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Sport - 28.06.2019

Uefa sorgt für Novum mit zweierlei Maß

Wer sowohl das Viertelfinale der Frauen-WM als auch das Halbfinale der U21-EM verfolgte, sah bewusst unterschiedliche Regelanwendung. Eine Erklärung.

Regel-Wirrwarr. Auch Schiedsrichter Andreas Ekberg musste sich bei der U21-EM umstellen.

Dass eine Fußball-WM der Frauen und eine EM der U21-Männer gleichzeitig ausgetragen werden, ist in diesem Jahr erst zum zweiten Mal nach 2015 der Fall. 2007 und 2011 fanden sie zwar auch im gleichen Jahr statt, doch begannen die Frauen ihr Weltturnier erst, wenn der Männernachwuchs sein Europaturnier schon abgeschlossen hatte. Der Weltverband Fifa und der europäischen Verband Uefa konnten sich darauf verständigen.

Der gestrige Donnerstag sorgte allerdings für zwei Nova. Erstmals in der Geschichte des Fußballs wurden K.o.-Spiele der beiden Turniere zeitgleich angepfiffen, es waren die WM-Viertelfinalpartie der Engländer gegen Norwegen in Frankreich und die EM-Halbfinalpartie der Spanien gegen Frankreich in Italien. Und diesmal konnten sich Fifa und Uefa vor dem Turnier nicht verständigen. Es wird mit verschiedenen Regelauslegungen gespielt.

Wer sich also die erste Hälfte des einen Matches und danach die zweite Hälfte des anderen Matches ansah, sah beispielsweise einmal Frauen oder Männer in der gegnerischen Mauer beim Freistoß – und einmal nicht. Denn bei der Frauen-WM wird nach den neuen Regeln gespielt, wie es auch ab dem 1. Juni von der Fifa vorgesehen war, und bei der Männer-U21-EM nach den alten Regeln. Und nicht nur für den Fernsehzuschauer ist das schwierig. Dabei laufen die Turnierspiele für ihn zur besten Sendezeit und es gibt sicher nicht wenige, die beide Turniere verfolgen.

Auch für die Schiedsrichter ist der Umstand schwierig. Zwar bereiten die sich intensiv auf die jeweiligen Turniere und damit auch auf das angewandte Regelwerk vor. Und trotzdem könnten die Unparteiischen und Videoassistenten das Regelwerk, das sie in der neuen Saison durchsetzen müssen, nicht an beiden Orten gleichermaßen üben.

Uefa will die Fehlerzahl minimieren

Warum? Die Uefa begründet es mit der zu kurzen Vorbereitungszeit auf diesen Umstand. Der europäische Verband will damit die Fehlerzahl minimieren. Dabei begann die U21-EM in Italien sogar neun Tage nach der WM in Frankreich. Selbst beim Finalturnier der Nations League, das am gleichen Wochenende des Frauen-WM-Auftaktes ausgetragen wurde, wurde nach den alten Regeln gespielt. Auch dies war ein von der Uefa ausgerichtetes Turnier.

Der deutsche U21-Coach Stefan Kuntz bedauerte die Entscheidung, da sich seine Mannschaft schon darauf vorbereitet hatte. Schließlich konnte sich sein Team den Spaß live und in Farbe von Italien aus in Frankreich anschauen. Die Torhüterin des deutschen Nationalteams, Almuth Schult, fühlte sich so gar als „Versuchskanninchen“ dahingestellt.

Ganz recht hat sie damit nicht, schließlich wurde bei der U20-WM vom 23. Mai (!) bis 15. Juni schon nach den neuen Regeln gespielt, schließlich ist dafür die Fifa verantwortlich. Die internationalen Regelhüter der Ifab hatten allen Verbänden zeitlichen Spielraum eingewilligt. Demnach hatte die Uefa alles recht dazu, es so zu handhaben. Und sorgte trotzdem aktiv dafür, dass mit zweierlei Maß gemessen wurde.

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