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Wirtschaft - 14.11.2018

Das Auto dominiert

Große Mobilitäts-Studie: Radfahren und öffentlicher Verkehr nehmen zu – aber die Verkehrswende bleibt aus. Vor allem auf dem Land hat fast jeder Haushalt ein Auto.

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„Die Verkehrswende ist in Ansätzen sichtbar, aber bei weitem nicht vollzogen.“ Mit diesem Satz beschreiben die Autoren einer umfangreichen Studie, die das Bundesverkehrsministerium am Mittwoch veröffentlichte, das Mobilitätsverhalten der Deutschen. Das Auto bleibt der dominierende Verkehrsträger, trotz des zunehmenden Bus-, Bahn- und Radverkehrs und einer nachlassenden Attraktivität des eigenen Fahrzeugs bei jüngeren Menschen. So weit, so allgemein. „Für eine Gesamtbilanz“, heißt es in der Untersuchung weiter, genüge „der einfache Blick“ allerdings „an fast allen Stellen“ nicht. Es müsse genauer hingesehen werden – in der Stadt oder auf dem Land, bei Jungen und Alten, bei Wenig- und Vielverdienern, im In- und Ausland.

Mehr als 300000 Personen in fast 160000 deutschen Haushalten wurden zwischen Mai 2016 und September 2017 für die Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ vom Institut für angewandte Sozialwissenschaften befragt. 60 regionale Partner waren beteiligt. Sie ist damit eine der weltweit größten zum Thema Mobilität und aktualisiert zwei vorangegangene Erhebungen in den Jahren 2002 und 2008.

Trotz Diesel-Skandal: So viele Autos wie nie

Obwohl die Befragung in die Zeit des Diesel-Skandals und der schweren Imagekrise der Autoindustrie fiel, zeigen die Ergebnisse, dass das Auto nicht an Bedeutung verloren hat. Im Gegenteil: Es gibt insgesamt mehr als jemals zuvor auf deutschen Straßen, die Ausstattung der Haushalte mit Fahrzeugen wächst. „Vor allem außerhalb der Städte bleibt das Auto mit großem Abstand Verkehrsträger Nummer eins“, schreiben die Autoren. Dort verfügten inzwischen 90 Prozent der Haushalte über mindestens ein Auto. Und: Innerhalb des Bestands hat sich der Anteil großer Modelle – SUVs, Geländewagen und Vans – in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Jedes fünfte der mittlerweile 43 Millionen privaten Autos fällt in diese Kategorie. Dies ist zwar keine neue Erkenntnis, die Studie stellt sie aber auf eine breite empirische Basis.

Betrachtet man die zurückgelegten Personenkilometer im vergangenen Jahr legte nicht nur der Verkehrsträger Auto zu, auch das Fahrrad und der öffentliche Verkehr verzeichneten ein deutliches Plus. „Es wird nicht nur öfter, sondern auch weiter Rad gefahren“, heißt es in der Studie. In der Summe hätten sich die „geradelten Personenkilometer“ gegenüber 2008 um etwa ein Fünftel gesteigert. Um ein Viertel ist das öffentliche Verkehrsaufkommen gewachsen.


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Es wird mehr und länger Rad gefahren

Beliebt sind Busse und Bahnen allerdings nicht. Im Vergleich schneiden sie bei der subjektiven Bewertung durch die Befragten am schlechtesten ab und werden am wenigsten gerne benutzt. „Favorit ist in beiderlei Hinsicht das Auto.“

In den unterschiedlichen Altersgruppen zeigt sich aber, dass sich vor allem junge Erwachsene in den größeren Städten weniger am Auto orientieren als ihre Altersgenossen in früheren Jahren. Weniger junge Menschen haben einen Führerschein, viele von ihnen nutzen Carsharing-Angebote. In den Großstädten verfügt schon mehr als jeder zehnte Haushalt über mindestens eine Mitgliedschaft bei einem Carsharinganbieter. Allerdings bedeutet dies nicht, dass auch alle das Angebot regelmäßig nutzen. Geteilte Autos bringen demnach eher geringe Fahrleistungsanteile.

Signifikant gestiegen ist der Studie zufolge in den vergangenen Jahren die „Automobilität“ bei Seniorinnen und Senioren. „Hintergrund sind vor allem mehr ältere Frauen, die selbst am Steuer sitzen und öfter über ein Auto verfügen als frühere Seniorinnen.“

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