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Wirtschaft - 22.01.2019

Verdi hält nichts von einer baldigen Fusion

Die Gewerkschaft Verdi glaubt nicht an einen baldigen Zusammenschluss von Commerzbank und Deutscher Bank. Sie fürchtet einen Stellenabbau.

Schilder von Commerzbank und Deutscher Bank in Frankfurt am Main.

Die Dienstleistungsgewerkschaft verdi hält nichts von einer möglichen Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank. „Das ist nichts was wir uns wünschen“, sagte Jan Duscheck, Bundesfachgruppenleiter Banken der Gewerkschaft am Dienstag in Frankfurt.

Die Risiken für die Arbeitsplätze seien erheblich. „Mit Blick auf den deutschen Markt droht dann ein massiver Kahlschlag bei den Beschäftigten.“ Generell verspreche eine solche Bankenfusion keinen Mehrwert. „Wir sehen ein solches Vorhaben sehr kritisch, glauben aber auch nicht, dass es in den nächsten Monaten umgesetzt wird“.

Duscheck hegt auch Zweifel daran, ob ein Zusammenschluss der beiden Institute, den zuletzt Bundesfinanzminister Olaf Scholz mehrfach indirekt befürwortet hatte, überhaupt sinnvoll ist.

Eine Fusion der beiden Häuser wäre nach Ansicht von verdi mit sehr hohem Aufwand verbunden. Duscheck höre auch aus der Wirtschaft nicht, dass sie mit Blick auf das internationale Geschäft gewünscht werde. Die Unternehmen bräuchten kein noch größeres deutsches Institut. In der Regel stützten sie sich ohnehin auf mehrere Banken.

Der Arbeitsplatzabbau soll weitergehen

Generell würden die Probleme beider Häuser durch eine Fusion nicht behoben. „Wir sehen nicht, dass dadurch eine Bank oder ein Geschäftsmodell entsteht, das wirklich Vorteile bringen und wirklich auf lange Zeit für sichere Arbeitsplätze sorgen würde“, sagt Duscheck.

Unabhängig von einer möglichen Großbanken-Fusion erwartet er aber, dass die Konsolidierung im deutschen Finanzsektor, vor allem bei Genossenschaftsinstituten und bei Sparkassen, weiter anhält, genauso wie der seit Jahren laufende Beschäftigungsabbau. Vor allem das stationäre Bankgeschäft steht nach Ansicht der Gewerkschaft weiter unter Druck.

Für die Beschäftigten, die ihren Job bei Finanzinstituten behalten, bedeute die Konsolidierung eine weitere Arbeitsverdichtung, zumal auch die Dokumentationspflichten etwa bei Beratungsgesprächen weiter steigen würden.

 Schlechte Stimmung bei Genossenschaftsbanken

Dies belegt verdi mit einer neuen Umfrage unter Beschäftigten bei den noch 915 Raiffeisen- und Genossenschaftsbanken, wo im vergangenen Jahr gut 4.500 Stellen gestrichen worden seien. Viele Beschäftigte seien frustriert. Sie berichteten von Wut, Resignation und Entfremdung sowie dem Gefühl einer Entwertung von Qualifikationen und Berufserfahrung, sagt Franziska Bruder, die bei verdi für Genossenschaftsbanken zuständig ist.

Das Betriebsklima werde oft als schlecht und durch Konkurrenzdruck bestimmt beschrieben. Gleichzeitig werde die Bezahlung von zwei Dritteln der 1.800 befragten Beschäftigten vor dem Hintergrund der hohen Arbeitsbelastung als kaum oder gar nicht angemessen bewertet. Dies ist nach Ansicht von Bruder mehr als verständlich, wenn man bedenke, dass der monatliche Pro-Kopf-Gewinn bei den Instituten von im Schnitt 926 Euro im Jahr 2001 auf 4.246 Euro im Jahr 2016 gestiegen sei.

 Verdi fordert sechs Prozent mehr Gehalt

Mit dem Arbeitgeberverband der Genossenschaftsbanken (AVR) will sich verdi auch wegen der Klagen der Beschäftigten über einen neuen Manteltarifvertrag verständigen. Die Gespräche sind allerdings ins Stocken geraten. Daneben steht in diesem Jahr auch eine Gehaltstarifrunde an. Diese beginnt für die privaten und öffentlichen Banken bereits am 15. Februar in Berlin.

Dabei fordert verdi für die rund 200.000 Beschäftigten eine Gehaltserhöhung um sechs Prozent mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Duscheck rechnet mit zähen Verhandlungen und einer harten Tarifrunde.

Den Aufschlag von sechs Prozent hält er für mehr als angemessen. Schließlich seien die Einkommen der Bankbeschäftigten im vergangenen Jahr nur um 1,3 Prozent gestiegen, während die Einkommen im Schnitt über alle Branchen um 3,1 Prozent nach oben gegangen seien. Diesen Trend habe es schon in den letzten Jahren gegeben. „Banken hinken bei Gehaltstarifverträgen hinterher“, sagt Duscheck.  

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