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Wirtschaft - 27.05.2019

So unseriös fordert die Postbank überhöhte Uralt-Schulden ein

Seit Jahren bekommen viele ehemalige Postbank-Kunden Briefe von einem Rechtsanwalt, der enorm hohe Summen verlangt. Häufig völlig zu unrecht.

Die Postbank bestätigt auf Anfrage, dass sie mit dem Anwalt Ralf Heyl zusammenarbeitete.

Jan Maier (Name geändert) staunte nicht schlecht, als er im Februar seinen Briefkasten öffnete. Ein Rechtsanwalt namens Ralf Heyl forderte von ihm einen hohen vierstelligen Betrag. Dieser gehe zurück auf ein Konto bei der Postbank, das Maier gehabt haben soll. Vor zehn Jahren soll er es überzogen haben, die Forderung setze sich aus Zinsen zusammen. Weder von der Postbank noch von Ralf Heyl hatte Maier je zuvor Post dazu erhalten, von den angeblichen Schulden weiß er nichts.

Doch Maier ist nicht der einzige, der Ärger mit Heyl hat. „Wir haben seit vielen Jahren immer wieder Beschwerden von Verbrauchern, die Post bekamen von Rechtsanwalt Heyl und darin aufgefordert wurden, angeblich seit längerem offene Rechnungen bei der Postbank zu begleichen“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die sich um alle Beschwerden zu Ralf Heyl kümmert.

„Für die Betroffenen ist nicht nachvollziehbar, warum da noch eine Rechnung offen ist, zum Teil wurden die Forderungen aber auch schon bezahlt oder sind längst verjährt.“ Bereits 2011 hatte der „Spiegel“ über die fragwürdigen Methoden von Heyl berichtet.

Die Postbank bestätigt auf Tagesspiegel-Anfrage, dass sie mit Heyl zusammenarbeitet, um angebliche Schulden einzutreiben. „Die Postbank nutzt für dieses Forderungsmanagement mehrere Dienstleister“, sagt ein Sprecher. „In der Vergangenheit hat auch Rechtsanwalt Heyl offene Forderungen der Postbank bearbeitet.“ Es sei übliche Praxis, offene Forderungen an Dritte zu verkaufen.

Schufaeintrag erfolgt häufig unbemerkt

Dazu, dass es sich bei vielen Forderungen um überhöhte Beträge und verjährte Vorgänge handeln soll und ob ein solches Vorgehen nicht gegen eine Zusammenarbeit mit Heyl sprechen würde, will die Postbank nichts sagen. Der Anwalt selbst reagierte auf Anfrage nicht.

Für vermeintliche Schuldner können seine Briefe unangenehme Folgen haben – auch wenn sie ungerechtfertigt sind. Denn oft führen die Forderungen zu Schufa-Einträgen. Mitunter wissen Betroffene gar nichts davon, dass ihre Kreditwürdigkeit sinkt.

Was sollte man tun, wenn man einen Brief von Heyl erhält? „Unberechtigte Forderungen müssen Verbraucher natürlich nicht bezahlen“, sagt Nauhaus. „Nicht nachvollziehbaren Forderungen kann man natürlich widersprechen, sollte dann aber auch eine Aufstellung anfordern, die darlegt, aus welchem Vertrag die Forderung stammt und aus welchen Posten sie sich ergeben.“ Verbraucherzentralen böten zudem kostenlose erste Unterstützung sowie einen individuellen Musterbrief.

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