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Wirtschaft - 09.03.2019

Genug ist bei Apple nicht genug

Apple macht elf Milliarden Dollar Gewinn in drei Monaten. Trotzdem stürzt die Aktie ab – und reißt eine ganze Branche mit.

Apple Watch. Der Hoffnungsträger erfüllt nicht alle Hoffnungen – jedenfalls nicht die der Investoren.

Das iPhone: boomt. Die Apple Watch: legt einen „großartigen Start“ hin, sagt Apple-Chef Tim Cook. Das reicht nicht, sagen Analysten. Apple-Aktien haben am Mittwoch rund fünf Prozent verloren. Die Verkäufe des neuen iPhones – in den vergangenen drei Monaten 47,5 Millionen Stück (plus 35 Prozent) – seien enttäuschend gewesen. Das dränge den Umsatz- und Gewinnanstieg des Technologiekonzerns in den Hintergrund, erklärte Jim Reid von der Deutschen Bank. Beim Ausblick für die laufenden drei Monate hatten Analysten ebenfalls mehr als die von Apple genannte Erlösspanne von 49 bis 51 Milliarden Dollar erwartet.

Auch die Tatsache, dass Cook zu genauen Verkaufszahlen der neuen Smartwatch schwieg, kam wohl bei den Investoren nicht gut an. Dabei hatte Apple bereits zum Marktstart im April angekündigt, vorerst keine Details zum Erfolg der Uhr veröffentlichen zu wollen. Finanzchef Luca Maestri verriet der „New York Times“ immerhin, in den ersten neun Verkaufswochen sei das Unternehmen mehr Uhren losgeworden als vom iPhone oder dem iPad-Tablet im gleichen Zeitraum nach dem Start 2007 beziehungsweise 2010. Bekannt ist, dass Apple vom iPad in den ersten 80 Tagen rund drei Millionen Stück verkaufte.

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Cook betonte, die Uhr habe Umsatzeinbußen bei anderen Geräten ausgeglichen und sei für den gesamten Zuwachs von gut 950 Millionen Dollar binnen drei Monaten verantwortlich. Insgesamt erlöste Apple von April bis Ende Juni mit 49,6 Milliarden Dollar (45,6 Milliarden Euro) ein Drittel mehr als im Vorjahresquartal. Nicht nur deshalb muss der Konzern sich um die Zukunft keine Sorgen machen: Die Kapitalreserven betragen inzwischen 202,8 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 9,3 Milliarden Dollar in drei Monaten.

Microsoft schreibt Handys ab

Sorgen von ganz anderem Kaliber als Apple hat Konkurrent Microsoft. Der wohl letzte Versuch, in den Smartphone- Markt entscheidend einzugreifen, endete im finanziellen Desaster. Hohe Abschreibungen auf die vor einem Jahr übernommene Handy-Sparte von Nokia brockten dem Softwarehaus einen Quartalsverlust von 3,2 Milliarden Dollar ein. Das ist das größte Minus der Unternehmensgeschichte. Zuletzt hatte Microsoft-Chef Satya Nadella angekündigt, der Konzern werde noch einmal 7800 Stellen streichen. Bereits vor einem Jahr hatte er einen harten Schnitt angekündigt. Damals war von 18.000 Jobs die Rede – viele im Bereich der kurz zuvor von Nokia übernommenen Handy-Sparte.


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Die Idee, dass der Konzern mit Software und Hardware aus einer Hand im Smartphone-Geschäft erfolgreicher sein könnte, wurde nicht umgesetzt. Die Abschreibung von 7,6 Milliarden Dollar mit zusätzlichen Kosten für die Umstrukturierung hatte Microsoft schon zu Beginn dieses Monats angekündigt. Dennoch quittierten Anleger den zu erwartenden Quartalsverlust am Mittwoch zunächst entsprechend: Die Titel von Microsoft verloren zwischenzeitlich gut vier Prozent. Nun ruht alle Hoffnung des Konzerns auf dem neuen Betriebssystem Windows 10, das Ende Juli auf den Markt kommen soll.

Die Chinesen kommen

Wie hoch die Hürde inzwischen ist, sich nennenswert im Smartphone-Markt zu positionieren, hätte Microsoft bei einem Blick auf die Konkurrenz vielleicht schon früher klarwerden können. Apple und Samsung dominieren das Segment seit Jahren nach Belieben. Dahinter liefern sich vor allem chinesische Unternehmen wie Xiaomi, Lenovo und Huawei einen harten Kampf. Huawei zum Beispiel steigerte seinen Smartphone-Umsatz zuletzt um mehr als das Doppelte. Der Konzern profitiert dabei von seinem Kurswechsel hin zu teureren Modellen. Im Gesamtjahr will Huawei weltweit 100 Millionen Smartphones verkaufen. Das wäre ein Plus von einem Drittel.

Die Kursturbulenzen der Schwergewichte Apple und Microsoft wirkten sich am Mittwoch auf den gesamten Technologie-Sektor aus. Allen voran die Apple-Zulieferer litten. Die Papiere des Chip-Designers ARM fielen in London um zwischenzeitlich mehr als vier Prozent auf ein Sechs-Monats-Tief, obwohl das Unternehmen einen Gewinnsprung bekanntgegeben hatte. Die Titel des ARM-Rivalen Dialog Semiconductor brachen zeitweise sogar um 7,5 Prozent ein. Die Papiere der beiden Chip-Hersteller Infineon und STMicroelectronics gaben jeweils etwa vier Prozent nach. mit dpa, rtr

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