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Wirtschaft - 06.02.2019

Was Germania-Kunden jetzt wissen müssen

Mit dem Ferienflieger in der Ferne – und nun gestrandet? Alle Flüge fallen aus, Reiseveranstalter stellen Ersatzflugpläne auf, Airlines bieten Billigtickets.

Am Boden: Germania fliegt nicht mehr. Urlauber sollen mit vereinten Kräften zurückgeholt werden.

Dass es Probleme mit ihrer Fluggesellschaft gibt, haben einige Germania-Passagiere schon vor dem offiziellen Antrag auf Insolvenz gemerkt. Die Passagiere nämlich, die am Montag Abend um 22.15 Uhr von Berlin-Tegel aus nach Tel Aviv fliegen wollten und dann doch in Berlin bleiben mussten. Der Flug war gestrichen worden, wenig später war klar, warum. In der Nacht auf Dienstag meldete die Airline, dass sie Insolvenz beantragt hat und der Flugbetrieb eingestellt wird. Eine bittere Nachricht für Kunden, die in den Winterferien mit Germania in die Sonne fliegen wollten – allein für diesen Dienstag waren ab Berlin Verbindungen nach La Palma, Lanzarote, Fuerteventura, Gaziantep, Antalya und Teheran geplant. Keiner dieser Flüge findet statt.

Ob die Passagiere das Geld für die Tickets wiedersehen werden, ist fraglich. Denn Ansprüche richten sich an die Insolvenzmasse, egal ob es darum geht, seinen Ticketpreis ersetzt zu bekommen oder die Kosten für das Hotel am Urlaubsort, das man mangels Fluges nicht erreichen konnte. Dass man seine Hoffnungen nicht zu hoch schrauben sollte, zeigt das Beispiel Air Berlin, wo Kunden bis heute vergeblich auf Rückzahlungen hoffen. Verbraucherschützer fordern daher seit langem einen besseren Schutz für Fluggäste.

„Der Schrecken für die deutschen Flugreisenden geht weiter“, sagt Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV). Nach der Pleite von Air Berlin 2017 habe nun die nächste Fluggesellschaft Insolvenz angemeldet. „Den Kunden von Germania droht nun immenser Schaden“, warnt Müller. Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihren Flug selbst gebucht haben, könnten auf den Kosten sitzen bleiben. „Eine Insolvenzversicherung für Fluggesellschaften, die im Fall einer Pleite Kunden absichert, ist nach wie vor nicht beschlossen. Trotz der Erfahrungen mit der Insolvenz von Air Berlin haben Bundesregierung und EU nichts unternommen. Das rächt sich nun“, ärgert sich Deutschlands oberster Verbraucherschützer.

Lufthansa, Condor und Tuifly helfen

Um Germania-Kunden, die im Ausland gestrandet sind, zu helfen, bieten deutsche Fluggesellschaften Unterstützung beim Rücktransport an. Das betrifft Urlauber, die ihre Reise auf eigene Faust gebucht haben und keine Pauschalreise unternommen haben. Die Lufthansa-Gruppe um Lufthansa, Eurowings, Austrian und Swiss sowie Condor und Tuifly stellt Germania-Kunden für den Rückflug nach Deutschland Sitzplätze zu Sonderkonditionen zur Verfügung, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft am Dienstagmorgen mit.


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Lufthansa, Swiss und Austrian wollen Betroffenen innerhalb Europas Flüge von oder nach Deutschland für 50 Euro zuzüglich Steuern anbieten, für Verbindungen in den Nahen Osten soll es Angebote für 200 Euro plus Steuern geben – allerdings je nach Verfügbarkeit. Der Sondertarif gilt für Fluggäste mit einer Germania-Buchung bis Ende Februar, die Tickets sollen in den kommenden Tagen buchbar sein, hieß es bei der Lufthansa. Die Lufthansa-Tochter Eurowings räumt Germania-Opfern, die aktuell im Ausland festhängen und bis Ende Februar ihren Rückflug über Eurowings buchen, einen Rabatt von 50 Prozent ein.

Ähnlich verfährt auch Tuifly. Germania-Kunden können über Tuifly einen Ersatzflug für ihren ausgefallenen Rückflug nach Deutschland buchen und bekommen anschließend 50 Prozent des Flugpreises zurückerstattet. Dafür müssen sie bis zum 28. Februar 2019 die Buchungsbestätigung des ausgefallenen Germania-Fluges und die Bestätigung des gebuchten Tuifly-Fluges an [email protected] senden. Dies gilt für alle Rückflüge bis einschließlich 15. Februar 2019, teilte Tui am Dienstag mit.

