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Sport - 23.05.2019

Gute, neue Zeit im deutschen Eishockey

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft will nach dem besten WM-Start seit 1930 am Wochenende gegen die Topteams aus Kanada und den USA nachlegen.

Läuft bisher. Bundestrainer Toni Söderholm macht sein Ding.

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) plant schon für die Zukunft. Am Freitag gab der Verband die Verpflichtung von Steffen Ziesche als U-18-Bundestrainer bekannt. Der bisherige Assistenzcoach der Eisbären konnte sich nicht auf eine weitere Zusammenarbeit mit seinem Klub verständigen. Aber womöglich ist die Aufgabe im DEB auch reizvoller, denn um die Zukunft im deutschen Eishockey war es vielleicht noch nie so gut bestellt wie im Moment. Von den Eisbären Berlin kann man das dagegen nicht unbedingt behaupten.

Die aktuelle Weltmeisterschaft der A-Nationalmannschaft in der Slowakei ist schon jetzt eine für die Geschichtsbücher, denn seit 89 Jahren ist ein deutsches Eishockeyteam bei einer WM nicht mehr so gut gestartet. Das Viertelfinale scheint nur noch Formsache, auch wenn in den verbleibenden drei Gruppenspielen die vermeintlich stärksten Gegner erst noch kommen. Am Samstag trifft das Team von Bundestrainer Toni Söderholm auf Kanada und am Sonntag auf die USA (jeweils 16.15 Uhr, beide Spiele live bei Sport 1). Die Vorrunde endet am kommenden Dienstag mit einem Duell gegen Finnland.

Die positive Entwicklung hat viel damit zu tun, dass deutsche Spieler inzwischen vermehrt in den großen Eishockey-Nationen ausgebildet werden und damit viel mehr Qualität in der Mannschaft steckt. Die auch abzurufen, dafür ist der Trainer verantwortlich. Mit Marco Sturm funktionierte das zuletzt bereits gut, sein Nachfolger Toni Söderholm setzt die Arbeit seines Vorgängers bisher erfolgreich fort. „Er hat seine eigene Philosophie und Vorstellungen“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl der Deutschen Presse-Agentur und fügte hinzu: „Wir haben jetzt einen frischen Wind und das hilft uns sehr.“ Söderholm kündigte nach Amtsantritt dann auch gleich forsch an: „Jetzt ist meine Zeit und ich mache meine Dinge.“

Diese Dinge können sich bisher sehen lassen. Seinem Team impfte Söderholm ein neues Spielverständnis ein. Es ist auf deutlich mehr Puckbesitz ausgerichtet, die DEB-Auswahl spielt dominanter. „Wir hatten mit Deutschland lange den Komplex, dass wir uns Sachen international nicht zugetraut haben. Wir gehen mit ihm den nächsten Schritt“, sagte Kapitän Moritz Müller.

Toni Söderholm erweist sich bisher als hervorragende Wahl für das Amt des Bundestrainer

Bei den Spielern kommt der 41-jährige Finne gut an, auch weil er vor der WM jeden Einzelnen traf und ihm dabei eine spezielle Rolle im Spielsystem antrug. „Auch wie er uns Sachen erklärt, das ist schon top“, sagte Angreifer Yasin Ehliz. „Er will, dass wir uns wohlfühlen. Er ist super-sympathisch und auch einfach ein netter Kerl.“

Dabei soll der Spaß möglichst nicht zu kurz kommen. So hängt an den Spieler-Plätzen ein Kinderfoto von jedem. „Das lässt jeden schmunzeln, wenn er in die Kabine an seinen Platz kommt. Das ist gut für die Lockerheit“, sagte Eisbären-Stürmer Marcel Noebels.

Und diese Lockerheit, zusammen mit dem gestiegenen Selbstvertrauen nach Olympia-Silber 2018 und dem aktuellen WM-Start führen dazu, dass das Geschehen auf dem Eis inzwischen eine gewisse Eigendynamik angenommen hat. In die Spiele gegen Kanada und die USA geht Deutschland deshalb am Wochenende mit dem Ziel, etwas mitzunehmen. Und das nicht mit der Taktik, das eigene Tor zu barrikadieren, sondern selbst offensive Akzente zu setzen. Auch das macht es derzeit so attraktiv, für Deutschland zu spielen und der Mannschaft zuzuschauen – oder künftig im Verband zu arbeiten, wie es Steffen Ziesche bald tun wird. (Tsp/dpa)

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