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Sport - 19.06.2019

Mladen Steko: Ein Mann für eine ganze Sportart

Promoter, Trainer, Manager und Pressesprecher: Wie Mladen Steko versucht, seine Sportart Kickboxen nach vorne zu bringen.

Mittendrin. Steko im Einsatz – hier vor ein paar Jahren mit Christine Theiss, bis heute bekannteste Kickboxerin in Deutschland.

Fünf Stunden Schlaf pro Nacht müssen reichen. Er müsse ja nicht im Ring stehen, sagt Mladen Steko. Der drahtige Mann mit dem wachen Blick und dem leichten Hang zu dunklen Augenringen hat einen straffen Tagesablauf. Fünf Uhr aufwachen, um 5.40 Uhr ist er dann schon im Sportstudio. Büro, Training, wieder Büro, Sponsorentermine, Training. „Bis 23 Uhr geht das so“, sagt Steko und grinst. „Ich bin ein Verrückter. Positiv gesehen. Ich kann nicht stillhalten.“ 41 Jahre ist er, zwei Sportstudios in München hat er, Kickboxen, Thaiboxen. 3000 Mitglieder, davon 50 aktive Boxer, darunter Weltmeisterinnen und Weltmeister, quasi alle betreut von Mladen Steko, Deutschlands größtem Trainer und Promoter im Kickboxen.

Ein Sport aus der Schmuddelecke, mit großem Anhängerkreis, aber noch mehr Kritikern. Wenn für viele Boxen schon kein Sport ist, dann ist es Kickboxen erst recht nicht. Das riecht nach Straße, nach verschwitzten Boxhallen. Oder eben auch nach durchgeknallten Schlägern, die nichts daran finden, anderen in die Fresse zu treten. Und einen Sport mit diesem Image hat sich Steko ausgesucht. Es ist sein Sport, und er ist einer der engagiertesten Männer im deutschen Sport überhaupt. Trainer, Promoter, Pressesprecher, Veranstalter und noch viel mehr. Alles für das eine Ziel: Kickboxen größer zu machen. Was treibt den Mann an?

Seine Geschichte beginnt in Bosnien und Herzegowina. Als Mladen sechs Jahre alt ist, verlassen die Eltern die Heimat und ziehen nach München. Noch im selben Jahr beginnt er mit seinem Bruder Pavlica den Kampfsport, „gefördert vom Papa“, wie er sagt. Ivan Steko eröffnet 1988 in München das erste Kampfsportzentrum Steko. Sohn Mladen versucht sich zunächst als Boxer, mit ordentlichem Erfolg. Er tritt in der alten Heimat an, wird 1993 kroatischer Junioren- und vier Jahre später Seniorenmeister.

Weltmeister von 1998 bis 2003

Im Kickboxen aber macht er die größere Karriere. Von 1998 bis 2003 ist er Weltmeister, am Ende sogar in zwei verschiedenen Verbänden. Was fasziniert ihn an der Sportart? „Boxen ist das Klassische“, sagt Steko. Findet er auch gut. „Aber beim Kick- und Thaiboxen kommen die Beine ins Spiel, da wird jeder Muskel beansprucht. Es gibt kaum eine Sportart, die so viel abverlangt. Das fasziniert mich.“

Dass man anderen Menschen ins Gesicht tritt, ist faszinierend? Nein, so sei das ja nicht, sagt Steko. „Es gibt Regeln, das läuft kontrolliert ab. Das ist kein Schlägersport. Wir achten darauf, wer sich in den Studios anmeldet. Wir hätten keine 3000 Mitglieder, wenn wir nah am Milieu arbeiten würden. Da käme doch nicht eine einzige Frau zu uns.“

Die Zeit nach der Karriere ist die aufregendere im Leben des Mladen Steko. Er organisiert die von seinem Vater 1989 gegründete Steko’s Fight Night, bei der er Weltmeisterschaftskämpfe im Profi-Kickboxen ausrichtet. Wobei, organisiert ist natürlich untertrieben. Er macht sie, er verkauft sie. An die Fernsehsender „Sat1“, „Kabel eins“ und an alle Medien, die nur wollen. Der Boulevard ist wichtig für ihn, Geschichten hat er immer parat: „Ich bin mir für nichts zu schade.“ Nach dem obligatorischen Wiegen vor einem Kampf ist sicher, dass eine Steko-Depesche kommt, meist sinngemäß mit dem Titel: „Ohrfeige beim Wiegen“. Oder vor einem Kampf der Weltmeisterin heißt es dann: „Kickbox-Queen Marie Lang kämpft für sanfte Heilung von krebskranken Kindern“. Zuvor hatte sie übrigens „mit neuen Brüsten den Titel verteidigt“.

