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Wissen - 23.10.2018

Schulen in Deutschland werden nur langsam besser

Eine Sonderauswertung der Pisa-Studie von 2015 zeigt: Die Chancen für Kinder aus sozial schwachem Umfeld nehmen auch in Deutschland zu – aber nur langsam.

In Naturwissenschaften liegen Kinder aus sozial benachteiligten Familien laut der Pisa-Studie dreieinhalb Jahre zurück.

Bildungserfolg ist in Deutschland für sozial benachteiligte Schüler nach wie vor schwieriger zu erreichen als in vielen anderen Ländern. Im Vergleich habe Deutschland aber bei der Chancengleichheit stärker aufgeholt, bilanziert eine am Dienstag in Berlin vorgelegte Zusammenschau von Ergebnissen der Pisa-Studie von 2015 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Seinerzeit nahmen in 72 Ländern rund 540.000 Schüler im Alter von 15 Jahren teil. In Naturwissenschaften etwa haben benachteiligte Schüler in Deutschland demnach im Schnitt einen Rückstand von dreieinhalb Schuljahren auf Schüler aus sozial starken Familien. Damit liegt die Bundesrepublik über dem OECD-Schnitt von drei Jahren.

In Finnland, Norwegen oder Polen existieren einige Unterschiede nicht

Besonders drastisch fällt der Unterschied dem Bericht zufolge aus, wenn man sich anschaut, welche Schulen benachteiligte Schüler besuchen: Diejenigen an benachteiligten Schulen haben demnach einen Rückstand von vier Jahren auf diejenigen an begünstigten Schulen. In den Ländern Finnland, Norwegen oder Polen existiert ein solcher Unterschied laut Studie dagegen nicht.

Neben diesen Problemen zeigt die Auswertung aber auch, dass benachteiligte Schüler in Deutschland eher zufrieden sind als im OECD-Durchschnitt. So seien in der Bundesrepublik 36 Prozent von ihnen zufrieden mit ihrem Leben, fühlten sich sozial integriert in der Schule und litten nicht unter Prüfungsangst („sozial und emotional resilient“). Im Schnitt aller Teilnehmerländer traf dies nur auf 26 Prozent zu.

Gefordert werden Investitionen in frühe Bildung

Die Autoren der Studie folgern aus ihrem Ländervergleich, dass alle Staaten mit der richtigen Bildungspolitik den Einfluss des sozialen Hintergrunds auf die Chancengleichheit reduzieren könnten. Konkret werden beispielsweise Investitionen in frühe Bildung genannt oder das Verringern der Konzentration benachteiligter Schüler an bestimmten Schulen. Eine frühere Sonderauswertung der Pisa-Studie hatte bereits gezeigt, dass benachteiligte Schüler besonders dann besser abschneiden, wenn sie gemeinsam mit bessergestellten Schülern unterrichtet werden. 

Bei der Pisa-Studie 2015 wurden die Leistungen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften untersucht. Dabei waren Schüler auch zu Bildungsstand und Beruf der Eltern sowie zu im Haushalt verfügbaren kulturellen Gütern wie Büchern befragt worden. Als sozial benachteiligt gelten demnach Schüler, die nach Pisa-Berechnungen in ihrem jeweiligen Land zum unteren Viertel gehörten. (KNA)

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