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Sport - 11.03.2019

Vorsicht vor den Ausgeruhten

Alba empfängt am Sonntagabend Oldenburg zum Spitzenspiel in der Basketball-Bundesliga. Für die Berliner kommt das Duell zeitlich ungünstig.

Ganz schön anstrengend. Landry Nnoko hat mit Alba Berlin derzeit ein straffes Programm.

Dass der Beruf des Profisportlers ein Traumjob sei, wie es oft heißt, ist relativ. Für Angestellte des Berliner Basketball-Bundesligisten Alba Berlin zum Beispiel ist ihr Job in diesen Tagen vor allem eine Knochenmühle. Das Programm in der vergangenen Woche: Am Sonntag das Bundesliga-Spiel in Frankfurt (99:86), am Dienstag das Eurocup-Hinspiel in Berlin gegen Malaga (90:91), am Freitag das Rückspiel in Malaga (101:81) und an diesem Sonntag steht das Heimspiel im Spitzenduell mit dem Ligazweiten aus Oldenburg an (18 Uhr/Arena am Ostbahnhof). Ganz nebenbei dürften die Basketballer von Alba schon das Entscheidungsspiel am Mittwoch in der eigenen Halle gegen Malaga im Hinterkopf haben (19 Uhr). Doch derlei Terminballungen sind im Basketball nichts Neues. Sie haben ja auch ihr Gutes, Niederlagen können schnell wieder wettgemacht werden. Auf der anderen Seite: Erfolge wie Albas jüngster Sieg in Malaga geraten schnell in Vergessenheit.

Deshalb soll an dieser Stelle noch einmal kurz daran erinnert werden, dass die Berliner am Freitag bei den favorisierten Andalusiern ihre wohl beste Saisonleistung zeigten. Es war der zweithöchste Auswärtssieg in der Europapokal-Geschichte des Klubs. Beeindruckend waren auch die Spielstatistiken: Albas Spieler versenkten 13 von 23 Drei-Punkte-Würfen, das ist eine Quote von 56,5 Prozent. Zum Vergleich: Die Andalusier versuchten es 31 Mal von jenseits der Drei-Punkte-Linie, aber nur neun Mal fand der Ball den Weg in den Korb (29 Prozent). Doch das war nur eine Statistik an diesem Abend. Auffällig war vor allem, dass die Berliner motivierter und aggressiver als der Gegner waren. „Ich bin glücklich, wie wir gespielt haben“, sagte Albas Trainer Aito Garcia Reneses. „Auch wenn das heißt, dass wir am Mittwoch ein weiteres Spiel haben werden. Zumal schon am Sonntag Oldenburg kommt.“

Oldenburg schaffte neunmal in den vergangenen zehn Jahren den Einzug in die Play-offs

Der spanische Trainer hätte die Niedersachsen gerne in ausgeruhtem Zustand empfangen. Es geht Schlag auf Schlag. Das kann von Vorteil sein, wenn eine Mannschaft einen erfolgreichen Spielrhythmus aufrechterhalten kann. Doch die Grenze zwischen diesem Rhythmus und einer einsetzenden physischen Überforderung sind fließend. Bei Alba empfinden sie in dieser Saison die spielfreie Zeit eher als Balsam, weil der Kader in besonders starkem Maße von Verletzungen betroffen war. Auch gegen Malaga hatte es wieder bange Momente gegeben, als Spielmacher Peyton Siva einen Schlag auf die Nase bekam und lange behandelt werden musste.

Gegen Oldenburg werden die Berliner ihre besten Männer brauchen. Der Klub ist der ewig Unterschätzte im deutschen Basketball. Dabei schafften die Niedersachsen in den vergangenen zehn Jahren neun Mal den Einzug in die Play-offs, wurden einmal Deutscher Meister (2008/09) sowie zwei Mal Vizemeister (2012/13, 2016/17). Und wer weiß, vielleicht ist auch in dieser Spielzeit mal wieder ein großer Erfolg für Oldenburg drin.

Dafür spricht zum Beispiel, dass es die Mannschaft des temperamentvollen Trainers Mladen Drijenic vor drei Wochen schaffte, Bayern München die erste Saison-Niederlage in der Liga zuzufügen. Die Oldenburger haben ein eingespieltes Team mit erfahrenen Spielern wie dem 36 Jahre alten Rickey Paulding oder dem deutschen Nationalspieler Karsten Tadda. Zudem steht einer der herausragenden Einzelkönner der Liga in ihren Reihen: Will Cummings. Der US-Amerikaner kommt im Durchschnitt auf fast 20 Punkte und ist damit zweitbester Scorer der Liga.

Mit Blick auf die Qualität der Einzelspieler kann Oldenburg dennoch nicht mit München oder Alba mithalten. Ihr Vorteil ist ein anderer: Sie spielen außer in der Liga in keinem anderen Wettbewerb. Sie sind ausgeruht. Womöglich empfinden sie ihren Beruf derzeit als Traumjob.

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