das Fernduell um die Meisterschaft wieder an Spannung.

Die Münchner antworten explosiv. Auf der Tribüne mit zwei krachenden und rot leuchtenden Böllern und auf dem Platz mit ungebremster Angriffslust. David Alabas Distanzschuss zu Beginn der zweiten Hälfte wehrte Gulacsi noch mit dem Fuß ab, aber kurz darauf wäre es beinahe so weit gewesen. Ein missratener Abwehrversuch von Ibrahima Konaté landete bei Leon Goretzka, der ihn mit aller Wucht ins Tor beförderte. Was folgte, war ein Stimmungstöter namens Videobeweis, bei dem zutage kam, was niemand im Stadion gesehen hatte, nämlich eine Abseitsstellung von Lewandowski.

Schiedsrichter Manuel Gräfe nahm das Tor zurück. „Ich hatte mir das schon gedacht, weil es so lange dauerte“, sagte Niklas Süle. Ja, ein Tor wäre schon vorteilhaft gewesen, „weil Leipzig dann hätte kommen müssen“, aber Abseits ist nun mal Abseits, wenn auch hauchdünn und auf dem Platz kaum zu erkennen.

Im allgemeinen Durcheinander ging völlig unter, dass Düsseldorf in Dortmund gerade den Ausgleich geschafft hatte, aber dann folgte auch schon wieder die BVB-Führung, und alles war erneut offen. Bayern blieb dominant, Thomas Müller scheiterte aus guter Position mit einem Kopfball hoch über das Tor, Gnabry traf in Abseitsstellung die Latte. Der eingewechselte Franck Ribéry war mit einem artistischen Trick ganz nah am erlösenden Tor. Noch ein letzter Höhepunkt kurz vor Schluss: Lewandowkis annähernd perfekt gezirkelter Freistoß sauste um Fingerbreite am Tor vorbei. Es gab noch fünf Minuten Nachspielzeit, dann war Schluss. Und immer noch kein Meister.

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