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Sport - 19.06.2019

Neuer Vertrag für den Klaglosen

Unter Trainer Urs Fischer hat der Mittelfeldspieler seinen Stammplatz und die Kapitänsbinde verloren. Trotzdem will er weiter für die Köpenicker spielen.

Klatscht weiter in Köpenick. Felix Kroos bleibt Union auch in der Bundesliga erhalten.

Wenn alles vorüber ist, wird gern an den Anfang erinnert. In guten wie in weniger guten Fällen gilt das, und natürlich auch für den 1. FC Union, dem neuen Fußball-Bundesligisten, der in der zurückliegenden Saison sogar ein sehr guter Fall war. Dass die Runde 2018/2019 mit dem Aufstieg enden würde, war am 5. August 2018 nicht unbedingt vorherzusehen gewesen. Ein biederes 1:0 gegen Aue schafften die Unioner an jenem Tag, dem ersten Spieltag der Zweitliga-Saison. Vieles sah rumpelhaft aus – bis ein gewisser Felix Kroos zum Freistoß antrat. 0:0 stand es, bevor Kroos den Ball mehr ins Tor streichelte, als dass er ihn trat. „Das Freistoßtor von Joker Kroos in der Schlussphase fiel unter die Kategorie Weltklasse“, schrieb der „Kicker“, der als eher nüchtern berichtendes Presseerzeugnis gilt. Was für ein Auftakt, vor allem für Kroos, 28.

Ob der Mittelfeldspieler mit dem feinen Füßchen am ersten Bundesliga-Spieltag ein ähnliches Kunststück vollbringen wird, steht höchstens im Köpenicker Sternenhimmel geschrieben. Klar ist seit Mittwochmittag aber, dass die Chancen dazu erheblich gestiegen sind. Felix Kroos und der 1. FC Union haben den auslaufenden Vertrag verlängert. Mindestens eine weitere Saison bleibt Kroos Unioner, obendrein besteht die Option auf ein zusätzliches Jahr. Und, wie bisher gängige Praxis bei Union, gilt Kroos‘ neues Arbeitspapier für Erste wie Zweite Liga.

In der Pressemitteilung, die Union verschickte, sind nur die nettesten Worte zum Kontrakt zu lesen, wie das halt so üblich ist im Profigeschäft. „Mit dem Bundesliga-Aufstieg von Union hat sich ein großer Traum erfüllt“, sagt Kroos. Mit dem Ziel Bundesliga sei er damals zu Union gekommen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Kroos aus ebendieser Liga zum damaligen Zweitligisten wechselte. Bei Werder Bremen war er nicht wie gewünscht zum Zug gekommen, trotz 65 Erstliga-Einsätzen.

In Berlin zählte Kroos insbesondere unter Trainer Jens Keller zu den gesetzten Spielern, gar zum Kapitän beförderte der ehemalige Coach ihn. „Felix Kroos ist ein sehr erfahrener Spieler, der aufgrund seiner Qualität und seiner Art für das Kapitänsamt sehr gut geeignet ist. Zudem agiert er auf dem Platz in zentraler Position. Das halte ich für wichtig, um diese Aufgabe bestmöglich erfüllen zu können“, begründete Keller die Entscheidung damals. Welche Art Keller meinte, wurde alsbald klar. Kroos versteht sich bis heute nicht als Lautsprecher, er übt eher Zurückhaltung denn laute Ansagen. Das gilt auch im Umgang mit den Berliner Medien, die er zeitweise mied wie der Teufel das Weihwasser. Insbesondere die Vergleiche zu seinem berühmten Weltmeister-Bruder Toni gefielen ihm eher weniger.

25 Spiele – aber nur vier über 90 Minuten

Allerdings kann eben auch Felix Kroos solche Pässe und Diagonalbälle wie der Star von Real Madrid spielen, die Schärfe und Präzision verbinden. Sein aktueller Trainer Urs Fischer ging mit Kroos‘ Qualitäten allerdings sparsamer um, als es dem Spieler lieb sein konnte. Kroos, von Fischer zum Vize-Kapitän degradiert, musste des Öfteren zwischen Tribüne, Bank und Startelf hin- und herwechseln. Der Stammplatz war perdu, Leistungsträger waren andere. Fischer, ein Freund solider Abwehrarbeit, vertraute eher Handwerkern denn Künstlern.

Für Kroos spricht, dass er die neue Rolle nach außen hin klaglos annahm. „Ich bin froh, wenn ich spiele – egal wo“, beantwortete er im April die Frage, auf welcher Position – Sechs, Acht oder Zehn – er sich sehe. Seinen trockenen Humor behielt er sich auch in weniger erquickenden Phasen bei. 25 Mal stand er in der vergangenen Saison für Union auf dem Platz, davon nur viermal über 90 Minuten, zwei Tore und zwei Torvorlagen resultierten daraus.

„Felix hat mit sehr engagierten Leistungen gerade in der Rückrunde gezeigt, über welche Fähigkeiten er verfügt“, kommentierte Unions Manager Oliver Ruhnert die weitere Zusammenarbeit. Eben jene Fähigkeiten will Kroos nun wieder in der Bundesliga vorführen. Vielleicht fängt er am ersten Spieltag ja mit dem Kapitel Freistoßtechnik an.

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