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Wirtschaft - 11.01.2019

Das vernetzte Zuhause wird günstiger

Immer mehr Anbieter locken mit Tiefpreisen – zum Beispiel Ikea und Medion. Drei Trends der Internationalen Funkausstellung im Überblick.

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Berlin – Der kleine Roboter hört auf den Namen Sanbot Nano, misst knapp einen Meter, besitzt auf Kopfhöhe einen zehn Zoll großen Touchscreen und eine Kamera. Nano gehorcht Sprachbefehlen und spielt Musik ab, sagt das Wetter an und erinnert an Termine. Er soll außerdem als Helfer im Haushalt dienen, indem er zum Beispiel die Räume überwacht oder verlegte Gegenstände aufspürt. Auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) zählt Nano zu den beliebtesten Foto-Motiven. Die Elektronikmesse zählte in diesem Jahr rund 245 000 Besucher, das waren etwa 5000 weniger als 2017, teilte die Messe Berlin am Mittwoch zum Ende der Ifa mit. Nach Schätzung der Messe lag das Ordervolumen bei 4,7 Milliarden Euro und damit auf dem Niveau des Vorjahres.

Die Aussteller geizten nicht mit spektakulären Neuheiten – vom Backofen mit zwei separaten Garräumen bis hin zum Kühlschrank, der sich von unterwegs auf seine Inhalte hin prüfen lässt. Die Frage ist nur, ob all diese Neuerungen wirklich notwendig sind – und ob sie die teils heftigen Preise rechtfertigen. Der Nano Sanbot etwa kostet mehr als 2000 Euro und ist in manchen Situationen womöglich weniger hilfreich als ein herkömmliches Smartphone. Etwa dann, wenn er gerade in einem anderen Raum herumwackelt.

Auf der Ifa waren zwar hallenweise Smart-Home-Produkte zu bestaunen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie erst nach und nach den deutschen Massenmarkt erobern. Für den Smart-Home-Experten Nico Jurran hat der schleichende Start von Smart Home verschiedene Gründe: „Unterschiedliche wirtschaftliche Interessen der Marktteilnehmer, veraltete Protokolle mit Lücken und die Tatsache, dass es keine Lösung gibt, die ohne Kompromisse für jedes Einsatz-Szenario geeignet ist.“ Anders gesagt: Viele Hersteller bieten Insellösungen an, statt auf Kompatibilität zu achten.

Was nun tatsächlich für den Durchbruch von Smart Home sorgen könnte, ist der Siegeszug von Sprachassistenten wie Alexa (Amazon), Siri (Apple), Assistant (Google) und Cortana (Microsoft). Einer Studie des Branchenverbandes Bitkom zufolge nutzen 13 Prozent der Deutschen smarte Lautsprecher wie Amazon Echo, Google Home oder den HomePod von Apple. Auch die Telekom plant einen Assistenten, der auf den Zuruf „Hallo Magenta“ hören und verschiedene Dienste vernetzen soll. Den für diesen Sommer angekündigten Start verschob der Konzern jedoch, um die Sprachplattform weiteren Tests zu unterziehen.


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Die Sprachassistenten werden zunehmend auch in Produkte von Drittanbietern integriert, seien es nun Fernseher, Staubsauger oder Sound-Anlagen. Auch auf der Ifa waren viele dieser befehlsgesteuerten Gerätschaften zu sehen. Die Assistenten liefern genau das, was Smart Home bislang gefehlt hat: die einfache Bedienung. Vorbehalte bleiben allerdings beim Thema Datenschutz: Bei einigen Lautsprechern ist nach wie vor nicht ganz klar, welche Daten sie wann an die Server der Hersteller schicken.

Ein weiterer wichtiger Trend der diesjährigen Ifa waren so genannte Mesh-Systeme. Gerade in Einfamilienhäusern reicht das kabellose Netzwerk WLAN oft nicht bis in die Räume, die am weitesten vom Router-Standort entfernt sind. Ein störungsfreies WLAN ist aber die Grundvoraussetzung für viele Smart-Home-Produkte. Eine gängige Lösung zur Verstärkung sind Repeater, die allerdings stets mit dem Router kommunizieren müssen. Vermaschte Netze („Meshs“) etablieren sich hier als Alternative: Sie bestehen aus mehreren miteinander verbundenen Geräten, von denen jedes wie ein Router arbeitet. Vorteile von Meshs sind, dass sie einen höheren Datendurchsatz bieten und die Ressourcen dynamischer zuordnen. Ein Nachteil ist der höherer Preis für die Hardware. Auf der Ifa stellten gleich mehrere Firmen ihre Mesh-Geräte vor: unter anderem die Telekom, Devolo und das Berliner Unternehmen AVM.

Der Preis ist eines der Haupthindernisse für die Smart-Home-Verbreitung. Allerdings drängen immer mehr Anbieter auf den Markt, die zweifelnde Konsumenten mit Tiefpreisen überzeugen wollen. Vergangenes Jahr hat Ikea mit der Marke „Tradfri“ smarte Leuchten für Wohnzimmer und Bad herausgebracht und macht damit etablierten Anbietern wie Signify Konkurrenz. Dieser Trend zu Smart-Home-Tiefpreisen setzte sich auf der Ifa fort. So stellte das Essener Unternehmen Medion AG – bekannt aus seiner Handelspartnerschaft mit Aldi – in Berlin sein Smart-Home-System „Life+“ vor. Dabei handelt es sich um Geräte, die ohne Schaltzentrale direkt am Router betrieben werden. Zu den ersten Produkten von „Life+“ zählen smarte Zwischenstecker (20 Euro), Leuchtstreifen (40 Euro) und Luftreiniger (200 Euro). Die Geräte werden Ende des Jahres verfügbar sein und lassen sich per Smartphone-App steuern, die auch den Sprachassistenten Alexa integriert. Achim Fehrenbach

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