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Wirtschaft - 21.01.2019

Der Querdenker wird 75

Hasso Plattner ist Unternehmer, Kunstmäzen und Ehrenbürger Potsdams. An diesem Montag wird er 75 Jahre alt.

Mit den Jahren scheint es um Plattner ruhiger geworden zu sein. In früheren Zeiten wetterte er gern mal gegen das deutsche…

Sein Leben ist von etlichen Zufällen geprägt. Eigentlich wollte sich Hasso Plattner für Physik einschreiben, doch ein Physikstudent aus Karlsruhe überzeugte ihn, auf Elektrotechnik umzusteigen. Das erzählte der SAP-Mitgründer im November, als ihm der renommierte Werner-von-Siemens-Ring verliehen wurde. Dass der geborene Berliner nach seinem Studium nicht für Siemens, sondern für IBM arbeitete, war hingegen eine bewusste Entscheidung: „Die haben 200 Mark mehr geboten.“

Wie SAP die Lohnabrechnung revolutioniert hat

Obwohl ihn die Arbeit an den Maschinen aus „schwerem Eisen“ frustrierte und Plattner am liebsten gekündigt hätte, ließ er sich von Dietmar Hopp zum Bleiben überreden. Mit dem Schlüssel zur Bibliothek ausgestattet, entdeckte Plattner das damals brandaktuelle Thema „virtuelle Betriebssysteme“ – und war fasziniert. 1972 gründete er mit Hopp und drei weiteren Mitstreitern das Softwareunternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung. Ihre ersten Projekte ermöglichten es, Lohnabrechnungen statt mit Lochkarten und magnetischen Speicherbändern per Großrechner abzuwickeln.

Hopp: Plattner ist ein „konstruktiver Querdenker“

Mitgründer Hopp beschreibt Plattner als einen „konstruktiven Querdenker“. Der langjährige SAP-Chef Henning Kagermann, den Plattner einst anwarb, nannte ihn vor drei Jahren in einer Laudatio einen „unerschöpflich kreativen Menschen“, der zugleich den Blick für das Machbare, Erfolgreiche habe. Tatsächlich ist es wohl Plattners Verdienst, dass SAP zum Marktführer wurde.

Die USA, die Firmen im Silicon Valley, waren Plattners großes Vorbild. Anfang der 1990er Jahre kam er von dort zurück und überzeugte seine Kollegen, das aus ihrer Sicht noch nicht ganz reife Softwarepaket R3 zu verkaufen. Es ging auf: Heute ist SAP der viertgrößte Softwarehersteller der Welt. Das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf 12,5 Milliarden US-Dollar.


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Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der offiziellen Eröffnung des Museums Barberini in Potsdam, das Hasso Plattner mitfinanziert.

Ehrenbürger von Potsdam

Nach seinem Vordiplom, damals in Karlsruhe, wollte Plattner zurück nach Berlin, an der Technischen Universität studieren. Doch ein Schein fehlte. Er wurde abgelehnt: „Das war mein Ende vom Berliner sein.“ Ganz nah ist er Berlin jedoch mit seinem Zweitwohnsitz in Potsdam, wo er Ehrenbürger ist. Mit gutem Grund: Vor zwanzig Jahren gründete er das Hasso-Plattner-Institut (HPI) für Softwaresystemtechnik an der Universität Potsdam, das weltweit als Exzellenz-Zentrum für den IT-Nachwuchs gilt. Für die Finanzierung des privaten Instituts der Uni Potsdam stiftete er mehr als 200 Millionen Euro. Seit Plattner sich 2003 aus dem Management bei SAP zurückgezogen hat, baut er das HPI weiter aus und leitet den Fachbereich „Enterprise Platform and Integration Concepts“.

Der SAP-Gründer ist außerdem ein langjähriger Kunstsammler, was spätestens seit seinen Investitionen in die Potsdamer Kunstwelt kein Geheimnis mehr ist. Plattner bezahlte nicht nur die historische Fassade und das Kupferdach des Landtagsschlosses – mit insgesamt 21,6 Millionen Euro – sondern stiftete auch Potsdams erstes Kunstmuseum. Nach dem Widerstand gegen eine moderne Kunsthalle ließ er das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Palais Barberini zum Museum wiederaufbauen.

„Ich will etwas schaffen, was auch in einhundert Jahren noch da ist und Wert hat, wenn sich niemand mehr erinnert, wer Hasso Plattner war“, sagte er. Für die Eröffnungsausstellung ließ Plattner nicht nur einige Bilder aus seiner Privatsammlung im kalifornischen Palo Alto kommen, sondern animierte nach eigenen Worten auch Microsoft-Gründer Bill Gates dazu, ein Bild nach Potsdam zu schicken. Der Schwerpunkt des Museum Barberini liegt auf der laut Plattner zu Unrecht vernachlässigten DDR Kunst. „Ich verstehe nicht, warum sie in den Museen auch heute nach vielen Jahren immer noch kaum vertreten ist“, erklärte der Mäzen einmal der Süddeutschen Zeitung.

Früher ist er mit der E-Gitarre aufgetreten

In früheren Zeiten wetterte Plattner gern mal gegen das deutsche Steuersystem oder brachte die SAP-Belegschaft gegen sich auf, indem er unbequeme Entscheidungen traf. Inzwischen scheint es um Plattner ruhiger geworden zu sein: Die Zeiten, in denen er sich mit E-Gitarre auf die Bühne vor Kunden stellte, sind längst vorbei. Auch die legendären Segelwettfahrten gegen Oracle-Chef Larry Ellison sind inzwischen Geschichte. Dennoch zieht Plattner wie selbstverständlich auch bei seinem Unternehmen als letzter der SAP-Gründer noch die Strippen. Wie lange noch, ist allerdings unklar. Auf der Hauptversammlung 2017 kündigte Plattner für die diesjährige Aufsichtsratswahl an: „Ich bin durchaus bereit weiterzumachen, aber nicht volle fünf Jahre.“ mit dpa

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