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Sport - 06.06.2019

Infantino denkt beim Klubfußball „global“

Für die Fifa und ihren neuen alten Präsidenten Gianni Infantino stehen einige Auseinandersetzungen an – besonders mit den Europäern.

Der Mann bleibt mächtig. Fifa-Präsident Gianni Infantino nach seiner Wahl.

Manchmal geht es mit neuen Fifa-Wettbewerben ganz schnell. Am Donnerstagnachmittag, einen Tag nach dem Kongress des Weltfußball-Verbands in Paris, dürfen auch die Delegierten an den Ball. Die Fifa hat für sie noch ein kleines Spaß-Turnier organisiert. Ein bisschen Zerstreuung – was Verbandsvertreter eben so machen, nachdem sie aus aller Welt für ihr jährliches Treffen zusammengekommen sind.

Der lockere gemeinsame Kick darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass für die Fifa und ihren neuen alten Präsidenten Gianni Infantino einige Auseinandersetzungen anstehen – besonders mit den Europäern. Im Hintergrund grummelt es schon, das wurde rund um den Fifa-Kongress deutlich. Hauptpunkt der Dissonanzen ist der Kampf darum, wer die Popularität der größten Klubs am besten finanziell für sich nutzen kann.

Die Uefa will ihr Premiumprodukt Champions League unbedingt verteidigen, aber weil einige europäische Spitzenvereine ihren Sonderstatus und ihre Strahlkraft noch weiter ausbauen wollen, treiben sie den Kontinentalverband mit Reformideen vor sich her. Zwei Gedankenspiele dabei: 24 von 32 Champions-League-Teilnehmern hätten einen festen Platz garantiert, gespielt würde auch an Wochenendterminen. Diese Pläne werden derzeit intensiv forciert. Während die Fifa-Delegierten in Frankreichs Hauptstadt kicken, kommen in Malta die Vertreter der einflussreichen europäischen Klub-Vereinigung (ECA) zusammen.

Der ECA-Vorsitzende und Chef von Juventus Turin, Andrea Agnelli, will auf der Mittelmeerinsel noch bis Freitag mit seinesgleichen über neue Formate der Champions League ab 2024 diskutieren. Das gefällt jedoch nicht allen in Europa. Die englischen Vereine und auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) sind gegen eine weitere Aufwertung der Champions League zulasten der nationalen Ligen. Am Dienstag hatte sich in dieser Sache sogar der französische Staatspräsident Emmanuel Macron zu Wort gemeldet. Er kritisierte die Reformpläne für die Champions League und sagte in Richtung Uefa: „Es ist keine gute Idee, das aktuelle Modell für den Vorteil einiger weniger Klubs zu opfern.“

Nun kommt erneut Infantino ins Spiel. Der Fifa-Präsident will sich in seiner zweiten Amtszeit verstärkt den Topklubs dieser Welt widmen. Weil mit Real Madrid oder Manchester City eben noch so viel Geld zu verdienen ist, soll die Klub-WM von 2021 an mit 24 Teilnehmern ausgetragen werden. Doch Infantino will sich nicht nur darauf beschränken, mit einem weiteren vergrößerten Wettbewerb neue Unsummen für die Fifa zu generieren, er will damit auf lange Sicht auch die Statik des weltweiten Klubfußballs ändern. Europas Dominanz gefällt ihm dabei gar nicht.

„Wir haben eine immense Konzentration des Reichtums auf nur etwa zehn europäische Vereine“, sagte der 49-Jährige nach dem Fifa-Kongress. „Aber wir müssen ebenfalls beim Klubfußball global denken. Auch der Klubfußball sollte nicht nur in Europa auf dem höchsten Niveau gespielt werden, sondern weltweit.“ Schließlich hätten viele dieser absoluten Topvereine Geldgeber aus Asien oder den USA. „Und ich würde mir wünschen, dass diese Investoren auch groß bei Klubs aus ihren Ländern einsteigen“, betonte Infantino. „Denn das sportliche und ökonomische Potenzial ist da, dass Vereine aus den USA, China, Japan, Brasilien oder Arabien mit Europas Topvereinen mithalten können.“

Als ein Vehikel für Änderungen sieht der Schweizer die vergrößerte Klub-WM: „Sie soll ein Impuls für alle Vereine sein, nach dem höchsten Level zu streben. Ich habe die Vision, dass nicht nur zehn Klubs aus Europa dieses Turnier gewinnen können, sondern 50 aus der ganzen Welt.“ Auch den Match-Kalender will er globaler ausrichten: „Der ist zu europazentriert.“

Dass die Reformpläne der ECA und der Uefa derzeit immer stärker kritisiert werden, kann Infantino nur gefallen. Schließlich will er die Klub-WM zu einem Gegengewicht der Champions League aufbauen. Die Diskussionen zwischen Europas Ligen und der Uefa kommentierte er denn auch vielsagend: „Ich muss nicht entscheiden, was gut oder schlecht ist für die Uefa. Die Fifa muss schauen, dass es dem Fußball weltweit gut geht. Da muss man manchmal auch intervenieren.“ Das Thema birgt in Zukunft also noch viel Konfliktpotenzial zwischen Fifa und Uefa. 

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