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Wirtschaft - 06.12.2018

Jedes vierte Produkt für Kinder ist mangelhaft

In zahlreichen Spielzeugen fanden die Tester der Stiftung Warentest Schadstoffe. Außerdem ist teuer nicht immer besser.

Viele Buntstifte enthalten Stoffe, die als krebsauslösend gelten.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Das gilt vor allem beim Verschenken von Kinderprodukten und Spielzeug. Denn wie die Stiftung Warentest herausfand, sind zahlreiche Produkte mit Schadstoffen belastet oder anderweitig gefährlich – von Buntstiften über Spielschleim bis hin zu Laufrädern und Kinderwagen. In Tests von 278 Teilen aus den vergangenen zwei Jahren fiel mehr als jedes vierte durch.

„Produkte für Kinder sind in Deutschland besonders unsicher“, sagte Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest, am Donnerstag. Über alle Tests der Stiftung gerechnet, liegt der Durchschnitt der mangelhaften Testartikel bei nur rund sieben Prozent. Dinge, die explizit für die Kleinen gedacht sind, schneiden also in puncto Sicherheit durchschnittlich deutlich schlechter ab als alle anderen Konsumgüter.

Vor allem Schadstoffe gefunden

Bei beinahe einem Fünftel der Produkte waren Schadstoffe für das schlechte Urteil der Stiftung Warentest verantwortlich. Die Tester fanden unter anderem Bor, Naphtalin oder Formaldehyd in den untersuchten Teilen – Stoffe, die schon für Erwachsene gefährlich seien. Sie reizen Haut und Schleimhäute, können Krebs auslösen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Einige der Produkte übersteigen die zulässigen Grenzwerte um ein Vielfaches und hätten laut Stiftung Warentest gar nicht verkauft werden dürfen. Das traf vor allem auf Spielschleim zu. Alle fünf über den Online-Händler Amazon bestellten „Slimes“ setzten laut Tester deutlich zu viel Borsäure frei. Bedenklich schlecht schnitten auch Buntstifte, Fasermaler und Tinte ab. In einem Test im August fiel jedes dritte Set durch. „Wir raten dazu, nicht an den Stiften zu knabbern und nach dem Malen die Hände zu waschen“, sagte Primus.

Europa nicht besser als Fernost

Doch Schadstoffe sind nicht das einzige Problem, viele Kindersachen bergen auch Verletzungsgefahr. So erhielten elf von 20 Hochstühle das Testurteil „mangelhaft“, weil Kinder zum Beispiel durch den Sitz nach unten rutschen und dabei mit dem Kopf im Stuhl hängenbleiben könnten. Andere Stühle verhinderten wiederum nicht, dass die Kinder aus dem Sitz klettern.

Die gefährlichen Produkte stammten dabei keineswegs nur aus Fernost. Spielzeuge aus Europa seien nicht grundsätzlich besser, sagte Untersuchungsleiter Holger Brackmann. „Es gibt bei beiden Gutes und Schlechtes.“ Und immer wieder ergeben Tests, dass das teuerste Produkt nicht immer das beste ist. Schädliche Flammschutzmittel etwa fanden sich auch im Griff eines Kinderwagens für mehr als 1000 Euro.

Barley fordert besseren Schutz

Auch Verbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) sorgt sich angesichts der Testurteile um die Sicherheit der Kinder: „Die Ergebnisse sind erschreckend“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist die Verbrauchergruppe, die am verletzlichsten ist.“ Eine europäische Richtlinie gewähre zwar einen guten Schutz für Spielzeug, das reiche aber nicht, sagte Barley. Denn Kindersitze oder Tinte fallen nicht darunter. „Alle Produkte, mit denen Kinder in Kontakt kommen, müssen besser geschützt werden“, forderte die Ministerin.

Digitale Spielzeuge in der Kritik

Ein neues Sorgenkind sind digitale Kinderspielzeuge wie intelligente Roboter und Plüschbären, die Sprachnachrichten vom Smartphone empfangen können. Dreimal stießen die Tester auf ungesicherte Funkverbindungen zum Handy. „Da wird überwacht, da wird abgehört, da wird zum Teil auch manipuliert“, sagte Barley. Und auch auf das klassische Babyphone war im Test nicht immer Verlass. Nur zwei von 17 Modellen sind demnach gut, alle anderen haben zum Teil erhebliche Mängel.

Wer jetzt verunsichert ist, sollte im Kaufhaus auch auf das GS-Zeichen achten, rät Warentest-Vorstand Primus. Es belegt „Geprüfte Sicherheit“, wenn es ein externer Prüfer dem Hersteller bescheinigt. Das unterscheidet das Siegel vom CE-Zeichen, mit dem nur der Hersteller selbst erklärt, dass er die Vorschriften einhalte. (mit dpa)

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