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Sport - 19.01.2019

Trainer Rein van Eijk will mit Struktur nach oben

Trainer Rein van Eijk muss beim Berliner Hockey-Club unter besonderen Bedingungen – er sieht das nicht zwingend als Nachteil

Langfristig denken. Rein van Eijk will mit dem BHC dauerhaft in die obere Hälfte der Bundesliga.

Hockeyspieler genießen im Allgemeinen den Ruf, sehr gesellige und feiertüchtige Menschen zu sein. Für die des Berliner HC trifft das offenbar ganz besonders zu. Rein van Eijk, 30, würde vermutlich nicht widersprechen, auch wenn er bei diesem Thema erkennbar nichts Falsches sagen will und sich ein bisschen ziert. „Ich versuche, die Vereinskultur zu verstehen“, sagt van Eijk, der seit gut anderthalb Jahren die Männer-Mannschaft des BHC trainiert. Ganz leicht scheint ihm das nicht gefallen zu sein.

Rein van Eijk kommt aus Holland, wo Hockey im Vergleich zu Deutschland fast professionell betrieben wird. In seiner Heimat können die Spieler zumindest zeit ihrer Karriere von ihrem Sport leben. Auch hierzulande ist immer mehr Geld im Spiel. Außer beim BHC. Der hält eisern daran fest, nicht einmal die Bundesligaspieler zu entlohnen. Der Klub hat andere Reize: Er steht für familiären Zusammenhalt und eben auch für gesellige Runden im Klubheim an der Wilskistraße. „Letzte Saison haben die Jungs jedes Wochenende gefeiert“, berichtet van Eijk. „Inzwischen wird überlegt, wann man feiern kann.“

Am Abend vor dem Tag der deutschen Einheit stand beim BHC das Oktoberfest an. Natürlich hätte van Eijk den Spielern die Teilnahme verbieten können. Hat er aber nicht. Stattdessen setzte er für den nächsten Morgen eine intensive Trainingseinheit an. „Die Jungs wissen alle, was man nicht im Blut haben sollte, damit man alles geben kann“, sagt van Eijk. „Im Moment ändert sich was an der Struktur und Kultur des Vereins.“

„Er hört zu und packt an“

Genau deshalb hat der BHC ihn 2017 nach Berlin geholt. Der Klub hatte ein Profil erstellt, was der neue Trainer mitbringen sollte, und dann einige Experten um Rat gebeten. Am Ende war es Jamilon Mülders, der damalige Bundestrainer der deutschen Frauen, der van Eijk empfahl. „Er ist ein cleveres Kerlchen, der nicht nur sein Holland-Ding durchzieht“, sagt Mülders. „Er hört zu, packt an und will lernen.“

Van Eijk hat schon mit 13 die Minis in seinem Eindhovener Klub trainiert. Als Spieler hingegen war er nur mäßig talentiert. Mülders erzählt, van Eijk sei eher über deutsche Tugenden gekommen. Immerhin reichte es, um zwei Jahre in Hollands höchster Liga zu spielen. Mit 23 hörte er auf und konzentrierte sich neben seinem Studium der Kommunikationswissenschaft auf die Tätigkeit als Trainer. „Die besten Spieler sind nicht immer gute Trainer“, sagt van Eijk. Und in seinem Fall, so glaubt er, gilt das auch umgekehrt. Weil er eben nicht zu den Hockeyspielern gehörte, die die Technik intuitiv beherrschen, musste er üben, üben, üben, „und deshalb kann ich es heute auch erklären“.

Vor seinem Wechsel war van Eijk Sportlicher Leiter bei Amsterdam HBC, dem ältesten Hockeyverein des Kontinents. Der Klub hat 80 Jugend- und 50 Seniorenteams. Verglichen damit kommt der BHC eher beschaulich daher. Ein Kulturschock? Er urteile aus Prinzip nicht, antwortet van Eijk. „Es ist nicht besser, nicht schlechter. Es ist anders. Nur wenn ich diese Mentalität habe, werde ich mich überall anpassen können.“

Zuletzt hat der BHC zweimal das Final Four verpasst

Den Vertrag beim BHC hat van Eijk inzwischen bis 2020 verlängert. Und danach? „Es gibt keinen Grund, mich irgendwo anders umzusehen“, sagt er. Weil er sich den Begebenheiten bei seinem Arbeitgeber angepasst hat. „Bei unseren Rahmenbedingungen dürften wir uns eigentlich nicht wundern, wenn wir gegen den Abstieg spielen.“ Stattdessen befindet sich die Mannschaft auf dem Feld im gesicherten Mittelfeld, und in der Halle kämpft sie an diesem Samstag gegen den Münchner SC – nach zwei vergeblichen Versuchen in den vergangenen beiden Jahren – um die Qualifikation fürs Final Four.

„Das langfristige Ziel ist, in der oberen Hälfte mitzuspielen“, sagt van Eijk. Nicht trotz der finanziellen Beschränkungen, sondern deswegen. Der Trainer will die strukturellen Nachteile des BHC als Vorteile verstanden wissen. Wer keine herausragenden Spieler mit Geld locken kann, muss sie in der Jugend eben selbst entwickeln; und wer für den BHC spielt, tut das, weil er den Verein wirklich liebt. Im Gegenzug soll er Rahmenbedingungen vorfinden, unter denen er sich als Hockeyspieler optimal entwickeln kann. „Der einzige Grund, den BHC zu verlassen, soll ein finanzieller sein“, sagt van Eijk. „Und das ist doch wirklich kein guter Grund.“

Zur Liebe zum Verein und der Leidenschaft fürs Hockey kommt inzwischen eine deutlich bessere Athletik und „das Selbstbewusstsein, gegen jeden konkurrenzfähig zu sein“, wie der Trainer sagt. Auch spielerisch sei das Team um ein Vielfaches besser geworden: „Es ist unglaublich, welche Spielfreude die Mannschaft in der Halle zeigt, wie fließend das aussieht.“ Vielleicht ist das schon eine Folge der holländischen Schule. Nein, sagt Rein van Eijk, „dann würden wir häufiger verlieren“.

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