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Wirtschaft - 17.05.2019

Wie Roboter und Drohnen Paketdienste entlasten

Nicht nur zur Weihnachtszeit: Die menschlichen Paketzusteller bekommen Unterstützung von Zustellrobotern, Auslieferungsdrohnen und autonomen Transportern. Tests sind vielversprechend.

Der „Paketkopter“ der Deutschen Post flog Anfang 2016 in Reit im Winkel Pakete auf eine Alm in 1200 Metern Höhe.

Es ist die stressigste Woche des Jahres. In den Tagen vor Weihnachten haben Deutsche Post, DPD, Hermes & Co. alle Hände voll zu tun, um Päckchen und Pakete rechtzeitig vor den Feiertagen zuzustellen. Das Bild von den vollen Händen stimmt im Jahr 2016 allerdings nicht mehr überall – und in Zukunft wahrscheinlich noch weniger. Denn die menschlichen Paketzusteller bekommen Unterstützung von intelligenten Maschinen: Zustellrobotern, Auslieferungsdrohnen, autonomen Transportfahrzeugen, automatischen Laderaumsystemen.

Viele intelligente Helfer befinden sich zwar noch im Stadium der Forschung und Entwicklung. Doch erste Praxisversuche zeigen: Roboter werden auf der „letzten Meile“ der Lieferkette an Bedeutung gewinnen. Davon profitieren nicht nur die Zusteller, sondern auch die Versandhäuser direkt.

Amazon bringt Popcorn per Drohne

Eine Tüte Popcorn und einen Videostreaming-Stick lieferte Amazon, der größte Online-Händler der Welt, kürzlich erstmals mit Hilfe einer vollautomatischen Drohne aus. Ein Mann im englischen Cambridge musste angeblich nur 13 Minuten auf seine Bestellung warten, wie Amazon-Chef Jeff Bezos stolz per Twitter verbreitete. „Prima Air“ nennt der US-Konzern den Lieferdienst. Zunächst sollen zwei Kunden dort bedient werden, dann „Dutzende“, später „Hunderte“, kündigte Amazon an. Auch Google arbeitet an Lieferdrohnen, ebenso Logistikkonzerne.

Anfang des Jahres flog der „Paketkopter“ der Deutschen Post im oberbayerischen Reit im Winkel Pakete auf eine Alm in 1200 Metern Höhe. Seit 2013 beschäftigt sich die Post mit der Frage, wie Waren per Drohne in geografisch schwer zugängliche Gebiete transportiert werden können. 2017 soll entschieden werden, ob der Paketkopter in weiteren Regionen getestet werden soll.

Studie: Roboter gehören bald zum Alltag

Derweil nahm die französische Post kürzlich den weltweit ersten Drohnenverkehr im Linienbetrieb auf. Ein abgelegenes Gründerzentrum in der Provence wird regelmäßig mit Paketen aus der Luft beliefert. Die Drohne wird von der DPD Group betrieben, der Paketdienstleister DPD aus dem unterfränkischen Aschaffenburg gehört zur französischen Post.

Weil die Gesetze und Luftfahrtbehörden in Großbritannien und Frankreich den Einsatz von Drohnen eher erlauben als hierzulande, konzentrieren sich Zustellfirmen wie Hermes oder DPD in Deutschland auf bodengestützte Lieferroboter. Forscher sehen hier ohnehin wegen Sicherheitsrisiken bei Drohnen das größere Potenzial für die Lieferlogistik der Zukunft. „Die Auslieferungsdrohne wird eher ein Nischendasein führen, aber fahrende Zustellroboter gehören in wenigen Jahren sowohl in Metropolen als auch in ländlichen Regionen zum Alltag“, heißt es in einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik.

Zustellroboter „6D9“. Hermes testete ihn in drei Hamburger Stadtteilen.

Die Mini-Fahrzeuge, die äußerlich an einen Mars-Rover erinnern, sollen neben Fußgängern auf Gehwegen unterwegs sein. Die Firma Starship zum Beispiel, mit der unter anderem der Paketdienst Hermes und der Handelskonzern Metro zusammenarbeiten, will damit Waren mit einem Gewicht von bis zu 15 Kilogramm auf eine Entfernung von fünf Kilometern befördern. Hermes hat den Roboter „6D9“ in diesem Jahr in drei Hamburger Stadteilen getestet. Dabei werden Pakete aus einem Paketshop automatisch zum Kunden befördert, der per SMS über die Lieferung informiert wird. Die Vision ist, dass ein Hermes-Mitarbeiter eines Tages über das Internet 50 bis 100 automatische Lieferroboter überwacht.

„Es ist erstaunlich, wie ausgereift das System schon läuft“, sagte ein Hermes-Sprecher dem Tagesspiegel. Zwar sei „6D9“ noch mit menschlicher Begleitung und „einem hohen Maß an manueller Unterstützung“ unterwegs. Der Testbetrieb soll aber wahrscheinlich demnächst fortgesetzt werden, „weil wir uns für die Zukunft wappnen müssen“, wie der Sprecher sagt. Bis 2015 erwarte Hermes eine Verdopplung des Paketaufkommens in Deutschland – bei gleichzeitig eingeschränktem Zugang für herkömmliche Fahrzeuge in den Innenstädten.

Autonome Miniroboter folgen dem Zusteller

Das große Thema autonomes Fahren könnte im kleinen Lieferverkehr auf der letzten Meile zum Kunden schneller Realität werden als im Individualverkehr auf der Straße: So denken Forscher an der RWTH Aachen, die mit DPD zusammenarbeiten, über Minitransporter nach, die dem Paketboten in Schrittgeschwindigkeit automatisch folgen. Der Zusteller könnte die Roboter unterwegs regelmäßig be- und entladen, müsste also nicht alle innerstädtischen Wege mit dem großen Transportfahrzeug erledigen.

Ähnliche Modelle entwirft der Logistikkonzern UPS in München: In der Stadt aufgestellte Verteilcontainer werden vom Lkw beliefert und die Pakete anschließend von UPS-Boten mit elektrischen Lastenrädern zugestellt. Auch die Deutsche Post DHL freundet sich mit bodengestützten Lieferrobotern an: Auf dem „Innovation Day“ des Konzerns im November gewann der selbstfahrende Zustellwagen des französischen Start-ups Effidence die „DHL Robotics Challenge“.

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