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Sport - 06.06.2019

Spiel 5 und das Duell der Gegensätze

Die Finalserie in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL ist so spannend wie selten zuvor. Auch weil St.Louis so gut mithält

Harter Kampf. Nach vier Spielen in der Best-of-seven-Serie zwischen den St. Louis Blues und den Boston Bruins steht es 2:2.

Es ist ja schon etwas an Aufwand, den eine Mannschaft betreiben muss, um fast neun Monate und rund 100 Eishockeyspiele später im Finale um den Stanley-Cup zu stehen. Und wenn man dann, wie aktuell die Boston Bruins und die St. Louis Blues nur noch zwei Siege vom wertvollsten Klubtitel im Eishockey entfernt ist, dann ist die Anspannung so groß, dass keiner mehr einen Fehler machen möchte. Auch abseits des Eises nicht – im auch in den USA viel zu heißem Juni.

Es ist von der Ansetzung her nicht das größte Finale in der Geschichte der stärksten Eishockeyprofiliga der Welt. Die Boston Bruins sind einer der traditionsreichen Klubs der National Hockey League (NHL). Sie waren 1924 der erste Klub aus den USA, der in der zuvor rein kanadischen Liga aufgenommen wurde. Zudem gehören die Bruins zu den „Original Six“, den sechs Mannschaften, die in den Sechzigerjahren in einer geschrumpften Miniliga spielten. St Louis kam erst danach (1967) in die NHL, als es mit dem Eishockey in den USA wieder aufwärts ging. Boston gewann den Titel, also den Stanley Cup, schon sechs Mal. Die Blues gewannen den Titel noch nie, 1970 scheiterte der Klub im Finale zum bis jetzt letzten Mal: 0:4 in vier Spielen – gegen Boston. Trotz erfolgreicher Neunzigerjahre, damals spielte mit Brett Hull einer der besten Stürmer der NHL-Geschichte für das Team aus Missouri, war der Klub noch nie so nah an einem Titel wie jetzt. 2:2 steht es nach vier Finalspielen.

David Krejci stellte vor dem fünften Spiel (Freitag, 2 Uhr, live auf Dazn) der nach dem Modus Best of seven ausgespielten Finalserie fest: Worte seien nun Schall und Rauch zu dieser Zeit des Jahres. „Wir müssen uns auf dem Eis beweisen.“ Der tschechische Center der Boston Bruins ist nicht der einzige Beteiligte der Finalisten, der dieser Tage mit Phrasen um sich wirft. Craig Berube, Trainer der Blues, sagte etwa nach dem 4:2-Erfolg seiner Mannschaft in Finalspiel vier: „Wir wussten, was wir heute Abend machen mussten, um ein besseres Team zu sein.“

Es steht eben viel auf dem Spiel: Boston könnte nach dem Titel von 2011, damals war noch der Deutsche Dennis Seidenberg im Team, mit sieben Meisterschaften zu einem wahren Schwergewicht der Liga werden, St. Louis hingegen könnte endlich in den Kreis der Großen aufsteigen. Der Klub ist seit mehr als 50 Jahren in der NHL ohne Titel und führt damit einen traurigen Rekord. Dabei ist es sicher nicht das Finale, das sich vor den Play-offs prognostizieren ließ. Nach den Punkteständen am Ende der Hauptrunde gesehen, ist es das Duell Dritter (Boston) gegen Zwölften (St. Louis). Die Bruins rückten mit 12:5-Siegen ins Finale vor, die Blues verloren sogar sieben Spiele auf dem Weg in das Endspiel.

Es sind auch sicher nicht die spielstärksten Mannschaften der Saison, die sich nun gegenüberstehen, aber womöglich die kampfstärksten. Bei St. Louis besteht die Verteidigung fast Durchweg aus Männern mit 1,90 Meter und größer. Im Sturm sind Jaden Schwartz und Wladimir Tarasenko das stärkste Duo, das in den Play-offs noch auf dem Eis steht. An sich hatte vor der Finalserie niemand ein von der Offensive geprägtes Spiel erwartet, zumal sich Boston vor allem auf Torwart Tukka Rask verlässt. Der Finne stand schon 2011 beim Titelgewinn im Kader der Bruins, wobei seinerzeit noch der US-Amerikaner Tim Thomas die Nummer eins war. Überhaupt ist es auffällig, dass bei den Bruins überwiegend US-Amerikaner im Team sind, während bei den Blues die Kanadier die klare Mehrheit stellen.

Bisher waren die Spiele recht munter und vor allem sehr torreich: 4:2, 2:3, 7:2, 2:4 ging es aus Sicht der Bruins aus, die am Freitag nun in Spiel fünf Heimvorteil genießen, was aber nach dem bisherigen Verlauf der Serie nichts heißen muss. Die Bruins müssen womöglich auf ihren Kapitän Zdeno Chara verzichten. Der Hüne ist das Herz des Teams, der nunmehr schon 42 Jahre alte Slowake bekam in Spiel vier einen Puck ins Gesicht. „Zdeno Charas Status ist nicht bekannt, aber seine Führungsrolle ist unantastbar“ titelte der „Boston Globe“. Am Dienstag hatte Chara zwar schon nach 23 Spielminuten das Eis verlassen, trotz klaffender Wunde blieb er aber auf der Spielerbank und unterstützte das Team mit „diesem Statement“, wie der Globe schrieb.

Wenn man eben schon so weit gekommen ist in der Saison in der NHL, dann will ein Profi dabei sein. Und wenn es notfalls auch nur auf der Spielerbank ist.

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