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Wirtschaft - 22.01.2019

Wie Rentner ihr Erspartes verbrauchen können, ohne Pleite zu gehen

Wenn Rentner ihr Erspartes angreifen, sollten Sie einige Dinge beachten, um nicht Pleite zu gehen und relativ vermögend zu bleiben. Wie das geht.

Wie lange man im Alter mit dem Ersparten auskommt, hängt vom Kurs ab, zu dem man seine Aktien verkauft. Das kann man sinnvoll…

Fragt man die Berliner, wofür sie sparen, antwortet die Hälfte von ihnen: für das Alter. Dabei machen sich aber die wenigsten Gedanken darüber, wie es mit dem Ersparten weitergeht, wenn man dann tatsächlich in Rente ist. Wie lange kann man jeden Monat etwas von seinem Ersparten entnehmen, bis es aufgebraucht ist? Vor allem, wenn man Aktien besitzt, ist die Antwort darauf nicht trivial. Schließlich schwanken die Kurse. Zudem weiß niemand, wie lange er leben wird und daher auch nicht, wie lange er mit dem Ersparten auskommen muss. Um dieses Problem zu lösen, gibt es drei Möglichkeiten: Man kann eine Sofortrente wählen, einen Auszahlplan mit der Bank vereinbaren oder sich selbst Regeln für die Entnahme von Ersparnissen auferlegen.

Die Sofortrente

Die einzige Möglichkeit, bis zum Lebensende monatlich eine feste Summe zu erhalten, ohne sich irgendwelche Gedanken machen zu müssen, ist die Sofortrente. Schließt man sie ab, zahlt man einmal eine größere Summe an das Versicherungsunternehmen, das das Geld dann verzinst und es einem im Alter nach und nach wieder auszahlt. So bekommt man eine lebenslange monatliche Rente aus seinen Ersparnissen. Verbraucherschützer warnen allerdings, dass dieser Service sehr teuer ist und in der Regel weniger Rendite verspricht als andere Lösungen. Das gilt besonders in der aktuellen Niedrigzinsphase. „Über eine Sofortrente kann nachdenken, wer glaubt, dass er sehr alt wird und sich bis zum Lebensende eine Zusatzrente sichern will. Angebote vergleichen ist dann jedoch Pflicht“, sagt Sara Zinnecker vom Verbraucher-Ratgeber Finanztip.

Der Bank-Auszahlplan

Alternativ bieten Banken Auszahlpläne für Erspartes an. Diese Pläne gibt es sowohl für Geld, das man auf einem Tagesgeldkonto liegen hat, als auch für Aktien, Anleihen, Fonds oder andere Wertpapiere. Vereinbart man mit der Bank solch einen Auszahlplan, überweist sie einem jeden Monat automatisch eine zuvor festgelegte Summe – zum Beispiel aus dem eigenen Aktiendepot – aufs eigene Konto. Das Ganze läuft so lange, bis das Ersparte aufgebraucht ist oder der Kunde den Auszahlplan beendet.

Der Vorteil dieser Lösung ist, dass sie recht einfach und flexibel ist. So kann man die Auszahlpläne in der Regel jederzeit kündigen und die Höhe der Auszahlung anpassen. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass man so am Anfang kaum planen kann, wie lange das Ersparte reicht – vor allem dann nicht, wenn das Geld in Aktien, Anleihen oder Fonds steckt. Schließlich schwanken deren Kurse. Hat man aber einen Auszahlplan vereinbart, werden zum Beispiel Aktien oder Fondsanteile automatisch regelmäßig verkauft, egal, wo ihr Kurs gerade steht. So kann es sein, dass der Anleger einen ungünstigen Zeitpunkt zum Verkauf erwischt oder einen vorteilhaften. „Fondsauszahlpläne bieten höhere Renditechancen und damit auch höhere Auszahlungen. Dafür sollten Anleger allerdings bereit sein, Kursschwankungen in Kauf zu nehmen, die auch zu Verlusten führen könnten“, sagt Alexander Greven von der Berliner Sparkasse.


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Dabei ist der Zeitpunkt, zu dem Wertpapiere verkauft werden, entscheidend. Wie viel Geld dabei auf dem Spiel steht, zeigt ein Rechenbeispiel. Angenommen, ein Rentner hat 100 000 Euro in Aktien angelegt. Er entnimmt planmäßig 10 000 Euro, kurz nachdem die Kurse um 50 Prozent eingebrochen sind. Selbst wenn die Kurse anschließend wieder um 50 Prozent steigen, hat sein Aktienportfolio dann nur noch einen Wert von 60 000 Euro. Im zweiten Fall ist es umgekehrt. Entnimmt der Verbraucher 10 000 Euro, nachdem die Kurse gerade um 50 Prozent gestiegen sind, steht er sehr viel besser da. Denn selbst wenn die Kurse anschließend wieder um 50 Prozent nachgeben, ist sein restliches Aktienportfolio noch immer 70 000 Euro wert. Experten sprechen vom Sequence of Return Risk, also vom Risiko, dass die Reihenfolge der Renditen für den Anleger unvorteilhaft verteilt ist. Untersuchungen haben gezeigt: Fallen die Kurse in den ersten fünf bis zehn Jahren, in denen man regelmäßig Geld entnimmt, schmälert das das Ersparte sehr viel stärker, als wenn der Kurseinbruch erst später eintritt.

