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Sport - 13.07.2019

Sifan Hassan läuft Streckenrekord trotz Gegenwind

Sifan Hassan verpasst den Welt-, stellt dafür aber einen Streckenrekord auf. Bei den Männern kommt es zu einer Überraschung.

Die niederländische Läuferin Sifan Hasan jubelt über den neuen Streckenrekord.

Der Halbmarathon kann eine Tortur sein. So humpelte Sifan Hassan nach dem Lauf am Sonntag in Berlin mit gequälter Miene zur Pressekonferenz. „Das Wetter war toll“, sagte sie. „Aber der Wind war kräftig. Und ich bin doch so leicht.“ Und tatsächlich: Die 26-Jährige bringt bei einer Größe von 1,70 Meter 49 Kilogramm auf die Waage. Das war am Sonntag zu wenig für das mitunter kräftige Berliner Lüftchen.

Hassan war angetreten, um die Weltbestmarke (64:51 Minuten) auf der 21,0975 Kilometer langen Distanz zu verbessern. Mit 65:45 Minuten reichte es für die Niederländerin dann immerhin zu einem neuen Streckenrekord. Der Jubel am Brandenburger Tor war groß. Wenige Minuten vor ihr, in einer Zeit von 61:00 Minuten, hatte sich der Kenianer William Wanjiku im Sprint gegen seine Landsmänner Kilimo Rhonzas und Alfred Ngeno durchgesetzt. Bester Deutscher war Richard Ringer auf Rang sieben.

Die Leichtathletik lebt wie keine andere Sportart von Weiten und Zeiten. Das kann ein Segen sein, wenn der Wettkampf unter den Konkurrenten einseitig ist und allein der Kampf gegen die Zeit Spannung verspricht. Es kann aber auch ein Fluch sein, wenn am Ende dieses Kampfes gegen die Uhr eben kein Rekord herausspringt wie am Sonntag. So empfand auch Rennleiter Mark Milde vom Veranstalter SCC Events ein bisschen Enttäuschung. „Schließlich war der mögliche Weltrekord nicht aus der Luft gegriffen.“

Hassan war die große Attraktion bei der 39. Auflage des Berlin-Halbmarathons. Die gebürtige Äthiopierin gilt als eine der vielseitigsten Läuferinnen weltweit. Als sie im vergangenen September in Kopenhagen erstmals im Halbmarathon startete, lief sie prompt einen Europarekord. In Berlin lief dann bereits vor dem Rennen nicht alles rund. Hassan stieg leicht verspätet in den Bus-Zubringer vom Potsdamer Platz zum Start auf der Straße des 17 Juni ein. Unmittelbar vor dem Startschuss entledigte sie sich ihrer Kompressionsstrümpfe und stieg barfuß in die Laufschuhe, ein ungewöhnlicher Vorgang.

Einer der glücklichsten Läufer war Patrick Lange

Auf der Strecke legte Hassan zunächst gut los. Auf den ersten Kilometern folgte ihr zunächst noch die Kenianerin Veronica Nyaruai. Doch schon bei Kilometer vier war Hassan allein unter Männern. Nach zehn Kilometern lag ihre Zeit bei 30:50 Minuten, damit war sie nur sechs Sekunden über dem Weltrekord. Auffällig war, dass sich ihre Tempomacher streng an die Vorgabe hielten und der Abstand zwischen Hassan und ihren Helfern zwischenzeitlich viel zu groß war. Der Gegenwind blies Hassan zeitweise voll ins Gesicht. Eine neue Weltbestmarke war an diesem Tag in Berlin daher nicht drin – dafür aber ein schöner Erfolg für die deutsche Läuferin Fabienne Amrhein, die als Sechste in 71:39 Minuten ins Ziel einlief.

Beim Männer-Wettbewerb war kaum jemand von Rekordzeiten ausgegangen. Schließlich hatte Streckenrekordhalter Erick Kiptanui (Kenia) wenige Tage vor dem Rennen verletzungsbedingt absagen müssen. Der Wettbewerb war trotz des Ausfalls spannend. Zum einen, weil besonders die Deutschen auf die Debüts vom früheren Mittelstreckler Richard Ringer und des Ironman-Gewinners Patrick Lange blickten. Zum anderen, weil speziell dem Kenianer Wilfred Kimitei zumindest eine annähernd gute Zeit wie Kiptanui zugetraut wurde. Kimitei setzte sich dann auch schnell an die Spitze. Ringer war in der ersten Verfolgergruppe lange Zeit nicht weit entfernt von den führenden Kenianern um Kimitei. Wenige Kilometer vor Schluss kam es dann aber zu einer großen Überraschung: Favorit Kimitei konnte nicht mehr folgen, vier Athleten setzten sich gemeinsam ab. Im Schlusssprint setzte sich der Kleinste unter den Rivalen, William Wanjiku, knapp durch.

Einer der glücklichsten Läufer war am Sonntag aber Triathlet Lange. Er hatte sich eine Zeit unter 71 Minuten vorgenommen und erreichte das Ziel in 69:37 Minuten. Im Feld war er damit abgeschlagen, aber die Zeit hatte er besiegt.

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