Krisensitzungen bei den Reiseveranstaltern

Für die deutschen Reiseveranstalter ist die Nachricht vom Insolvenzantrag eine Hiobsbotschaft. Denn Germania hat mit allen großen Veranstaltern zusammengearbeitet und für diese Flüge durchgeführt. Anders als bei individuellen Buchungen sind Pauschalurlauber aber gegen die Flugausfälle geschützt. „Wenn die Pauschalreise gestrichen wird, erhalten sie ihr Geld zurück“, sagt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Den schwarzen Peter haben die Reiseveranstalter, die entweder Reisen absagen und den Reisepreis erstatten müssen oder die alternative Lösungen auf die Füße stellen müssen.

Thomas Cook hat für Dienstag Reisen mit Germania abgesagt

Thomas Cook (Neckermann, Air Marin, Öger Tours, Bucher Reisen) hat für diesen Dienstag alle Abflüge abgesagt. Reisende können kostenfrei stornieren, auf ein anderes Reiseziel oder ein anderes Reisedatum umbuchen. Auch wenn Thomas Cook an einem Ersatzflugplan arbeitet, ist klar, dass zwei Ziele vorerst nicht angeflogen werden können. Reisen nach Paphos auf Zypern und Sharm el Sheikh in Ägypten finden bis einschließlich 28. Februar nicht statt. Wer ab Mittwoch mit Thomas Cook verreisen will und einen Germania-Flug hat, wird vom Unternehmen kontaktiert und soll einen alternativen Flug angeboten bekommen.

Der Fokus liege aber darauf, Gäste aus den Urlaubsgebieten nach Deutschland zu holen, kündigte Thomas Cook an. Sollte eine Zusatzübernachtung nötig sein, zahlt Thomas Cook die Kosten. Falls Fluggäste an einen anderen Flughafen gebracht werden müssen, erhalten sie für die Weiterreise ein kostenloses Bahnticket.

Tui und DER Touristik beschaffen Ersatzflüge

„Wir können unseren Kunden versichern, dass wir alles Notwendige tun, um ihren Flug sicherzustellen. Niemand muss sich Sorgen machen, dass er nicht in den Urlaub fliegen kann oder im Reiseziel festsitzt“, sagt Tui-Touristikchef Stefan Baumert. Urlauber, die von Flugveränderungen betroffen sind, werden aktiv von Tui informiert. Auch für Kunden in den Urlaubsgebieten beschafft Tui Ersatzflüge. Die Heimreise werde in jedem Fall sichergestellt. Sollten zusätzliche Übernachtungen anfallen, sorgt Tui für die Unterbringung und Verpflegung im Urlaubsziel und übernimmt zusätzlich anfallende Kosten. „Hier zeigt sich der Vorteil einer Pauschalreise. Wir kümmern uns um unsere Gäste“, so Baumert.

Auch die Rewe-Reisetochter DER Touristik versucht jetzt, Kunden auf Alternativflüge von Condor, Tuifly oder Eurowings umzubuchen und passt Bodenleistungen und Transfers an. Auch Flüge ab oder von Berlin sind betroffen, hieß es auf Anfrage. Die Kosten für Zwangsverlängerungen übernimmt die DER Touristik. Kunden werden aktiv über die neuen Flugverbindungen informiert, man kann sich aber auch an die Hotlines 069/9588-1421 und 069-9588-4932 wenden.

Auch FTI Touristik hat mit Germania zusammengearbeitet, auch hier gibt es Berliner Kunden, die auf eine Germania-Verbindung gebucht waren. Vor allem für Flüge nach Madeira und Zypern sollte Germania eingesetzt werden, berichtet eine FTI-Sprecherin. Insgesamt sei die Zahl aber übersichtlich. Kunden, die heute und morgen von Deutschland aus ab- oder aus dem Zielgebiet zurückfliegen, werden von FTI über Änderungen von Flugzeiten oder Airportwechsel informiert. Wer mit Germania reisen wollte und seinen Urlaub jetzt lieber nicht mehr antreten möchte, kann bis zum 15. Februar kostenlos stornieren.

 

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