Die Entnahme in Eigenregie

Weil man also mit einem festen Auszahlplan kaum planen kann, wie lange das Ersparte reicht, raten Experten, sich selbst Regeln für die Entnahme zu überlegen. Das sei allerdings mit Aufwand verbunden, weil man regelmäßig die Märkte im Blick behalten muss, meint Katharina Henrich von der Stiftung Warentest. Jeder müsse sich deshalb vorher fragen: „Traue ich mir das zu?“

Beantwortet man die Frage mit Ja, wird man während der Recherche schnell auf den Namen William Bengen stoßen. Das ist ein kalifornischer Finanzberater, der in den neunziger Jahren aufgedeckt hat, welche Folgen der Verkauf von Aktien zum falschen Zeitpunkt hat. Von ihm stammt auch die Vier-Prozent-Regel: Folgt man der, rechnet man bei Renteneintritt aus, wie viel vier Prozent des angesparten Anlagevermögens sind. Die Summe, die dabei herauskommt, kann man dann ohne Bedenken jährlich entnehmen. Nach Ansicht von William Bengen sollte ein Rentner so 30 Jahre mit seinem Ersparten auskommen.

Inzwischen ist diese Theorie aber auch schon wieder etwas überholt. Denn sie berücksichtigt nicht, dass Menschen zum Teil heute sehr viel älter werden und dass man auch mal längere Zeiten mit sehr niedrigen Anleihezinsen durchstehen können muss, wie wir sie derzeit erleben. Deshalb rät zum Beispiel der amerikanische Wissenschaftler Wade Pfau oder der Finanzdatenprovider Morningstar, sich einen Geldpuffer aufzubauen, um möglichst flexibel zu sein: Wer auf seinem Tagesgeldkonto so viel Geld verwahrt, dass er damit theoretisch die ersten zehn Jahre auskommt, sollte auf der sicheren Seite sein. Zumindest gerät der Anleger auf diese Weise nicht in die Verlegenheit, zwingend bei niedrigen Kursen verkaufen und so Verluste hinnehmen zu müssen. Stattdessen kann er immer dann Aktien verkaufen, wenn die Kurse gerade besonders hoch sind und sein Tagesgeldkonto auf diese Weise wieder auffüllen.

Dies ist möglicherweise die beste Lösung. Sollten sich die Aktien sehr gut entfalten, gerät immer mehr Geld auf das Tagesgeldkonto. Der Anleger kann dann möglicherweise den Konsum sogar erhöhen.

Der Aktienmarkt erringt in der Regel mindestens ein- oder zweimal in zehn Jahren den alten historischen Höchststand oder übertrifft ihn. Da in der Zwischenzeit, wenn die Aktien unten waren, weiter Dividenden gezahlt wurden, die in der Regel bei einem Fonds reinvestiert werden, ist das Aktienpaket beim erneuten Erreichen des alten Hochstands deutlich mehr wert, als damals. Da lässt sich eine gehörige Summe entnehmen. Steigt der Aktienmarkt weiter an, könnte der Anleger zum Beispiel nach weiteren zehn Prozent Anstieg ebendiese zehn Prozent abschöpfen. Und so kann es immer weiter gehen. Das zur Seite gelegte Geld reicht dann wieder, um die nächste Durststrecke zu überwinden.

Oftmals haben Rentner ein ähnliches Vorgehen bereits zuvor praktiziert, als sie ein sogenanntes Rebalancing vornahmen. Das heißt, sie verkauften Aktien mit Gewinn, wenn diese im Verhältnis zum Geld auf dem Tagesgeldkonto stark an Wert gewonnen hatten.

Für die Anlage im Aktienmarkt eignen sich Indexfonds – sogenannte ETFs – besonders gut, weil sie einen ganzen Index abbilden, wie den Dax, den Mdax oder den S&P 500 mit den 500 größten US-Unternehmen. Zudem sind sie kostengünstig.

Einen erklärenden Artikel des Autors, wie sich der Anleger mit sogenanntem Rebalancing vor Crashs schützen kann, lesen Sie hier.

Es gibt eine interessante Webseite von Oliver Noelting, wie man mit 40 in Rente gehen und von den Ersparnissen leben kann.

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