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Sport - 26.05.2019

Sandortbestimmung für Kerber und Zverev

Die deutschen Tennisstars Angelique Kerber und Alexander Zverev kämpfen vor den French Open mit ihrer Form und ihrer Gesundheit.

Alexander Zverev konnte sich zuletzt nicht zu hundert Prozent auf Tennis konzentrieren.

Die Wettervorhersage für Paris dürfte Alexander Zverev nicht gefallen. Für den Wochenanfang sind in Frankreichs Hauptstadt wenig Sonne, kühle Temperaturen und eine frische Brise angesagt. Keine guten Voraussetzungen für Tennis, schon gar nicht für Zverev. Der 22-jährige Deutsche erklärte kürzlich seine Zweitrundenniederlage in Rom mit den Worten: „Bei Wind bin ich einer der schlechtesten Spieler, die es unter den Top Ten je gab.“ In seinem Auftaktmatch bei den French Open, die am Sonntag im Stade Roland Garros beginnen, trifft Zverev auf den Australier John Millman.

Deutschlands beste Tennisspielerin, Angelique Kerber, hat die Ehre, dass Turnier auf dem Centre Court zu eröffnen. Gegnerin am Sonntag um 11 Uhr ist die 18-jährigen Anastasia Potapowa aus Russland. Wie für Zverev klingt das nach einer lösbaren Aufgabe, aber während der Hamburger derzeit mit seiner Form hadert, kämpft Kerber mit gesundheitlichen Problemen – und das schon die gesamte Sandplatzsaison über. Gerade einmal drei Matches konnte sie auf der roten Asche bisher bestreiten. Zunächst bremste sie eine Grippe aus, zuletzt musste sie wegen einer Knöchelverletzung in Madrid zurückziehen und für Rom komplett absagen. „Ich glaube, das ist die schlimmste Sandplatz-Vorbereitung, die ich je hatte“, sagte Kerber.

Dabei hatte sich die 31-Jährige für das zweite Grand-Slam-Turnier viel vorgenommen – und das schon vor Monaten. Schließlich fehlt ihr nur noch der Titel beim alljährlichen Sandplatzhöhepunkt zur Vervollständigung ihrer Trophäensammlung bei den vier wichtigsten Tennisveranstaltungen. Anderseits dämpfte sie zuletzt bereits die Erwartungen, als sie sagte: „Ich und Sand und Paris… das ist so eine Sache.“

Bei Alexander Zverev schien das mit dem Sand dagegen eine viel versprechende Sache zu sein. Im Vorjahr ging er als zweitbester Spieler in die French Open, er hatte in München und Madrid die Titel gewonnen und war im Endspiel von Rom nur knapp an Sandplatzkönig Rafael Nadal gescheitert. In Paris reichte es dann zwar nur für das Viertelfinale, was bis heute allerdings immer noch sein bestes Ergebnis bei einem Grand-Slam-Turnier ist. Viel spricht derzeit nicht dafür, dass es diesmal noch weiter geht. Nach zuletzt vielen frühen Niederlagen ist Zverev in der Weltrangliste auf Platz fünf abgerutscht und so droht ihm bereits im Viertelfinale von Paris ein Duell mit Novak Djokovic. Wobei das Erreichen des Viertelfinals nach den jüngsten Enttäuschungen fast schon wieder ein kleiner Grund zum Feiern wäre.

Wegen der vielen Niederlagen spielte Zverev noch ein Turnier in Genf – und gewann es

Die Gründe für Zverevs Absturz sind vielfältig. Zu oft hadert der ATP-Weltmeister mit sich und seinem Spiel, zieht sich damit selbst runter. Und ohne Selbstvertrauen spielt es sich längst nicht so locker auf wie nach einer Siegesserie. Zudem konnte sich Zverev zuletzt nicht immer zu hundert Prozent auf sein Tennisspiel konzentrieren, er befindet sich im Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Manager Patricio Apey, von dem er sich vor ein paar Monaten getrennt hat. Dazu ging auch die Beziehung zu seiner Freundin Olga Scharipowa in die Brüche.

Angelique Kerber hat vor den French Open nur drei Matches auf Sand bestritten.

Das alles nagt an dem jungen Mann, zumal sein Vater und Trainer Alexander Senior auch noch erkrankte und Berater Ivan Lendl wegen einer Pollenallergie den europäischen Frühling meidet. Zverev war zuletzt ziemlich auf sich allein gestellt. „So kannst du eigentlich nicht auf den Platz gehen“, sagte er in Rom. Trotzdem ist er keiner, der einfach aufgibt. Und um die Sandplatzsaison noch irgendwie zu retten, spielte er in dieser Woche in Genf ein kleines Vorbereitungsturnier, das ursprünglich nicht eingeplant war. Dort hat er am Samstag den Titel gewonnen – und damit genau das geschafft, was er braucht, um vor Paris den Kopf wieder ein bisschen höher halten zu können.

Angelique Kerber fehlen nicht nur Erfolge, sondern vor allem Matches. Gerade für eine Spielerin, die sich auf Sand traditionell nicht so wohl fühlt, könnte sich das als Hypothek erweisen. Noch mehr als Zverev gilt sie allerdings als große Kämpferin und weil bei den Frauen das Feld wie zuletzt eigentlich immer völlig offen ist, geht vielleicht doch etwas. Zumal mit Kerber nicht unbedingt zu rechnen ist.

Die Rolle als ziemlich geheime Geheimfavoritin dürfte ihr gefallen, Druck hat sie damit jedenfalls so gut wie keinen. Und was die Verletzung angeht, gab sie noch in Madrid vorsichtig Entwarnung: „Ich glaube, es ist nichts Ernstes.“ Immerhin das macht nach den eher tristen letzten Monaten Hoffnung für das deutsche Tennis. Zumal auch das Wetter in Paris zum Ende der ersten Turnierwoche wieder angenehmer werden soll.

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