Steko ist vor allem ein Meister der Cross-Promotion, alle seiner Boxerinnen und Boxer haben eine Geschichte. Das verkauft sich. Er habe einen Kickboxer, der vor wenigen Jahren noch obdachlos war, sagt er. Und sein Weltmeister Michael Smolik, ein freundlich aussehender Blonder mit Gorilla-Figur, ist zeitgleich in der Reality Soap „Ruhrpottwache“ aktiv, war Polizist und hat viele aufregende Geschichten zu erzählen. Von „Horror-Einsätzen“ mit der Bereitschaftspolizei bei Demos etwa. „Da hast du oft Angst um dein Leben.“ Und, kaum vorstellbar, sagt Steko: „Der Michael war schon mal Mobbing-Opfer.“

Titel verteidigt, Nase kaputt

Genauso wie Marie Lang, aktuelle Weltmeisterin in der Klasse von 62,5 Kilogramm. Wenn die 31-jährige Ostwestfälin, schwer vorstellbar in der Rolle als „Mobbing-Opfer“, nicht mit Fäusten und Füßen arbeitet, dann läuft sie auch über den Laufsteg. Sie ist Designerin und Model im Nebenberuf, da spielt sie allerdings nicht in der ersten Liga. Und das mit dem Modeln klappt auch nicht immer. Vor einem Jahr wollte Lang auf der Fashion Week laufen, ein paar Tage zuvor hatte sie dann aber doch zu viel abbekommen. Titel verteidigt im Ring, aber Nase kaputt und damit kein Laufsteg. Das Ende der Geschichte gefiel Mladen Steko natürlich nicht, denn er will immer, dass seine Kickboxer in der Öffentlichkeit stehen.

Smolik und Lang steigen am Sonnabend (Sat 1 überträgt ab 23 Uhr) in den Ring, im Rahmen der „Fight Night“ ihres Trainer-Manager-Promoters. Im Circus Krone. Passt, der Zirkus. Bei einer seiner im TV übertragenen Kampfnächte ließ Steko die Athleten wie im „Fight Club“ sich ihren Weg durch die Zuschauer zum Ring bahnen, ja erkämpfen. „Hauptsache, die Show passt.“ Und Hauptsache, die Kasse stimmt? Wie viel Geld verdient er mit seinem Zirkus? „Ich sage mal so, die besseren Zeiten gab es mit der Christine Theiss.“ Die promovierte Ärtzin im Ring (Steko: „Eine Rampensau“) wurde über die Grenzen des Sports bekannt. Theiss hat längst aufgehört. Steko sagt: „Aber wir sind wieder auf einem guten Weg.“

Es gibt natürlich auch die Vorwürfe, dass er die Kämpfe so veranstaltet, dass seine Sportler zumindest gegenüber dem Gegner nicht im Nachteil sind, um es ganz vorsichtig auszudrücken. Oder eben, dass die Gegner schlagbar sind. Das ist in der Boxszene nicht anders, und wer kann schon als Laie durchschauen, was die einzelnen Verbände bedeuten, und warum, wann und wo ein WM-Kampf stattfindet. Steko sagt: „Wir sind hier eben nicht beim Fußball. Eine Weltmeisterschaft alle vier Jahre, das ginge nicht. Wir haben drei Verbände, und das ist gut so, die Boxer wollen ja öfter zum Zug kommen.“

Gäbe es weniger Wettbewerbe im Kickboxen, bekäme Mladen Steko vielleicht weniger Geld, dafür mehr Schlaf. Aber Letzteres interessiert ihn ja nicht. „Ein Leben ohne Herausforderung ist nichts für mich. Ich kann nicht verstehen, wie sich Leute tagelang an den Strand in die Sonne legen können. Ich halte das schon nach 30 Minuten nicht mehr aus.“

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