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Wissen - 05.06.2019

Mathe-Abi in Hamburg und Bremen wird besser benotet

Nach Hamburg bessert jetzt auch Bremen die Noten in den Mathe-Grundkursklausuren nach. Berlin sieht indes keinen Anlass für Konsequenzen.

Hamburg nimmt seit drei Jahren alle Aufgaben aus dem IQB-Pool. Problematisch ist aber offenbar allein die Zusammensetzung von…

Nach dem Saarland werden jetzt auch Hamburg und Bremen das diesjährige Mathematik-Abitur teilweise milder bewerten. Bremen teilte das am Mittwochnachmittag mit, nachdem die Hamburger Schulbehörde es Dienstagabend verkündet hatte. Die Grundkursklausuren hätten die Schüler überfordert, hieß es in beiden Stadtstaaten. Hamburg und Bremen verwenden seit drei Jahren ausschließlich Aufgaben, die vom Berliner Institut für Qualität im Bildungswesen (IQB) entwickelt werden.

Damit hatten sich die Hansestädte frühzeitig auf den Weg zum „Zentralabitur“ gemacht, mit dem die Hochschulreife bundesweit vergleichbarer werden soll.

„Unwucht in den Klausuren“

Aus Hamburg hieß es am Dienstag, eine Untersuchung durch das IQB bestätige jetzt „die Einschätzung der Hamburger Schulbehörde, dass zwei der vier in Hamburg eingesetzten Mathematik-Abiturklausuren zu schwer waren“. Bislang lagen die bei den neuen Abiturprüfungen erzielten Durchschnittsnoten zwischen 3,1 und 3,4. In diesem Jahr falle der Schnitt nach Rückmeldung aus den Schulen um eine Note schlechter aus, sagte am Mittwoch ein Behördensprecher. Erklärt wird das damit, dass Aufgaben „in bestimmten Zusammensetzungen bei den Klausuren auf grundlegendem Niveau (Grundkurs) zu einer Überforderung der Schülerinnen und Schüler“ geführt haben.Deshalb werde dort der Bewertungsmaßstab angepasst. Die Klausuren würden um 15 Prozent besser bewertet, so der Sprecher.

Auch in Bremen sind nur Grundkurse betroffen: „Die Ausgangssituation ist mit der in Hamburg vergleichbar“, erklärte die Schulbehörde.

Zuvor hatten Abiturienten bundesweit mit Online-Petitionen gegen das „zu schwere“ Mathe-Abitur protestiert. In Hamburg hätten aber auch Schulleitungen und Mathe-Lehrkräfte hätten „auf die Unwucht in den Klausuren hingewiesen“, schreibt die dortige Behörde. Die Klausuren auf Leistungskursniveau seien „im Großen und Ganzen angemessen“, die Grundkursklausuren aber in der vorgegebenen Zeit „kaum zu schaffen“ gewesen.

Sind die Aufgaben zu schwer? Das IQB widerspricht

Das IQB empfehle „den Ländern in diesem besonderen Fall eine Anpassung des Bewertungsschlüssels für das Mathematikabitur auf grundlegendem Niveau“. Demnach könnten auch andere Länder betroffen sein, die Aufgaben aus dem IQB-Pool genutzt haben. Allerdings werden sie höchst unterschiedlich verwendet. Aktuell musste lediglich „mindestens eine Aufgabe“ vom IQB übernommen werden. Der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz (KMK), Udo Michallik, hatte im April gesagt, es sei noch zu klären, ob gerade diese Aufgabe(n) die Schüler überforderten.

Ist genau das nach der Überprüfung für die Grundkurs-Aufgaben der Fall? Diesem Eindruck wird aus dem Umfeld des Instituts vehement widersprochen. Die Qualität der Pool-Aufgaben stehe außer Frage, weil sie von Expertinnen und Experten aus dem IQB und aus den Ländern entwickelt und mehrfach dahingehend geprüft worden sein, ob sie den Bildungsstandards für das Grundkursniveau entsprechen. Die Problematik möglicherweise zu schwerer Klausuren könne sich allein aus der „Zusammenstellung der Aufgaben“ ergeben, die in den Ländern von Klausurenkommissionen vorgenommen wird.

Die KMK berät ab Donnerstag über das Thema

In den bundesweit geltenden KMK-Bildungsstandards für das Fach Mathematik ist festgelegt, dass in Klausuren immer in ein „ausgewogenes Verhältnis“ herrschen muss – von innermathematischen Problemen, die mithilfe von Formeln gelöst werden, und von anwendungsbezogenen Aufgaben, bei denen es etwa um die Lösung von mathematischen Alltagsproblemen geht. Offensichtlich ist dies von der Hamburger Klausurenkommission nicht ausreichend berücksichtigt worden. Eine ausdrückliche IQB-Empfehlung, wie mit unausgewogen zusammengesetzten Klausuren zu verfahren ist, gebe es nicht, heißt es auf Nachfrage.

So bleibt es Ländersache, mit diesem  wohl hausgemachten Problem umzugehen. Bei einer KMK-Tagung am Donnerstag und Freitag in Wiesbaden werde dies thematisiert, sagt deren Sprecher.

Berlin sieht keinen Grund für Änderungen

Ob noch weitere Länder die Noten anpassen, bleibt vorerst unklar. Bayerns Kultusminister hatte schon Mitte Mai festgestellt, die dortigen Klausuren seien „in keiner Weise angreifbar“. Aus der Berliner Schulverwaltung hieß es am Mittwoch, gegenwärtig gebe es keine Anhaltspunkte, dass unmittelbare Konsequenzen nötig seien. Zwar habe sich der Landesschülerausschuss kritisch geäußert. Von Lehrkräften und von Schulleitungen aus Berlin gebe es aber keine dringenden Meldungen oder Beschwerden zu den Ergebnissen der diesjährigen Abiturprüfung. Berlin setzte 2019 einige Aufgaben aus dem IQB-Pool ein (zwei im Grundkurs, drei im Leistungskurs), die weiteren Aufgaben wurden in Zusammenarbeit mit Brandenburg entwickelt.

Auch Niedersachsen will die Noten nicht ändern, wie Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Mittwoch erklärte: „Die Klausuren waren anspruchsvoll, aber sie waren lösbar.“

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