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Sport - 11.06.2019

Für das große Ziel muss mehr kommen

Überzeugt haben die deutschen Fußballerinnen nicht im ersten WM-Spiel. Sie müssen sich steigern, um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Ein Kommentar.

Harter Kampf: Chinas Ruyin Tan (links) im Zweikampf mit Deutschlands Lena Oberdorf

Nach dem Schlusspfiff legte Martina Voss-Tecklenburg die Hände vor den Lippen zusammen und blickte gen Himmel. „Ich habe mich für die drei Punkte bedankt“, erklärte die Trainerin ihre Geste nach dem Spiel. Dass es für den 1:0-Sieg von Deutschland gegen China höhere Mächte brauchen würde, war eigentlich nicht zu erwarten. Zu klar waren die Ausgangspositionen: Deutschland zählt als Zweiter der Weltrangliste zu den Titelanwärtern, Chinas Zeiten als starke Nation im Frauenfußball liegen viele Jahre zurück.

Doch im Roazhon Park von Rennes hatten die deutschen Spielerinnen große Probleme mit den körperlich sehr aggressiven Chinesinnen. So ist die erste Erkenntnis nach dem Auftaktspiel: Es liegt viel Arbeit vor den deutschen Spielerinnen.

Zwar dürfen sie sich nach dem Tor von Giulia Gwinn über drei Punkte zum Auftakt freuen. Doch was wäre gewesen, wenn die chinesische Angreiferin Li Yang nach einer Viertelstunde vor dem Tor nicht so lange gezögert hätte, dass Sara Doorsoun sie noch abfangen konnte? Oder was wäre gewesen, wenn Yang vor der Halbzeitpause statt des Pfostens ins Tor getroffen hätte? Deutschland hätte das Spiel gegen China auch verlieren können.

Natürlich, die Mannschaft von Voss-Tecklenburg war dominierend. Und wenn die technisch brillante Sara Däbritz Fahrt aufnimmt oder Svenja Huth ihre grandiose Wendigkeit ausspielen kann, dann sieht das deutsche Spiel für ein paar Augenblicke schon sehr ordentlich aus. Doch was die Verteidigung in der ersten Halbzeit zeigte, ließ ernsthafte Zweifel an Deutschlands Rolle als Titelfavorit aufkommen. Doorsoun spielte zwei brutale Fehlpässe im Aufbauspiel, die gegen stärkere Gegnerinnen ohne Zweifel zu Gegentoren führen werden.

Traum vom Finale

Nach dem Spiel zeigte sich die Innenverteidigerin selbstkritisch. „Die Fehler ärgern mich selbst am meisten. Das muss ich abstellen“, sagte Doorsoun. Immerhin: Sie steigerte sich in der zweiten Hälfte und spielte von nun an einen sicheren Part in der Abwehr. Und vor allem durch die Einwechslung der physisch starken Lena Oberdorf gewann Deutschland defensiv ein wenig mehr Stabilität. Offensiv spielte sich das deutsche Team um Spielmacherin Marozsan in der zweiten Hälfte aber kaum Chancen heraus. Gwinns Tor fiel nach einer Ecke.

Dem deutschen Team ist eine gewisse Anfangsnervosität zuzugestehen, nur acht Spielerinnen im Kader haben WM-Erfahrung. Trotzdem haben viele Spielerinnen vor Turnierbeginn den Traum vom Titel formuliert. Auch Trainerin Voss-Tecklenburg postete am Morgen des Spieltags noch ein Bild vom WM-Pokal und nannte das Finale als Ziel. Um diesen forschen Ansagen vor dem Turnierbeginn Taten folgen zu lassen, muss sich das deutsche Team aber sehr steigern.

„Die Mannschaft kann das besser“, sagte Voss-Tecklenburg nach dem Spiel. Und wenn ihr Team das Können auch umsetzt, dann muss sie sich nach dem Spiel gegen die Spanierinnen am Mittwoch vielleicht gar nicht an den Himmel wenden.

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