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Wirtschaft - 24.03.2019

Countdown für Germania

Wenn bis Ende März kein Investor gefunden ist, wird die Fluggesellschaft Germania abgewickelt. Bis dahin bekommen die Mitarbeiter noch Insolvenzgeld.

Am Boden. Einen Interessenten gibt es – er will aber nur zehn Flugzeuge weiterbetreiben.

Langsam wird es knapp für Rüdiger Wienberg. Dem Insolvenzverwalter der insolventen Germania-Fluggesellschaft bleiben nur noch wenige Tage, um einen Käufer für die marode Airline oder zumindest für Teile davon zu finden. Am 31. März endet der Zeitraum, für den die 1678 Mitarbeiter Insolvenzgeld erhalten. Bis dahin muss eine Investorenlösung gefunden sein, sonst wird das Unternehmen abgewickelt.

Der offenkundig einzige verbliebene Interessent für eine Gesamtlösung will offenbar nur zehn der insgesamt 37 Flugzeuge unter dem Namen Germania weiter betreiben. Das geht aus einer Mitteilung an die 1426 Mitarbeiter der Fluggesellschaft hervor. Dazu sollte es am vergangenen Mittwoch ein Treffen in Düsseldorf geben. Ob es stattgefunden hat, wollte ein Sprecher des Insolvenzverwalters ebenso wenig sagen wie den aktuellen Stand der Verhandlungen kommentieren.

Ex-Air-Berlin-Chef Hunold will nicht mehr mitbieten

Parallel dazu gibt es wohl je einen Interessenten für den Flugzeug-Wartungsbetrieb Germania Technik Brandenburg (178 Beschäftigte) und das Dienstleistungsunternehmen Germania Flugdienste (74 Mitarbeiter). Für ihn habe sich das Thema Germania erledigt, sagte indessen der frühere Air Berlin-Chef Joachim Hunold, der sich mit Anderen bis zur Insolvenz um eine Übernahme bemüht hatte. „Germania wird immer weniger ein Thema“, sagt auch Peter Oncken, Geschäftsführer der auf die Sanierung von Airlines spezialisierten Intro Aviation, die gerade von TUI die französische Fluggesellschaft Corsair erworben hat. Auch das Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht, das im vergangenen Jahr noch die Mehrheit bei Germania übernehmen wollte, hat nach Angaben eines Sprechers kein Interesse mehr.

Indessen ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft gegen den bisherigen Germania-Geschäftsführer Karsten Balke wegen des Verdachts von Konkursverschleppung und Betrug. Die Airline soll noch Tickets verkauft haben, als sie bereits zahlungsunfähig war. Ausgangspunkt der Ermittlung waren entsprechende Strafanzeigen mehrerer Privatpersonen. Als diese bekannt wurden, hatte Balke gegenüber dem „Handelsblatt“ erklärt, die Vorwürfe würden jeder rechtlichen und sachlichen Grundlage entbehren.

Nicht betroffen von der Pleite sind die Germania-Töchter in Bulgarien und der Schweiz. Doch der Flugbetrieb bei Bulgarian Eagle (zwei Flugzeuge) ruht seit dem Insolvenzantrag der Muttergesellschaft. An der eidgenössischen Germania Flug AG (drei Flugzeuge) hielt die deutsche Germania bisher 40 Prozent. Inzwischen befinde sich das Unternehmen voll in Schweizer Besitz, erklärte Geschäftsführer Tobias Somandin. Man setze den Betrieb planmäßig fort. Über die Identität der neuen Anteilseigner schweigt er sich aus.

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