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Wirtschaft - 06.02.2019

Investoren aus China kaufen immer weniger deutsche Firmen

Investitionen aus China werden stets argwöhnisch betrachtet. Eine Studie zeigt aber, dass immer weniger Geld aus der Volksrepublik nach Europa fließt.

Ein Roboter-Arm von Kuka. Dass das Augsburger Unternehmen von einer chinesischen Firma übernommen wurde, gefällt nicht jedem.

Die Zukäufe chinesischer Unternehmen in Deutschland gehen immer weiter zurück. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung EY, die am heutigen Dienstag vorgestellt wurde. Demnach gab es 35 Deals im Jahr 2018, bei denen chinesische Unternehmen Anteile deutscher Firmen gekauft haben. Im Vergleich zu den Vorjahren ein deutlicher Rückgang: 2017 gab es 54 solcher Geschäfte, ein Jahr zuvor sogar 68.

Das Volumen dieser 35 Transaktionen betrug im vergangenen Jahr 10,7 Milliarden Euro. Eine Zahl, die zwar einen Abwärtstrend gegenüber 2017 zeigt, die mit Blick auf die Jahre zuvor allerdings noch immer vergleichsweise hoch ist. Verantwortlich dafür ist allerdings zum größten Teil ein einziger Deal: Der Einstieg der Zhejiang Geely Group im Februar 2018 bei Daimler allein hatte ein Volumen von rund 7,5 Milliarden Euro.

Auch europaweit nimmt die Kauflaune aus Fernost ab. Das Transaktionsvolumen hat sich seit 2016 mehr als halbiert, die Zahl der Unternehmenszukäufe oder -beteiligungen chinesischer Unternehmen in Europa sank in den vergangenen zwei Jahren von 309 auf 196. Das meiste Geld aus China fließt dabei noch immer nach Deutschland.

„Nicht mehr mit offenen Armen empfangen“

Doch warum halten sich chinesische Unternehmen neuerdings mit Investitionen in Europa und Deutschland zurück? Nach Ansicht von Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY, sind die Gründe dafür vielfältig. „Zum einen haben sich die Rahmenbedingungen in China verändert: Die Regierung möchte übermäßige Kapitalabflüsse verhindern und wünscht eine Konzentration der Investitionstätigkeit auf Kernbranchen“, sagt Sun. „Zudem wächst die chinesische Wirtschaft nicht mehr so stark, was – gepaart mit der hohen Verschuldung vieler Unternehmen – eine stärkere Vorsicht gerade bei großen Transaktionen zur Folge hat. Obendrein werden chinesische Investoren auch in Europa nicht mehr überall mit offenen Armen empfangen.“

Tatsächlich werden chinesische Investoren in Europa häufig argwöhnisch betrachtet. In Deutschland gilt das Augsburger Unternehmen Kuka als Negativ-Beispiel auf diesem Gebiet. Die Firma gilt weltweit als Vorreiter auf dem Gebiet der Robotik, 2016 übernahm die Midea-Group aus China Kuka nach zähen Verhandlungen.

Der damalige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und der EU-Kommissar Günther Oettinger sahen den Ausverkauf deutscher Spitzentechnologie. Man versuchte, ein Gegenangebot zu erstellen, doch die von Midea gebotenen 115 Euro pro Aktie wollte niemand überbieten. Spätestens seit dieser Übernahme sind Politik und Wirtschaft alarmiert, sobald ein Investor aus der Volksrepublik ein deutsches Unternehmen anspricht. Heute kämpft Kuka mit erheblichen Problemen.

Maßnahmen gegen zu viel Einfluss aus China

Noch immer steht die Industrie im Zentrum des chinesischen Interesses. Allerdings ist in diesem Bereich die Zahl der Transaktionen deutlich zurückgegangen. „Gestiegen ist hingegen das Interesse an Herstellern von Konsumgütern und Dienstleistern“, heißt es in der Studie.

Für wie heikel der Einfluss aus China in Europa betrachtet wird, zeigt auch die Debatte um die Rolle des Technologie-Unternehmens Huawei beim Ausbau des 5G-Netzes. Mehrere Staaten schlossen den chinesischen Konzern aus Angst vor Spionage durch den chinesischen Geheimdienst und Abhängigkeit von den Launen der dortigen Politik von dem Verfahren aus. In Deutschland ist noch keine Entscheidung gefallen.

Im Bereich der Geschäfts-Übernahmen hat die Bundesregierung allerdings Ende 2018 eine Maßnahme gegen zu viel Kontrolle aus China entschieden. Das Bundeskabinett beschloss im Dezember eine Novelle der Außenwirtschaftsverordnung. Dadurch sinkt die Schwelle, ab der die Bundesregierung einen Anteilserwerb durch einen Investor aus dem Nicht-EU-Ausland prüfen kann, auf zehn Prozent. Das gilt allerdings nur, wenn es sich um sicherheitsrelevante Bereiche wie etwa IT und Telekommunikation handelt.

Sun schätzt die Auswirkungen der Novelle allerdings als gering ein. „Potenzielle chinesische Investoren wissen jetzt, dass die Situation in einigen Branchen – etwa der Energieinfrastruktur – kritisch ist und können sich darauf einstellen“, sagt die Expertin. „Eine generelle Abkehr der Chinesen vom deutschen Markt ist aber auf keinen Fall zu erwarten.“

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