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Wirtschaft - 07.01.2019

Lithium Valley in Australien

Nach mageren Jahren kommt die Bergbauindustrie wieder in Schwung – auch wegen der Elektroindustrie

Wegen anhaltend niedriger Rohstoffpreise lohnte sich der Abbau – wie hier nahe dem westaustralischen Kalgoorlie – kaum. Jobs…

Jessica Biddle hat Jobs im Angebot, doch kaum Bewerber. „Momentan ist es sehr, sehr schwierig, einen Lkw-Fahrer zu finden“, berichtete die Geschäftsführerin von Eagle Petroleum. Das in Kalgoorlie ansässige Unternehmen, das Tankstellen betreibt und Brennstoff in großen Mengen zu den Minen transportiert, ist ein typisches Beispiel für den Umschwung. Wo noch vor wenigen Jahren Angestellte entlassen und Löhne gekürzt wurden, hat sich das Blatt gewendet. Laut Biddle, die auch Präsidentin der lokalen Handelskammer ist, fehlen in der westaustralischen Stadt 1500 Arbeitskräfte. Vor allem der höhere Goldpreis und das Wiederaufleben der lokalen Nickelindustrie sind für die wachsende Nachfrage verantwortlich. Auch neue Lithiumminen für Elektroautos sollen entstehen. „Wir sind definitiv in einem Mini-Boom“, sagte Jessica Biddle.

Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Graphit, Vanadium, Skandium und seltene Erden werden für Elektroautos gebraucht. „Alle diese Rohstoffe finden sich in Australien“, sagte der Rohstoffexperte Frank Leschhorn. Australien ist inzwischen der größte Lithiumproduzent vor Chile. „Das australische Produkt wird aus Hartgestein gefördert und nicht wie in Chile aus Salzseen“, erklärte Leschhorn. So sei der Rohstoff zwar teurer in der Förderung, dafür aber höherwertig und die Weiterverarbeitung günstiger.

Nachdem die wichtigsten Rohstoffwerte ab 2013 eingebrochen waren, erholen sich selbst die Preise für Koks- und Kraftwerkskohle sowie für Eisenerz seit Mitte 2016 wieder langsam. Die Preise für Eisenerz sanken von 130 US-Dollar pro Tonne auf Werte von nur 35 US-Dollar. Seitdem haben sie sich auf um die 70 US-Dollar eingependelt. Die Ausfuhren von Mineralien, Metallen, Kohle und Erdöl erreichten im vergangenen Geschäftsjahr ein Hoch von 220 Milliarden australischen Dollar (135 Milliarden Euro), das war elf Prozent mehr als im Vorjahr. An so eine Erholung habe eigentlich schon keiner mehr geglaubt, so der Marktexperte Leschhorn. Doch viele asiatische Länder – allen voran China – würden nun vermehrt auf Umweltschutz setzen und deswegen nach den höherwertigen australischen Rohstoffen verlangen, mit denen Strom und Stahl „sauberer“ produziert werden können, sagt der in Brisbane ansässige Leschhorn.

Die gestiegene Nachfrage sowie höhere Rohstoffpreise beleben die Industrie und Tausende Jobs sind derzeit ausgeschrieben. Laut dem Online-Jobvermittler Seek stiegen deshalb die Gehälter zwischen Mitte 2017 und Mitte 2018 um 16 Prozent und die Zahl der Stellenanzeigen nahm um 32 Prozent zu. Gesucht werden nicht nur Handwerker, Lastwagenfahrer, Ingenieure und Mechaniker, sondern auch Köche, Verkäufer und Reinigungskräfte. Bergbau-Unternehmen in Westaustralien konkurrieren bereits um qualifizierte Talente.


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Einem Bericht der Daily Mail zufolge wird derzeit ein sogenannter Fly-in, Fly-Out-Mechaniker-Job in der abgelegenen westaustralischen Region Pilbara mit einem Gehalt von bis zu 200000 Dollar (123000 Euro) pro Jahr beworben. In Queensland sind über 940 Arbeitsplätze im Ressourcensektor ausgeschrieben, die mehr als 100000 Dollar Jahreseinkommen einbringen. Hochbezahlte Positionen gibt es vor allem in Mackay, aber auch Brisbane, Gladstone und Townsville suchen nach Arbeitern.

Zudem möchte Westaustralien neben der Rohstoffförderung noch zusätzlich in die Batterieproduktion investieren, so- dass „manche in Anlehnung an das Silicon Valley schon von einem Lithium Valley sprechen“, sagte der Rohstoffexperte Leschhorn. Chancen entstehen dabei seiner Meinung nach auch für ausländische Arbeitskräfte: „Allerdings nur für hochqualifizierte Kräfte, die sich beispielsweise mit der Veredelung von Rohstoffen auskennen“.

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