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Wirtschaft - 20.03.2019

Der Abschied eines schillernden Managers

Überraschend tritt Alain Caparros als Europa-Chef von C&A zurück. Mit einer Mischung aus Charme und Härte hat er jahrelang den Handel in Deutschland geprägt.

Alain Caparros war bis 2017 Rewe-Chef, danach leitete er das Europa-Geschäft von C&A.

Im November 2018 gab sich Alain Caparros noch kampfeslustig wie eh und je. Die Textilbranche habe den Angriff von Discountern wie Primark „verpennt“, sagte der Europa-Chef von C&A damals auf einem Handelskongress. Alle Vorstandsetagen in der Modebranche seien im Moment mit der Komplexität des Geschäfts „überfordert“, attestierte er. Achja, und er habe vor zehn Tagen einen schweren Herzinfarkt erlitten, sagte er noch zu den Teilnehmern.

Was ihn damals noch nicht groß zu stören schien, zwingt ihn nun zu einem schweren Schritt. „Leider sehe ich mich aufgrund meines Herzinfarktes im vergangenen Jahr nicht mehr in der Lage, meine Position mit dem erforderlichen Einsatz auszufüllen“, teilte Caparros am Mittwoch mit. Er werde C&A allerdings noch als Berater zur Verfügung stehen.

Auch wenn einem im Alter von 62 natürlich noch viele Türen offenstehen, so dürfte Caparros’ gesundheitliches Aus bei dem Klamottenhändler zumindest seinen Abschied aus der Reihe der Spitzenmanager bedeuten. Und verschwindet eine der schillerndsten Figuren der deutschen Unternehmenslandschaft.

„Der Handel ist kein Ponyhof“

Caparros wurde in Algerien geboren, als Jugendlicher floh er mit seiner Familie nach Frankreich. Der studierte Betriebswirt machte schnell Karriere. Von Yves Rocher führte ihn sein Weg unter anderem zu Aldi, in den Karstadt-Aufsichtsrat und 2004 zu Rewe. Dort stieg er zwei Jahre später zum CEO auf und sanierte die Supermarktkette grundlegend.

Bekannt wurde er, als es ihm im Übernahmepoker von Kaiser’s Tengelmann gelang, dem Konkurrenten Edeka 64 Filialen abzutrotzen. Als „Testosteronkrieg der Häuptlinge“ bezeichnete er die Gespräche und beschrieb ihren Charakter mit den Worten „Der Handel ist kein Ponyhof“.

Als Caparros 2017 überraschend von Rewe zu C&A wechselte, konnte er auf eine positive Bilanz zurückblicken. Der Umsatz war gewachsen, sogar beim unbequemen Thema Online-Lebensmittelhandel gilt Rewe als Vorreiter.

Bei C&A übernimmt die Eigentümerfamilie

Und nach den zwei Jahren bei C&A sieht es ähnlich aus. Unter Caparros’ Führung stieg der Umsatz zuletzt wieder. Indem er Marken wie Mustang und neue Deko-Artikel auf die Verkaufsflächen holte, versuchte er, die Attraktivität der zuvor als verstaubt geltenden Läden zu steigern. Online wachse C&A „überproportional“, sagte Deutschland-Chef Mohamed Bouyaala vor wenigen Monaten im Tagesspiegel.
Caparros hat drei Kinder aus zwei Ehen. In Zukunft dürfte die Familie mehr Zeit mit ihm haben. Caparros’ Nachfolger wird Edward Brenninkmeijer, ein Mitglied der Eigentümerfamilie, die das Unternehmen 1841 gründete und als eine der reichsten Familien der Welt gilt. Der neue Chef führt bereits die C&A-Geschäfte in Brasilien, Mexiko und China.

Caparros selbst hatte schon auf besagtem Kongress im vergangenen November auf seine Karriere zurückgeblickt. Er habe nicht alles richtig gemacht in seinem Berufsleben, sagte er. „Ich habe viel Glück gehabt in meiner 35-jährigen Karriere. Meine Bilanz ist im Endeffekt so: Oh, là, là.“

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