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Wirtschaft - 08.02.2019

Reisemarkt in Turbulenzen

Tui kassiert Gewinnziel und Thomas Cook will Condor verkaufen. Die Börse reagiert gegensätzlich.

Mein Schiff 2 gehört im Tui-Konzern zur ertragsstärksten Sparte.

Ein Unternehmen macht Verlust und kündigt den Verkauf einer Tochter an – der Aktienkurs schießt nach oben; ein anderes hält immerhin den Rekordgewinn aus dem vergangenen Jahr – und die Aktie stürzt ab. Die Reisekonzerne Thomas Cook und Tui fielen am Donnerstag am Markt ganz besonders auf. Die Tui aus Hannover hatte mitgeteilt, das Rekordergebnis aus dem Vorjahr (1,2 Milliarden Euro) „in etwa halten“ und nicht, wie ursprünglich angekündigt, um mindestens zehn Prozent steigern zu können. Die Anleger verkauften das Papier, die Tui-Aktie verlor fast 20 Prozent.

Der Anteilsschein von Thomas Cook verteuerte sich zeitweise um mehr als zehn Prozent, nachdem der britische Konzern seine deutsche Airline-Tochter Condor ins Schaufenster gelegt hatte. Mit dem Verkaufserlös der profitablen Condor (rund 4000 Beschäftigte) will Thomas Cook Hotels bauen und die Digitalisierung des Geschäfts vorantreiben.

Der Sommer 2018 hat allen geschadet

Sowohl Thomas Cook als auch Tui haben unter dem langen Sommer 2018 gelitten; hinzu kam das schwache Pfund, das die Marge drückte und viele Briten den Urlaub auf der Insel verbringen ließ. Deshalb war Thomas Cook 2018 in die roten Zahlen gerutscht. Davon ist Marktführer Tui weit entfernt, doch auch in Hannover wirkt der Sommer nach. In einem Brief an die Mitarbeiter gibt Tui-Chef Fritz Joussen eine aktuelle Lagebeschreibung. Das Wintergeschäft sei „sehr schwach“, dazu gebe es „ungewöhnlich späte Buchungen für den bevorstehenden Sommer“. Das wiederum bedeute Druck auf die Margen, also weniger Gewinn. Schließlich machen der Tui die stark wachsenden Buchungen für die Türkei und Nordafrika (Ägypten, Tunesien, Marokko) zu schaffen, denn dadurch werden die in den vergangenen Jahren erheblich ausgebauten Kapazitäten in Spanien – darunter die Balearen und die Kanaren – nicht mehr so gut ausgelastet. Auch das drückt Preise und Margen in den kommenden Monaten. Joussen gibt sich trotzdem optimistisch. „Die Kunden reisen, der Markt wächst unaufhaltsam, aber die Kunden zahlen derzeit weniger.“

Gute Geschäfte mit Erlebnissen

Der Tui-Chef will das Geschäftsfeld „Urlaubserlebnisse“ ausbauen. Dazu gehören eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe sowie Aktivitäten und Erlebnisse vor Ort. Hier wird das meiste Geld verdient: Im vergangenen Jahr entfielen auf die Erlebnisse nicht mal zehn Prozent des Gesamtumsatzes von 19,7 Milliarden Euro, aber drei Viertel des Tui-Gewinns. Den Markt für Aktivitäten und Erlebnisse beziffert Joussen mit 150 Milliarden Dollar. Auch mit der Übernahme der digitalen Plattform „Musement“ werde man dieses Geschäft forcieren.


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In diesem Jahr will Tui 20 neue Hotels in Gebieten mit 365 Tagen Sonne (Karibik und Südostasien) in Betrieb nehmen und mit dem Programm „Tui 2022“ eine Million zusätzlicher Kunden in Asien gewinnen. Derzeit hat der Weltmarktführer 21 Millionen Kunden allein in Europa, den Großteil davon in Deutschland und England. Nach der Transformation zum integrierten Tourismus-Konzern wolle Tui nun „ein digitales Plattform-Unternehmen werden“, schreibt Joussen.

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