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Sport - 17.11.2018

Kein Platz für Olympiasieger Andreas Wellinger

Die deutschen Skispringer stehen vor einem Luxusproblem, sie haben so viel Talente wie lange nicht mehr – und einen Konkurrenzkampf, der Opfer fordert.

Sitzen geblieben. Olympiasieger Andreas Wellinger ist für das Mannschaftsspringen an diesem Samstag in Wisla nicht nominiert…

Mit dem Winter ist es zu Saisonbeginn wieder mal so eine Sache. In Wisla, wo die Skispringer an diesem Wochenende wieder von der Schanze sausen, geht es herbstlich zu – bei Plusgraden ist an Schnee nicht zu denken. Die mit Kunstschnee präparierte Schanze wirkt eher wie ein kleiner weißer Punkt in der grünen Landschaft im Süden Polens. Doch das stört das deutsche Team nicht. Zuletzt hat es sich im ebenso wenig winterlichen Oberstdorf den letzten Feinschliff geholt, der für die neue Saison nötig ist. Denn diesmal gibt es nicht nur international, sondern auch im deutschen Team des Bundestrainers Werner Schuster so viel Konkurrenz wie schon lange nicht mehr. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir vor der Saison mal mit so vielen Optionen gestartet sind“, sagte der Sportliche Leiter Horst Hüttel.

Viele fragen sich schon, ob vielleicht sogar einmal wieder ein deutscher Sieg bei der Vierschanzentournee möglich ist. Der letzte deutsche Erfolg mit Sven Hannawald datiert aus dem Jahr 2002. Dass es klappen könnte und auch Toursieger, Weltcupsieger, Olympiasieger Kamil Stoch geschlagen werden kann, dafür spricht vor allem die Breite im deutschen Skisprungteam. Schon zum Auftakt kann Schuster mit dem Maximalaufgebot von sieben Springern anreisen. Er hat diesen Winter, wenn man so will, ein Luxusproblem.

Beim Mannschaftswettbewerb am Samstag (16 Uhr/ARD) kann er nicht einmal alle Spitzenleute einsetzen – worunter vor allem Olympiasieger Andreas Wellinger leidet, der in Wisla nicht fürs Team nominiert wurde. Die jungen Hüpfer machen den Erfahrenen mächtig Druck und setzen zu neuen Höhenflügen an. Vor allem Sommer-Durchstarter Karl Geiger wird für sofortige Sprünge in Richtung Podest gehandelt.

Hinter ihm kommen mit Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe zwei weitere ambitionierte Springer. Trainer Werner Schuster gibt sich entsprechend selbstbewusst – auch schon für den Start in Wisla. „Alle sind gesund und hoch motiviert für den Einstieg in den WM-Winter“, sagte er. „Die letzten Trainingseindrücke waren ebenfalls positiv. Wir wollen von Anfang an sowohl im Einzel als auch im Team um Podiumsplatzierungen mitkämpfen.“

Wellinger wird nur 46. in der Qualifikation

Dabei ist es ausgerechnet für die deutschen Vorspringer Wellinger und Freitag in der Vorbereitung nicht ganz wie geplant gelaufen. Es gebe für ihn noch einiges zu tun in den nächsten Wochen, sagte Wellinger. Das Ziel sei es, sich im Saisonverlauf an die Spitze heranzutasten und dann bei den Saisonhöhepunkten in Topform zu sein. Doch Wellinger muss wohl statt nach links und nach rechts vor allem auf sich schauen. Spannend wird sein, wie der 23-Jährige mit dem neuen Druck umgeht. Nach Gold, Silber und Team-Silber bei den Olympischen Spielen sind alle Augen auf ihn gerichtet. Die Erwartungen von außen, aber auch der eigene persönliche Anspruch sind gewachsen. Wellinger war immer jemand, der von seiner Unbeschwertheit profitiert hat. Seine Auftritte begleitete er stets mit einem Lächeln, wirkte dabei auch ein bisschen schüchtern. Ob er sich die Leichtigkeit bewahren kann?

Am Freitag deutete wenig daraufhin. In der Qualifikation fürs Einzelspringen am Sonntag landete Wellinger nur auf dem 46. Platz.

Auch Richard Freitag, im letzten Jahr Zweiter des Gesamtweltcups, kämpfte im Sommer mit Beschwerden. Die Hüfte ließ ihn zeitweise nur gebremst trainieren. Für den Auftakt nun aber gibt er Entwarnung. „Aktuell fühle ich mich gut“, sagte er. Freitag hofft nun schon in Wisla auf einen guten Start. Die Schanze lag ihm in den letzten Jahren, in der Qualifikation erreichter er immerhin Rang 17.

Noch nicht mit dabei sein wird zum Auftakt Severin Freund. Der 30 Jahre alte Weltmeister von 2015 befindet sich nach seiner fast zweijährigen Pause durch zwei Kreuzbandrisse noch im Aufbautraining. „Severin wird in den nächsten Tagen noch weitere Trainingseinheiten absolvieren“, sagte Bundestrainer Schuster. Freunds Comeback ist demnach in einer Woche im finnischen Kuusamo geplant, wo er 2016 seinen bislang letzten Weltcup-Sieg schaffte.

Das Gefühl fürs Fliegen muss Freund sich erst wieder erarbeiten. Danach kommen die Weiten. Sein Ziel ist es nach eigener Aussage, bei den Weltmeisterschaften in Seefeld vom 19. Februar bis 3. März 2019 wieder vorn mitzuspringen. In seiner Abwesenheit sind allerdings andere aus dem Windschatten gekommen. Und die jungen Konkurrenten aus dem eigenen Team werden ihm das Leben sicherlich nicht leicht machen.

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