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Sport - 19.06.2019

Kickboxen statt Knast

Kickboxer Preuss hat eine harte Jugend hinter sich. Am Mittwoch will der Mann, der oft mit Brad Pitt verwechselt wird, seinen Titel verteidigen.

Gut im Tritt. Kickboxer Sebastian Preuss.

Sebastian Preuss sieht nicht so aus wie ein Mensch, dessen Profession es ist, im Boxring anderen Menschen weh zu tun. Der 28 Jahre alte Münchner hat ein hübsches Gesicht, sieht eher aus wie ein „BWL-Student“, wie sein Trainer Mladen Stecko findet. Kürzlich wurde er gar als „Brad Pitt des Kickboxens“ bezeichnet, was Preuss aber nicht störte, wie er in einem Interview sagte. Brad Pitt sei schließlich „Weltklasse in der Liga der schönen Männer“ – so wie Preuss dann Weltklasse in der Liga der schlagendenden und tretenden Männer ist. Am Mittwoch verteidigt der Kickbox-Weltmeister der World Kickboxing and Karate Union (WKU) in der Klasse bis 90 Kilo gegen Europameister Loic Njeya aus der Schweiz (23.15 Uhr, live auf Kabel 1 und Magenta Sport) seinen Titel.

Noch vor einem Jahrzehnt war Sebastian Preuss kein Mensch, der um ein positives Image bemüht war. Mit 19 Jahren saß er zuletzt im Gefängnis. Um es ganz positiv zu formulieren: Der jugendliche Preuss war ein „Straßenschläger“, wie sein Trainer, Manager und Mentor Mladen Steko, sagt. Preuss saß schon im Jugendgefängnis, weil er sich nicht kontrollieren konnte. Er hatte Schicksalsschläge in der Familie zu verarbeiten und trotzdem ist er „aus der harten Story“, wie Steko sagt, herausgekommen. Nach dem Knast begann er eine Malerlehre. Heute hat der Weltmeister nebenbei eine kleine Firma mit drei Angestellten und redet eigentlich nicht mehr so gern über seine Vergangenheit. Das sei ihm peinlich. „Ich will aber nun Jugendlichen zeigen, dass der Sport ein guter Weg ist“, sagt Preuss.

Vor einem Jahr wurde Sebastian Preuss Profi-Weltmeister

Trainer Steko glaubt, dass ein Mensch wie Preuss eben „eine Struktur“ im Leben brauche. Die böte er ihm als „Ersatzvater“ und die böten ihm Kick- und Thaiboxen, da kanalisiere der Preuss auch seine Kraft. Zum Kickboxen kam er an sich eher zufällig. Als er mit 19 Jahren aus dem Knast kam, meldete er sich in einem Fitnessstudio und dort sagten sie ihm dann, dass er als Kampfsportler wohl eine Zukunft haben könnte

Vor einem Jahr wurde der Maler Preuss dann Profi-Weltmeister und wie alle Sportler, die in München unter Mladen Steko arbeiten, muss er dann auch ein bisschen die Schau mitspielen, die in dieser Sportart essentiell zu sein scheint, um eben einen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu finden.  

So „klaute“ Gegner Njeya am Freitag nach dem Pressetraining den WM-Gürtel von Sebastian Preuss. Der Schweizer sagte: „Der Gürtel gehört sowieso mir. Du wirst am nächsten Mittwoch keine Chance gegen mich haben.“ Sebastian Preuss sagte daraufhin: „Du bekommst den Gürtel aber nicht. Am Mittwoch wird es schmerzhaft für dich.“ Und in diesem Moment wurden zwei Dinge klar: Brad Pitt ist sicher ein besserer Schauspieler als Sebastian Preuss. Letzterer wiederum wird seinen Titel am Mittwoch verteidigen, alles andere wäre eine Überraschung.  

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