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Sport - 24.03.2019

Gegner von Präsident Kind siegen deutlich

Jubel wie im Stadion: Bei der Mitgliederversammlung von Hannover 96 fielen die Kandidaten von Martin Kind durch. Die Sieger freuen sich: „Ein historischer Tag.“

Niemals allein. Neben Carsten Linke zogen noch vier weitere Kandidaten der Kind-Opposition in den Aufsichtsrat ein.

Die Vereinsopposition von Hannover 96 feierte mit Gesängen wie im Stadion – ihr war der Machtwechsel gelungen. Bei der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung des eingetragenen Vereins setzten sich am Samstag die Gegner von Martin Kind deutlich gegen die Befürworter des bisherigen Präsidenten durch. „Es wurde gejubelt in einer Art und Weise, als ob 96 gerade den Europapokal gewonnen hätte“, schilderte ein Vereinsmitglied die Szenen nach der Wahl, „es ist in jedem Fall ein historischer Tag“.

Alle fünf Kandidaten der Oppositionsgruppe „Pro Verein 1896“ inklusive des früheren 96-Kapitäns Carsten Linke wurden in den neuen fünfköpfigen Aufsichtsrat gewählt. Mit dieser klaren Mehrheit können die Kind-Gegner nun den Nachfolger des langjährigen Präsidenten Kind einsetzen, der in Zukunft nur noch Geschäftsführer der ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft Hannover 96 GmbH und Co. KGaA sein möchte. Neuer 96-Präsident soll der frühere Fanbeauftragte und bisherige Aufsichtsrat Sebastian Kramer werden. „Heute ist der Tag, an dem wir neu aufstehen. Diese Wahl ist ein Aufbruchsignal“, sagte der alte und neue Aufsichtsrat Ralf Nestler, der von „Pro Verein 1896“ nominiert wurde.

Ralf Nestler: „Wir setzen auf Konsens“

Die große Frage ist nun, wie ein Vereinsvorstand aus Kind-Gegnern und die Profi-Abteilung unter Kind selbst in Zukunft zusammenarbeiten werden. Denn solange Hannover 96 nicht die von Kind beantragte Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel im deutschen Profifußball erhält, hat der eingetragene Verein noch immer Einfluss auf die ausgegliederte KGaA. Nestler betonte: „Wir setzen auf Konsens.“ Klar sei für ihn aber auch, dass man alles Notwendige tun werde, „dass die Mitglieder über die 50+1-Frage entscheiden dürfen“.

Just darauf hatte Martin Kind bislang stets verzichtet. Einen entsprechenden Beschluss der Mitgliederversammlung 2017 sah er lediglich als Empfehlung an. „Ich mache mich nicht vom Acker“, hatte Kind schon im Vorfeld betont. Am Samstag warnte er: „Aus meiner Sicht ist das Zwei-Säulen-Modell ein Erfolgsmodell. Hier der Profifußball, dort der Amateursport. Wer dieses Modell infrage stellt, der gefährdet das ganze Haus Hannover 96 insgesamt.“

Die Anhänger der Opposition waren bei der Versammlung deutlich in der Mehrheit. Deshalb wurden zunächst sowohl der bisherige Vorstand um Martin Kind als auch der bisherige Aufsichtsrat für das vergangene Jahr nicht entlastet. Danach fielen bei den Aufsichtsratswahlen alle fünf Kandidaten des Pro-Kind-Lagers durch, darunter auch der frühere 96-Kapitän Karsten Surmann. Diese Fraktion machte sich dafür stark, dass die Profifußballer völlig unabhängig vom Mutterverein geführt werden. Die Kind-Gegner wollen die Trennung zwar nicht aufheben, dem eingetragenen Verein aber möglichst viel Einfluss auf die KGaA zurückgeben.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, dass viele Fans und Mitglieder dem Hörgeräte-Unternehmer vorwerfen, den Verein seit 1997 sehr stark von oben herab geführt und Mitglieder-Meinungen nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. „Wir sind angetreten, um genau das aufrecht zu erhalten, was uns in den letzten 20 Jahren so erfolgreich gemacht hat: Das Zwei-Säulen-Modell. Aber es geht auch darum, dass Mitgliederbeschlüsse wieder bindend sind. Demokratie gehört dazu“, sagte der Ex-Profi Linke am Samstag.

Ralf Nestler sieht in der Wahl auch ein klares Signal an die DFL und das Schiedsgericht. „Die Stimme des Muttervereins muss gehört und geachtet werden“, sagte er, die 50+1-Frage könne 96 intern klären. Das DFL-Schiedsgericht entscheidet darüber, ob der von Kind gestellte 50+1-Ausnahmeantrag zulässig ist. Die DFL hatte diesen im Juli zunächst abgewiesen. Sollte Kind Recht bekommen, würde der eingetragene Verein Hannover 96 auch den letzten Einfluss auf die ausgegliederte Bundesliga-Mannschaft verlieren.

Nach dem Machtwechsel beim Mutterverein Hannover 96 will die künftige Führung jedenfalls überprüfen, ob sie den Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel für die ausgegliederte Profifußball-Gesellschaft wieder zurückziehen kann. „Wir sind an diesem Prozess nicht beteiligt gewesen und werden jetzt versuchen, Informationen von der DFL und dem Schiedsgericht zu bekommen“, sagte der designierte Präsident Sebastian Kramer am Samstagabend nach der Mitgliederversammlung des Vereins. Der Rückzug des Antrags sei eine Möglichkeit. (Tsp/dpa)

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