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Wissen - 07.02.2019

Ein Joint zum Vermehren?

Kiffen galt bislang auch als unzuträglich für die männliche Fruchtbarkeit. Doch nun finden Forscher besonders viele Spermien bei Cannabis-Konsumenten.

Cannabis-Blätter.

Ärzte und Gesundheitsforscher der Harvard School of Public Health und des Massachusetts General Hospital in Boston hatten andere Ergebnisse erwartet: Ihre Studie, nahmen sie an, würde frühere Untersuchungen bestätigen, in denen sich Cannabis negativ auf die Fruchtbarkeit auszuwirken schien. Heraus kam aber, dass moderates Joint-Rauchen – etwa zwei pro Woche – mit zwei Markern männlicher Fruchtbarkeit sogar positiv verknüpft war: Sie fanden mehr Spermien pro Milliliter (im Mittel 63 Millionen gegenüber 45 Millionen bei Männern, die nie Cannabis geraucht hatten) und mehr Testosteron im Blut.

Kiffen in Maßen

Die im Fachmagazin „Human Reproduction“ veröffentlichten Daten stammen von 662 Männern, die zwischen 2000 und 2017 im Kinderwunsch-Zentrum der Klinik Hilfe gesucht hatten. Bisherige Studien, die fast durchweg einen schädlichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit ergaben, waren meist mit weniger Probanden durchgeführt worden, und meist waren diese auch eher starke Cannabis-Nutzer. In der neuesten Studie kamen dagegen vor allem Gelegenheits- und ehemalige Kiffer zusammen.

Die Wissenschaftler warnen allerdings davor, einen ursächlichen Zusammenhang abzuleiten. Diesen könne es, sagt der Hauptautor Feiby Nassan, zwar geben, denn es sei bekannt, dass das Endocannabinoid-System, auf welches Cannabis einwirkt, eine Rolle für die männliche Fruchtbarkeit spiele.

Werden Partnerinnen auch eher schwanger?

Eine nicht zu hohe Dosis könnte also vielleicht tatsächlich hilfreich sein, während sich der Effekt bei deutlich höherem Konsum der Droge ins Gegenteil verkehren würde. Das entspräche nicht nur der schon mehr als 500 Jahre alten Erkenntnis des Paracelsus, dass die Dosis das Gift – und auch das Heilmittel – macht, sondern auch auch den Ergebnissen der bisherigen Studien. Es könne aber auch sein, dass Männer mit höheren Testosteronwerten schlicht eher dazu neigen, zum Joint zu greifen.

Testosteron und Spermienzahl sind zudem nicht die einzig entscheidenden Faktoren. Und Hinweise, dass Cannabinoide die Erbsubstanz von Spermien schädigen können, gibt es auch, allerdings auch hier eher bei vergleichsweise hohen Dosen. Insgesamt, so geben die Autoren der Studie zu bedenken, sei noch immer viel zu wenig über die tatsächlichen sowohl positiven wie negativen möglichen Wirkungen der Droge bekannt. „Wir wissen viel weniger als wir denken, dass wir wissen“, so Harvard-Professor Jorge Chavarro.

Eine entscheidende Frage soll ohnehin erst eine noch laufende Untersuchung beantworten: ob bei Paaren mit Cannabis-Konsumenten auch die Erfolgsraten der Fruchtbarkeitsbehandlung höher sind.

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