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Sport - 16.01.2019

Vedad Ibisevic ist zu alt für Zweifel

Der Kapitän des Berliner Bundesligisten wird im Sommer 35 Jahre alt. Sein Vertrag endet dann, die Zukunftsplanung ist vage.

Zweikämpfer. Vedad Ibisevic (links, hier gegen Gladbachs Mickael Cuisance) will noch nicht aufhören.

Irgendwann kommt Vedad Ibisevic von selbst auf Claudio Pizarro zu sprechen. „Was er macht, ist schon extrem“, sagt der Kapitän von Hertha BSC, und nach einer kleinen Pause fügt er hinzu: „Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.“ Claudio Pizarro stürmt noch im Alter von 40 Jahren durch die Strafräume der Bundesliga. Auf 14 Einsätze kam der Bremer aus Peru in der Hinrunde, dabei schoss er zwei Tore und bereitete zwei vor. Er steht zum vierten Mal beim SV Werder unter Vertrag. Also gut, reden wir über das Alter.

im kommenden August wird Ibisevic 35 Jahre alt, ein stattliches Alter für einen Bundesligaprofi, wenn er nicht gerade Torwart ist. Und im Sommer läuft auch der Vertrag des Bosniers in Berlin aus. Es stehen also ein paar Gespräche mit Herthas Management an: Wird es Ibisevic’ letzte Rückrunde für Hertha, oder können sich beide Seite auf eine Verlängerung der Anstellung einigen? Und wenn ja, zu welchen Bedingungen?

15 Mal stand Ibisevic in der Startelf

Noch sei nichts entschieden, sagt Ibisevic. Sein Berater führte Gespräche mit Michael Preetz, bald sollte Klarheit her. „Zum Aufhören ist es noch zu früh“, sagt Ibisevic, der alle 17 Hinrundenspiele für Hertha bestritt, davon 15 Mal in der Startelf stand und konstant traf – sechs Tore. Das sind so viele, wie er in der vergangenen Spielzeit insgesamt erzielt hatte, wobei er in der Rückrunde 2017/18 seinen Stammplatz an Davie Selke verloren hatte.

Nein, sagt Ibisevic, Zweifel habe er keine gehabt, „dafür bin ich zu alt“. Er habe sich im Sommer gewissenhaft vorbereitet und profitierte von der Verletzung Selkes. So kam Ibisevic auf genügend Einsatzzeit. „Ich fühle mich gut, natürlich muss ich etwas länger schlafen als früher.“ Für Hertha BSC hat Ibisevic 102 Spiele beschritten und dabei 34 Tore erzielt. Insgesamt stecken 304 Bundesligaspiele für Aachen, Hoffenheim, Stuttgart und Berlin in seinen Knochen. 116 Tore erzielte er und steht damit vor großen Offensivspielern der Liga wie Lothar Emmerich (115), Andreas Möller und Jürgen Klinsmann (beide je 110). Er ist der viertgefährlichste ausländische Stürmer der Bundesligageschichte, vor Spielern wie Ailton (106 Tore) oder Stéphane Chapuisat (105). Nur drei ausländischen Profis sind in ihrer Laufbahn mehr Tore in Deutschlands höchster Spielklasse gelungen: Claudio Pizarro (194), Robert Lewandowski (190) und Giovane Elber (133).

In der Hinrunde profitierte Hertha von Ibisevics Unverwüstlichkeit. Für den Kapitän war sie durchaus okay, auch wenn mehr dringewesen sei. Man könne das so oder so sehen, sagt Ibisevic. „Wir haben Punkte da geholt, wo sie nicht erwartet wurden, und dafür Punkte liegenlassen, wo sie eingeplant waren.“ Wichtig sei jetzt, das die Mannschaft am kommenden Sonntag zu Herthas Rückrundenauftakt beim 1. FC Nürnberg gleich voll da ist. „Ich hoffe, wir werden wach sein“, sagt Ibisevic. Was das Team am vergangenen Wochenende beim Kurzturnier in Düsseldorf gespielt habe, „war nicht gut“.

„Ich bin natürlich ehrgeizig, und die Bundesliga ist meine Lieblingsliga“

Berlins Bundesligist hat mit dem zweifelhaften Ruf zu kämpfen, von einer chronische Rückrundenschwäche befallen zu sein. Manager Michael Preetz hatte die Mannschaft nach ein paar für seinem Dafürhalten schlaffen Auftritte zum Ende der Hinrunde mit einer klaren Botschaft in den Weihnachtsurlaub entlassen. Es werde Zeit, dass die Mannschaft mal eine bessere Rückrunde hinbekommt. Zuletzt war in der Saison 2009/10 der Fall. Das lag vor allem aber daran, dass die Mannschaft in der damaligen Hinrunde nur sechs Punkte gesammelt hatte. Am Ende stand ein Abstieg.

Selbst unter Pal Dardai, der im Februar 2015 Cheftrainer wurde, fiel jede Rückrundenbilanz schwächer aus als die der jeweiligen Hinrunde. In seiner ersten kompletten Spielzeit 2015/16 waren es nach der Hinrunde 32 Punkte und 18 in der Rückrunde, es folgten 30/19 in der Spielzeit 2016/17 und 24/19 in der zurückliegenden Spielzeit 2017/18. Jetzt gilt es erneut die Marke von 24-Hinrundenpunkten zu überbieten. Die Frage nach der Rückrundenschwäche sei ihm schon so oft gestellt worden. Eine richtige Antwort habe er noch nicht gefunden. „Wir sollten mit diesem Mythos aufräumen“, sagt Ibisevic.

Wenn es nach dem 34-Jährigen ginge, würde er mit Hertha wohl gern noch in eine Verlängerung gehen. „Ich bin natürlich ehrgeizig, und die Bundesliga ist meine Lieblingsliga“, sagt er. Ein Wechsel in seine alte Wahlheimat USA müsse noch nicht sein, vielleicht auch überhaupt nicht. „Ich will Fußball genießen“, sagt Ibisevic. Im Weg stehen möchte er dabei aber auch niemanden.

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