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Sport - 17.06.2019

Warum Frauen dem Fußball mehr helfen als Männer

Die Fußball-WM bietet wenig Glamour. Dafür kommen die Spielerinnen dem Kern des Spiels wesentlich näher als ihre männlichen Kollegen. Ein Kommentar.

Historischer Moment. Torschützin Kanjana Sung-Ngoen (l.) feiert den ersten WM-Treffer Thailands mit Taneekarn Dangda.

Der Sonntag gilt, religiös gesehen, als heiliger Tag. In Thailand ist er das nun auch aus fußballerischer Perspektive. Als das WM-Duell gegen Schweden vorbei war, jubelten die Thailänderinnen so ausgelassen, als hätten sie statt 1:5 verloren mindestens so hoch gewonnen. Es war die Freude über das erste WM-Tor, erzielt nach feinem Spielzug von Kanjana Sung-Ngoen. Nicht nur Managerin Nualphan Lamsam standen Tränen in den Augen. Was für ein Sonntag!

Sung-Ngoens Tor erinnerte daran, wie schön dieser Sport sein kann, wenn er auf seinen ursprünglichen Kern reduziert wird; wenn der Eindruck entsteht, dass Protagonistinnen auf dem Rasen stehen, die das Spiel lieben, und nicht das Geld, das es verdirbt. Gut, dass so wenig im Frauenfußball steckt, möchte man fast sagen. So schlägt das Fußballherz höher.

Sicher, der monetäre Unterschied, der zwischen Frauen und Männern besteht, ist im 21. Jahrhundert schlicht ein Offenbarungseid. Es bedarf viel mehr Förderung durch die (von Männern dominierten) Verbände, zuvorderst im breiten Amateurbereich, zuletzt in der Spitze. Zumindest dann, wenn der von Frauen gespielte Fußball eine Geldmaschine wie jener der Männer werden soll. Maximaler Profit, maximale Verdienstmöglichkeiten – die erhält nur, wer zuvor investiert. Ausgerechnet die USA (Zuschauerschnitt in der Liga knapp 17.000) machen es vor.

Doch gerade weil die Fußballerinnen viel weniger im Kommerz verhaftet sind, dürfen sie als die besseren Vertreterinnen ihres Sports gelten. Die Spiele, egal ob schön, dreckig oder ganz schön dreckig, wirken authentischer als in der auf Hochglanz polierten Männerfußballwelt, in der längst allen Interessen gedient wird – zuletzt denen des Sports.

Wenn sich der Fußball immer noch als Volkssport versteht, vertreten die Fußballerinnen die Basis wesentlich besser. Ihr Spiel begreifen sie tatsächlich noch als Spiel. Kanjana Sung-Ngoen darf man abnehmen, dass für sie Tore wichtiger sind als diverse Prämien.

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