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Wirtschaft - 14.05.2019

VW fertigt Batteriezellen und bringt Lkw-Sparte an die Börse

Als erster deutscher Autokonzern startet VW die Herstellung von Batteriezellen. Mit einem Börsengang der Lkw-Sparte Traton war schon länger gerechnet worden.

Volkswagen strebt einen Börsengang der Lkw-Tochter Traton vor der Sommerpause 2019 an.

Der Volkswagen-Konzern will die Lkw-Sparte Traton noch vor der Sommerpause in diesem Jahr an die Börse bringen. Der Vorstand habe mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, den Börsengang grundsätzlich durchzuführen und vorbehaltlich der weiteren Kapitalmarktentwicklung vor der Sommerpause 2019 anzustreben, teilte das Unternehmen am Montagabend nach einer Aufsichtsratssitzung in Berlin mit.

Zudem steigt der Volkswagen-Konzern als erster deutscher Autokonzern in die Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos ein. Am niedersächsischen Standort Salzgitter will VW zusammen mit einem Partner Batteriezellen herstellen, wie das Unternehmen mitteilte. In Salzgitter erforscht der Konzern bereits die Zellfertigung in einer Pilotlinie. Dafür will VW knapp eine Milliarde Euro investieren.


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Die Batteriezellfertigung gilt als teures Unterfangen, das mit Investitionskosten in Milliardenhöhe verbunden ist. Der Einstieg in die Zellfertigung ist seit geraumer Zeit auch eine Forderung der Arbeitnehmerseite bei Volkswagen, die damit auch den Bedeutungsverlust der herkömmlichen Verbrennerproduktion auffangen will. In Salzgitter baut VW derzeit Motoren.

Partner ist ein schwedisches Unternehmen

Wer der Partner für das Vorhaben ist, wollte VW selber noch nicht sagen. Nach Informationen von Tagesspiegel Background handelt es sich bei dem Partner um den schwedischen Batteriehersteller Northvolt. Volkswagen hatte unlängst mit Northvolt und weiteren europäischen Partnern aus Industrie und Forschung das Konsortium „European Battery Union“ gegründet. Die EBU will sich auf die gesamte Wertschöpfungskette der Batterie konzentrieren – von Rohstoffen über die Zelltechnologie bis hin zum Recycling. Volkswagen kommentierte dies am Montagabend nicht. Angekündigt hatte das Konsortium, eine Produktion von Batteriezellen aufbauen zu wollen. Starten sollen die gemeinsamen Forschungsaktivitäten Anfang kommenden Jahres.

„Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat begrüßen die Entscheidungen und unterstützen sie ausdrücklich“, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh. „Es handelt sich um Weichenstellungen, mit denen wir sowohl Beschäftigungssicherung als auch Wirtschaftlichkeit nachhaltig weiterentwickeln können.“

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann erklärte, Volkswagen habe damit eine „wichtige und richtige strategische Entscheidung“ getroffen. Die IG Metall fordere seit Jahren den Bau einer Batteriezellenfabrik in Deutschland. Die Batteriezelle sei die zentrale Leistungskomponente im Elektrofahrzeug, hieran entscheide sich der Wettbewerb. „Die eigene Produktion sichert Knowhow über wichtige Teile der Wertschöpfung und vermeidet Abhängigkeit von asiatischen Herstellern“, sagte Hofmann. Für die Innovationskraft der deutschen Automobilindustrie sei das wesentlich: „Die Politik muss solche Entscheidungen der Unternehmen befördern und erleichtern.“

 Unverzichtbar für den Standort Deutschland

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hatte die Batteriezellfertigung für Elektroautos als „ganz und gar unverzichtbar“ am Standort Deutschland bezeichnet. Der große Bedarf für eine solche Produktion stehe fest, auch stehe fest, dass damit Tausende Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, hatte der SPD-Politiker kürzlich gesagt. Niedersachsen ist ein großer Anteilseigner von VW und hat großes Stimmgewicht. Weil forderte „attraktive Standortbedingungen“ in Deutschland und ein klares Bekenntnis zur Herstellung von Batteriezellen.

VW hatte kürzlich bekannt gegeben, die Forschung zu Batteriezellen gemeinsam mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt voranbringen zu wollen. Das von Volkswagen und Northvolt geführte Konsortium will sich auch an der von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ausgelobten Förderung der industriellen Fertigung von Batterien beteiligen.

Die Börsenpläne für Traton hatte Volkswagen erst vor rund zwei Monaten auf Eis gelegt, weil die Bedingungen an den Märkten nicht stimmten. Investoren hatten im März mit Enttäuschung auf den abgeblasenen Gang aufs Parkett reagiert. Traton besteht aus den VW-Töchtern MAN und Scania sowie der brasilianischen Nutzfahrzeugtochter. VW könnte früheren Medienberichten zufolge bis zu einem Viertel von Traton an die Börse bringen und damit rund 6 Milliarden Euro erlösen können. (mot/dpa)

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